Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,3, Technische Universität Chemnitz (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Medium Literatur II, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Hausarbeit untersucht Heinrich von Kleists „Das Bettelweib von Locarno“ durch die Linse des Fantastischen, wie es von Tzvetan Todorov definiert wird. Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in Todorovs Theorie des Fantastischen, das als Unentschlossenheit über die Erklärung von Ereignissen innerhalb der rational erklärbaren Welt oder jenseits davon verstanden wird. Diese Theorie bildet die Grundlage für die Analyse der Erzählung. Die Arbeit gliedert sich in verschiedene Abschnitte, die sich zunächst mit grundlegenden analytischen Merkmalen der Erzählung befassen, wie etwa Zeit, Erzähler und Erzählweise. Es wird gezeigt, wie Kleist durch den Einsatz von Zeitraffung und epischem Präteritum sowie durch eine auktoriale Perspektive eine lebendige und unmittelbare Erzählung schafft, die das Gefühl von Realität und Nähe verstärkt. Besonders wird auf die Nächte des Spukes eingegangen, die zentrale Elemente des Fantastischen in der Erzählung darstellen. In der Analyse der vier Nächte, in denen der Spuk auftritt, wird untersucht, wie unterschiedliche Figuren – der Ritter, der Marchese, die Marquise und der Bediente – die Ereignisse wahrnehmen und welche Rolle ihre Wahrnehmungen für die Frage des Fantastischen spielen. Die Glaubwürdigkeit der Zeugen und die sich steigernde Intensität der Spukerscheinungen tragen zur Unentschlossenheit bei, ob die Ereignisse rational erklärbar oder übernatürlich sind.