Unveröffentlichte Geschichten des Bestsellerautors entdeckt: Erzählungen aus den zwanziger Jahren. Es war der Wendepunkt, bevor er zum Bestsellerautor wurde: Hans Fallada stellte sich 1925 nach Unterschlagungen, mit denen er seine Alkohol- und Morphiumsucht finanzierte, selbst der Polizei. Eine bislang verloren geglaubte Gerichtsakte fördert nun einen unerwarteten literarischen Fund zutage - fünf Geschichten von Fallada, die selbst vor damals tabuisierten Themen nicht haltmachen: Lilly, Marie und Thilde - drei starke Frauen, die sich gegen die vorgezeichneten Lebensmuster auflehnen, während die beiden Außenseiter Pogg und Robinson auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit Zuflucht in einer Gefängniszelle suchen. Bislang gänzlich unveröffentlichte oder nur in Teilen bekannte Geschichten, die Falladas verblüffende Modernität unterstreichen. »Kostbares Naschwerk für Fallada-Fans: >Lilly und ihr Sklave< erzählt eine MeToo-Geschichte aus dem 1920er-Jahre-Berlin.« Marc Reichwein, LITERARISCHE WELT Mit einer Nachbemerkung der Gerichtsmedizinerin Johanna Preuß-Wössner und einem Nachwort des Fallada-Biographen Peter Walther.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Die beiden neu entdeckten unter den fünf erschienenen Kurzgeschichten von Hans Fallada liefern keine neuen Einsichten zu Falladas Werk, bestätigen aber dessen schriftstellerisches Talent als "Gefühlschronist", meint Rezensent Christian Metz. Wie er aus den Begleittexten der Rechtsmedizinerin Johanna Preuß-Wössner und dem Fallada-Experten Peter Walther erfährt, ist der Fund der sorgfältigen Aktenführung eines literarisch interessierten Gerichtsgutachters zu verdanken. Die Geschichten erzählen, überwiegend aus weiblicher Perspektive, vom Umbruch in der "Gefühlskultur" in der Weimarer Republik; vom Bestreben, sich aus der für Frauen oft bedrohlichen Maschinerie der Triebe anders als durch die völlige Reglementierung des Körpers zu befreien - die entstehenden Dilemma-Situationen erinnern den Rezensenten an Alfred Döblin oder Irmgard Keun. In den beiden neuentdeckten Geschichten schließlich geht es um die Willkürherrschaft eines Einzelkindes und um radikale Einsamkeit. Keine "Sensationsfunde", aber "hochkonzentrierte Gefühlsfiktionen", schließt Metz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es geht in diesen frühen Erzählungen um die Suche nach der Liebe. Interessanterweise nimmt Fallada dabei meist eine weibliche Perspektive ein. Er lässt seine Protagonistinnen von ihren Versuchen erzählen, das Glück in der Liebe zu finden.« WDR 3 20210525