Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Deutsche Literatur), Veranstaltung: Der Liebes- und Abenteuerroman des Mittelalters, Sprache: Deutsch, Abstract: Will man literarische Gattungen des Mittelalters beschreiben, stellt man schnell fest, dass eine einfache Kategorisierung, wie man sie heute vornehmen kann, nicht möglich ist. Texte des Mittelalters lassen sich nur durch mehr oder weniger bestehende Gemeinsamkeiten zu verschiedenen Erzähltypen zusammenfassen. Eine literarische Gattung, die sich durch Gemeinsamkeiten verschiedener Texte ergibt, ist der so genannte „Minne- und Abenteuerroman“. Hier zeigen sich Übereinstimmungen in der thematischen Struktur, in Schwerpunkten und Aufbau der Handlung und in der Gruppierung und Darstellung der Personen. Alle „Minne- und Abenteuerromanen“ beginnen zunächst mit der Umwerbung und dem Gewinn einer Geliebten. Auf die glückliche Vereinigung erfolgt jedoch die Trennung. Auf der Suche nach dem oder der Geliebten müssen zahlreiche Abenteuer bestanden werden, damit es dann schließlich zum lang ersehnten Wiedersehen kommen kann. Der „Minne- und Abenteuerroman“ geht auf zwei unterschiedliche Stofftraditionen zurück. Zum einen wäre da der Antike Liebesroman, in welchem das Motiv der Brautwerbung eine zentrale Rolle spielt. Zum anderen handelt es sich um Legenden, welche die Lebensgeschichte von Heiligen schildern, zu denen zunächst das Leben als „normaler“ Mensch zählt und dann die „Erweckung“, die schließlich zum Heiligtum führt. Im Mittelpunkt der Handlung des „Minne- und Abenteuerromans“ stehen die zentralen Themen Liebe und Abenteuer. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Minne im höfischen Sinne, bei der die gesellschaftlichen Verpflichtungen im Vordergrund stehen, sondern um die wirklich innige Liebe mit dem persönlichen Glück, dem Kummer über die Trennung und der Freude über die Wiedervereinigung. Auch die aventiure des höfischen Romans grenzt sich vom Abenteuer des „Minne-und Abenteuerromans“ ab. Es handelt sich hierbei nicht um die Bewährung des Helden, welche durch Zufall und Bestimmung ausgelöst wurde, sondern um Erfahrungen, die den Helden reifen lassen. Bedingt durch den Wechsel zwischen Trennung und Wiedervereinigung ergibt sich die Opposition Ferne und Heimat, welche wiederum für das Ausgeliefertsein von Gefahren und der sicheren Rückkehr nach Hause steht. Der Protagonist befindet sich somit meist auf Reisen. Die Helden des „Minne- und Abenteuerromans“ haben die „Unschuld des Handelns“ wie sie epische Helden des Mittelalters besitzen verloren. Sie entscheiden selbst, beurteilen die Lage und überlegen ob sich der Einsatz von Gewalt oder List lohnt.