Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Germanistisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Deutschland im 19. Jahrhundert, nicht nur in der Schule befassen wir uns mit der Deutschen Geschichte dieses Jahrhunderts. Begriffe wie Demokratisierung, Industrialisierung, Beginn des Kapitalismus sind uns vertraut, ebenso Daten wie 1848 und 1872, oder Namen wie Bismarck, die verschiedenen Wilhelms, auch Humboldt, die Brüder Schlegel. Aber Hand aufs Herz, was wissen wir über die spezifische Lage der Frauen in dieser Zeit? Welche Namen fallen uns dabei ein, welche Taten? Wahrscheinlich geht es manchem so, wenn wir beginnen, uns mit diesem Thema zu beschäftigen: nicht allzu viele! Es ist also eine uns "fremde" aber doch eigene Geschichte. Nicht nur im Schulunterricht oder in den Medien handelt es sich dabei um "vergessene Lektionen", sondern auch in der Forschung. Die Geschichte der Ungleichheit von Mann und Frau und die des Kampfes um (Chancen-) Gleichheit für Frauen blieb im Kontext der herkömmlichen Geschichtswissenschaft weitgehend unberücksichtigt. Barbara Becker-Cantarino kommt in ihren Untersuchungen zu der Feststellung, dass das Bild der Frau in der Geistes-, Literatur- und Sozialgeschichte geprägt ist durch "Gesichtslosigkeit" und "Geschichtslosigkeit". Mit "Gesichtslosigkeit" meint sie die fehlende Eigenständigkeit der Frau in der Darstellung, besonders außerhalb des Familienbereichs, und die Reduzierung der Frauen auf so genannte "Ergänzungsrollen" als Gattin und Mutter. "Geschichtslosigkeit" bedeutet eine geringe historische Dokumentation hinsichtlich des Wirkungskreises von Frauen in den verschiedensten Lebensbereichen. Besonders bedeutsam sei der völlige Ausschluss der Frauen aus der Geschichtsschreibung, somit sei diese aus einseitig männlicher Perspektive verfasst und begründe das fast ausschließliche Interesse für die Lebensform des Mannes. Dass sich dort die anerkannten Fragen und Perspektiven langsam wandeln , ist nicht zuletzt der neueren historischen Frauenforschung zu verdanken. Dieser geht es nicht um die bloße Anreicherung des Wissenschaftskanons mit "Frauenthemen" oder "frauenspezifischer Forschung", der Frauenforschung geht es insgesamt um einen "anderen Blick auf Geschichte" und um den Versuch, Spurensicherung von Frauenexistenz zu betreiben, die über die Bedingungen der weiblichen Identitätsbildung aufklären soll. Auf der Spurensuche nach Frauenidentitäten und deren Bildung in der Literatur stoßen wir zunehmend auf die Schriften von Vertreterinnen der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts...
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