Essay aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Antike, Note: 1, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Philosophisches Seminar), Veranstaltung: Der Anfang der abendländischen Philosophie bei den Vorsokratikern - Heraklit, Parmenides, Empedokles, Sprache: Deutsch, Abstract: In der folgenden Arbeit soll der Begriff des „Logos“ näher betrachtet werden, um den Einstieg in die Erkenntnistheorie Heraklits zu erleichtern. Dabei richtet sich das Augenmerk auf das zweite Fragment: „Gegenüber der hier gegebenen, unabänderlich gültigen Auslegung [Logos] erweisen sich die Menschen als verständnislos, sowohl bevor sie als auch wenn sie sie einmal gehört haben. Denn obwohl alles in Übereinstimmung mit der hier gegebenen Auslegung geschieht, gleichen sie Unerfahrenen, sobald sie sich überhaupt an solchen Aussagen und Tatsachen versuchen, wie ich sie darlege, indem ich jedes Einzelne seiner Natur gemäß zerlege und erkläre, wie es sich damit verhält. Den anderen Menschen aber entgeht, was sie im Wachen tun, genau wie das, was sie im Schlaf vergessen.“ Der in diesem Fragment zum ersten Mal erwähnte Logos ist der Schlüsselbegriff in Heraklits Denken und wird später eine wichtige Rolle in der griechischen Philosophie einnehmen. Das selbstständige Nachforschen ist für Heraklit die erste Bedingung zum Erfassen des Logos. Es geht ihm um das rechte Verstehen dessen, was zu hören und zu sehen ist und somit um eine korrekte Interpretation alles Wahrgenommenen.Erkenntnis im Heraklitschen Sinne gilt also als Stufe zum Einvernehmen mit dem Logos. Logos kommt von „legein“, was ürsprünglich „sammeln“ und „lesen“ heißt, später aber „sprechen“, „auslegen“ bedeuten konnte. Somit ließe sich Logos als Wort, Auslegung oder Aussage übersetzen. In diesem Sinn ist es auch im genannten Fragment zu verstehen. In diesem Fragment wird gesagt, dass Heraklit den Menschen eine Erklärung aller Dinge gibt, welche immer und allgemein gültig ist. Alles geschieht in Übereinstimmung mit dieser Analyse. Heraklit vertritt also mit seiner Auslegung der Dinge eine allgemeine Gesetzlichkeit der Welt.