Sie bricht alle Rekorde der Musikgeschichte, füllt die größten Stadien der Welt und wird von Donald Trump gefürchtet: Taylor Swift ist das größte, einflussreichste Pop-Phänomen unserer Zeit. Wie wurde aus einem Mädchen mit Gitarre der Weltstar, dem heute Millionen von Fans zu Füßen liegen - und warum ist es eigentlich so cool, «Swiftie» zu sein? Bookfluencerin und Swiftie Anne Sauer untersucht ihre eigene Verbindung zu Taylor Swift und macht sich auf eine persönliche Reise durch die «Eras» der letzten zwei Jahrzehnte. In 13 Kapiteln zeichnet sie die Geschichte des Phänomens nach, widmet sich der musikalischen Entwicklung Swifts, nimmt die Rezeption des Popstars und das eigene Fantum kritisch in den Blick. Was heißt es, sich als Künstlerin ständig neu erfinden zu müssen? Woher kommt das Bedürfnis, einen so einzigartigen Erfolg kleinreden zu wollen? Und was sagt es über Kritiker:innen aus, die nur darauf warten, eine Frau scheitern zu sehen? Sauers Essay verbindet kenntnisreiche Analyse mit einer Liebeserklärung an die lebende Pop-Ikone der Gegenwart.
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«Die Hamburger Autorin Anne Sauer hat in ihrem Buch ihre persönliche Beziehung zu Popstar Taylor Swift unter die Lupe genommen und sich unter feministischen Aspekten mit dem eigenen Fan-Sein beschäftigt.» NDR Kultur Katharina Preuth NDR Kultur 20240717
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eher säuerlich bespricht Rezensentin Selma Schiller Anne Sauers Buch über Taylor Swift. Natürlich liegt es nahe, gesteht Schiller ein, ein Buch über eines der zentralen Zeitgeistphänomene der Gegenwart zu schreiben, und man kann dies durchaus auch, wie die Influencerin Sauer es vorhat, mit feministischem Impetus tun, aber die vorliegende Veröffentlichung bietet kaum etwas auf, was man sich nicht aus Wikipedia und ähnlichen Quellen selbst zusammentragen kann. Der behauptete Feminismus wiederum bleibt floskelhaft, kritisiert die Rezensentin. Diesem teils an Tagebuchaufzeichnungen erinnernden Buch kann man, findet sie, am ehesten etwas abgewinnen, wenn man es als unfreiwilliges Selbstportrait der Autorin liest, das zeigt, was bei Fantum der obsessiveren Sorte zumeist heraus kommt: nicht viel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2024Hier weht der Zeitgeist
Dann melken wir mal: Anne Sauer stürzt sich in eine Liebeserklärung an die Sängerin Taylor Swift
Der Hype um die Popsängerin Taylor Swift ist im Jahr 2024 ohne Zweifel auf seinem bisherigen Höhepunkt angekommen. Nicht nur die Veröffentlichung ihrer wie am Fließband produzierten Alben, sondern auch die internationale "Eras"-Konzerttour stellt fortlaufend neue Rekorde auf. Nach der jüngst zu Ende gegangenen Fußball-EM waren die sieben Konzerte Swifts in Deutschland das nächste mediale Großereignis des Sommers.
Das wie auch immer geartete Aufspringen auf den Zug eines solchen Erfolges scheint ein äußerst lukratives Unterfangen zu sein, und so muss man sich wohl auch das zeitlich genau platzierte Erscheinen des Buchs "Look What She Made Us Do" der "Bookfluencerin" und Podcasterin Anne Sauer erklären. Sauer selbst formuliert dieses Phänomen - womöglich durchaus selbstreflektiert - so: "Die Eras Tour ist die fetteste Cashcow der Musikbranche, und wo potentiell Geld fließen kann, wird auch gemolken."
Vermarktet wird "Look What She Made Us Do" - der Titel ist eine Anspielung auf Swifts Rache-Song "Look What You Made Me Do" aus dem Jahr 2016 - als "feministische Liebeserklärung an die Popikone unserer Gegenwart". Herausgekommen ist allerdings wenig mehr als eine Nacherzählung all dessen, was man über die omnipräsente Swift bereits aus zahlreichen Online-Publikationen oder ganz einfach aus Wikipedia erfahren kann. In dreizehn Kapiteln - offenbar Taylors Lieblingszahl, immerhin das hat man nach der Lektüre gelernt - versucht Sauer, verschiedene Aspekte von Leben und Karriere des Popstars zu beleuchten, etwa die mediale Rezeption oder die viel besprochene Rolle der Männer im Swift'schen Universum, seien es Lover oder Geschäftspartner.
Dass sich hier durchaus interessante Fragen ergeben und etwa der Umgang mit weiblichen Künstlern in der Branche im Jahr 2024 ein relevantes Thema ist, lässt sich kaum bestreiten. Auch, dass Swift sich als repräsentatives Beispiel für eine fundierte Analyse mit dem Erfolg einhergehender oder durch ihn bedingter gesellschaftlicher Phänomene geradezu aufdrängt, liegt auf der Hand. Taylor Swift ist der Zeitgeist, ob man nun will oder nicht, und es ist an sich keine schlechte Idee, auf die Hysterie und den Hype um ihre Person einzugehen und sie zu erklären - wenn als solche kenntlich gemacht, gerne auch aus feministischer Sicht.
Doch anstatt genau das auf kluge und sachliche Art und Weise zu tun, verliert die Autorin sich allzu oft in persönlichen Schilderungen und pseudo-feministischen Floskeln, die abwechselnd nach anklagenden, intellektuell nur noch wenig anschlussfähigen Anschuldigungen klingen ("Ich versuche mich an den Moment zu erinnern, seit dem mir die Meinung von Männern gleichgültiger geworden ist [...] wenn ich mir Bühne und Podien mit ihnen teile oder mir ihre frauenfeindlichen Kritiken und Kommentare in den sozialen Medien durchlesen muss") oder aber nach selbstgerechtem Empowerment-Gehabe, das keine wertenden Vergleiche unter und zwischen Frauen mehr zulassen möchte ("Auf die Frage, was Taylor von Beyoncé oder Billie Eilish unterscheidet, antworte ich: Sie ist Taylor Swift. Und darin ist sie die Einzige und Beste.").
Es ist natürlich ein Dilemma, denn im Zusammenhang mit der Ratlosigkeit in Bezug auf den Mehrwert solcher Ausführungen stellt sich an diesem Punkt auch die Frage nach der Zielgruppe des Buches. Man muss Sauer wohl zugutehalten, dass sie im Vorwort ihr eigenes Werk bereits als "eine persönliche Reise durch die 'Eras' der letzten zwei Jahrzehnte" beschreibt. Auch stellt sie bescheiden fest, dass ihr für diese Annäherung, da sie weder Musik- noch Kulturwissenschaftlerin sei, nur der Weg bliebe, "den Taylor Swift selbst wählen würde: mitten durch die pure Emotion".
Für Leser, die sich ohnehin nicht sonderlich für Taylor Swift interessieren, bleibt die tagebuchartig anmutende und durch ihre Subjektivität sehr eingeschränkte Aufarbeitung des Phänomens somit recht erkenntnislos. Und auch den für ihr oft exzessives Fantum bekannten "Swifties" (zu denen sich Sauer im Übrigen selbst zählt) wird es wohl kaum neue Informationen über ihr Idol bieten.
Liest man "Look What She Made Us Do" jedoch als das, was es eigentlich ist, nämlich eine wohl doch eher unfreiwillige Chronik solchen obsessiven Fantums, so ist es diese von der Autorin gelieferte psychosoziale Studie mit ihr selbst als Protagonistin, die am Ende doch einen Aha-Effekt bietet. Nach der Lektüre ist einem klar, dass das Buch durch die zwanghaft alles, was peripher mit ihrem Idol zu tun hat, konsumierenden "Swifties" wohl ein Verkaufsschlager werden wird - und versteht im Grunde erst dadurch die nun überaus treffend anmutende Bedeutung des Titels. SELMA SCHILLER
Anne Sauer: "Look What She Made Us Do." Über Taylor Swift.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024.
160 S., geb., 16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Dann melken wir mal: Anne Sauer stürzt sich in eine Liebeserklärung an die Sängerin Taylor Swift
Der Hype um die Popsängerin Taylor Swift ist im Jahr 2024 ohne Zweifel auf seinem bisherigen Höhepunkt angekommen. Nicht nur die Veröffentlichung ihrer wie am Fließband produzierten Alben, sondern auch die internationale "Eras"-Konzerttour stellt fortlaufend neue Rekorde auf. Nach der jüngst zu Ende gegangenen Fußball-EM waren die sieben Konzerte Swifts in Deutschland das nächste mediale Großereignis des Sommers.
Das wie auch immer geartete Aufspringen auf den Zug eines solchen Erfolges scheint ein äußerst lukratives Unterfangen zu sein, und so muss man sich wohl auch das zeitlich genau platzierte Erscheinen des Buchs "Look What She Made Us Do" der "Bookfluencerin" und Podcasterin Anne Sauer erklären. Sauer selbst formuliert dieses Phänomen - womöglich durchaus selbstreflektiert - so: "Die Eras Tour ist die fetteste Cashcow der Musikbranche, und wo potentiell Geld fließen kann, wird auch gemolken."
Vermarktet wird "Look What She Made Us Do" - der Titel ist eine Anspielung auf Swifts Rache-Song "Look What You Made Me Do" aus dem Jahr 2016 - als "feministische Liebeserklärung an die Popikone unserer Gegenwart". Herausgekommen ist allerdings wenig mehr als eine Nacherzählung all dessen, was man über die omnipräsente Swift bereits aus zahlreichen Online-Publikationen oder ganz einfach aus Wikipedia erfahren kann. In dreizehn Kapiteln - offenbar Taylors Lieblingszahl, immerhin das hat man nach der Lektüre gelernt - versucht Sauer, verschiedene Aspekte von Leben und Karriere des Popstars zu beleuchten, etwa die mediale Rezeption oder die viel besprochene Rolle der Männer im Swift'schen Universum, seien es Lover oder Geschäftspartner.
Dass sich hier durchaus interessante Fragen ergeben und etwa der Umgang mit weiblichen Künstlern in der Branche im Jahr 2024 ein relevantes Thema ist, lässt sich kaum bestreiten. Auch, dass Swift sich als repräsentatives Beispiel für eine fundierte Analyse mit dem Erfolg einhergehender oder durch ihn bedingter gesellschaftlicher Phänomene geradezu aufdrängt, liegt auf der Hand. Taylor Swift ist der Zeitgeist, ob man nun will oder nicht, und es ist an sich keine schlechte Idee, auf die Hysterie und den Hype um ihre Person einzugehen und sie zu erklären - wenn als solche kenntlich gemacht, gerne auch aus feministischer Sicht.
Doch anstatt genau das auf kluge und sachliche Art und Weise zu tun, verliert die Autorin sich allzu oft in persönlichen Schilderungen und pseudo-feministischen Floskeln, die abwechselnd nach anklagenden, intellektuell nur noch wenig anschlussfähigen Anschuldigungen klingen ("Ich versuche mich an den Moment zu erinnern, seit dem mir die Meinung von Männern gleichgültiger geworden ist [...] wenn ich mir Bühne und Podien mit ihnen teile oder mir ihre frauenfeindlichen Kritiken und Kommentare in den sozialen Medien durchlesen muss") oder aber nach selbstgerechtem Empowerment-Gehabe, das keine wertenden Vergleiche unter und zwischen Frauen mehr zulassen möchte ("Auf die Frage, was Taylor von Beyoncé oder Billie Eilish unterscheidet, antworte ich: Sie ist Taylor Swift. Und darin ist sie die Einzige und Beste.").
Es ist natürlich ein Dilemma, denn im Zusammenhang mit der Ratlosigkeit in Bezug auf den Mehrwert solcher Ausführungen stellt sich an diesem Punkt auch die Frage nach der Zielgruppe des Buches. Man muss Sauer wohl zugutehalten, dass sie im Vorwort ihr eigenes Werk bereits als "eine persönliche Reise durch die 'Eras' der letzten zwei Jahrzehnte" beschreibt. Auch stellt sie bescheiden fest, dass ihr für diese Annäherung, da sie weder Musik- noch Kulturwissenschaftlerin sei, nur der Weg bliebe, "den Taylor Swift selbst wählen würde: mitten durch die pure Emotion".
Für Leser, die sich ohnehin nicht sonderlich für Taylor Swift interessieren, bleibt die tagebuchartig anmutende und durch ihre Subjektivität sehr eingeschränkte Aufarbeitung des Phänomens somit recht erkenntnislos. Und auch den für ihr oft exzessives Fantum bekannten "Swifties" (zu denen sich Sauer im Übrigen selbst zählt) wird es wohl kaum neue Informationen über ihr Idol bieten.
Liest man "Look What She Made Us Do" jedoch als das, was es eigentlich ist, nämlich eine wohl doch eher unfreiwillige Chronik solchen obsessiven Fantums, so ist es diese von der Autorin gelieferte psychosoziale Studie mit ihr selbst als Protagonistin, die am Ende doch einen Aha-Effekt bietet. Nach der Lektüre ist einem klar, dass das Buch durch die zwanghaft alles, was peripher mit ihrem Idol zu tun hat, konsumierenden "Swifties" wohl ein Verkaufsschlager werden wird - und versteht im Grunde erst dadurch die nun überaus treffend anmutende Bedeutung des Titels. SELMA SCHILLER
Anne Sauer: "Look What She Made Us Do." Über Taylor Swift.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024.
160 S., geb., 16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.