Von Heraklit und Parmenides, Platon und Aristoteles bis zu Kant und dem Deutschen Idealismus und darüber hinaus bis heute hat die Philosophie sich als filosofia a solo, nicht aber als filosofia in compagnia verstanden. Der Einzelne steht vor ihr, zu dem kein Zweiter und Dritter tritt. Der auf ihn gerichtete Blick ist ein denkender und zugunsten des Denkens wertender. Weil die Philosophie es am liebsten mit der reinen Geistigkeit hält, gilt ihr Vernunft als selbstgenügsam: Sie hat hinreichend mit sich selbst zu tun. Sieht Philosophie in der Denkkraft den ganzen, weil, wie sie emphatisch sagt, den wahren und wesentlichen Menschen und somit sich selbst als das Humanum, dann ist der Weg beschritten, das Denken mit dem Zudenkenden einswerden zu lassen. Daraus erwachsen vielfältige Spekulationen des innigsten geistigen Einsseins, sei es in der Einheit von Sein und Nichtsein oder von Gott und Mensch. Rainer Marten wendet sich in diesem Buch gegen den Vorrang des Einen und unternimmt es, die Zweiheit philosophisch auszuzeichnen: die Zweiheit von Tag und Nacht, die Zweiheit von Leben und Tod, die Zweiheit von Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit sowie die Zweiheit von Mann und Frau.
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