Diplomarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Psychologie - Beratung und Therapie, Note: 6.0, , Veranstaltung: Psychotherapieausbildung, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein umfassendes Verständnis des menschlichen Erlebens und Verhaltens bedarf anthropologischer Theorien, welche die Natur des Menschen in seiner Ganzheit und Komplexität erfassen. Erkenntnistheoretische Überlegungen sind dabei unerlässlich, um den menschlichen Bedürfnissen und Kräften gerecht zu werden. Auf der Grundlage eines existenz-analytischen Menschenbildes können sich auch vermeintlich so unversöhnliche Theorien wie die tendenziell ressourcenorientierte Logotherapie ("Entscheide dich selbst!") und die eher defizitorientierte Psychoanalyse ("Erkenne dein irrationales, illusionäres Selbst!") in einem bereichernden Dialog begegnen. Während die Logotherapie im therapeutischen Prozess vor allem unbewusste geistige Ressourcen wie das Freiheits- und Verantwortungsbewusstsein, Werte, die Stimme des Gewissens und sinnvolle Interessen bzw. Ziele bewusst macht, deckt die Psychoanalyse vor allem Defizite wie (individuelle und gesellschaftliche) Verdrängungen, Rationalisierungen, Widerstände und Übertragungen auf. Aus der Pädagogik wissen wir, dass man so Ressourcen-orientiert wie möglich und so Defizit-orientiert wie nötig arbeiten sollte. Die Franklsche Logotherapie und die Frommsche Psychoanalyse sind miteinander kompatibel, weil sie mit dem Postulat eines metaphysischen Bedürfnisses des Menschen über ein entscheidendes gemeinsames Element verfügen. Für beide Richtungen wird dadurch die Erfahrung von Glück, Lebenszufrieden bzw. Sinn unter ganz bestimmten Bedingungen erfahrbar. Aus einer ganzheitlich-systemischen Perspektive ergänzen sie einander in zweierlei Hinsicht: Einerseits stärkt die Logotherapie im Allgemeinen eher die Ressourcen, wohingegen die Psychoanalyse ihr Augenmerk vor allem auf die Defizite und Widerstände legt. Beide Aspekte sollen in einem therapeutischen Prozess Raum haben. Andererseits betont die Logotherapie sehr stark die Eigenverantwortung des Individuums. Fromm weist demgegenüber mit dem Gesellschafts-Charakter auf wichtige gesellschaftliche Einflüsse hin. Insgesamt ermöglicht der Dialog zwischen diesen beiden Theorien ein umfassenderes Verständnis des menschlichen Erlebens und Verhaltens, als es eine Theorie für sich alleine vermag.
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