Das Werk des aus Dalmatien stammenden Architekten Luciano Laurana (gest. 1479) und dessen Stellung in der italienischen Frührenaissance-Architektur zählen zu den bisher größtenteils ungelösten Fragen der Forschung. Dasselbe gilt für die Baugeschichte und Zuschreibungsfrage des Herzogspalastes von Urbino, das Hauptwerk Lauranas. Die Residenz, die sich der Bauherr Federico da Montefeltro in der Hauptstadt seines Herzogtumes von 1464–1479 errichten ließ, übertrifft an Größe und Pracht alle profanen Bauvorhaben der zweiten Hälfte des Quattrocento. Neueste Erkenntnisse der Archivforschung und eine eingehende Bauanalyse ermöglichten die Rekonstruktion der Baugeschichte des Herzogspalastes von Urbino, dessen einheitliches Grundprojekt von Laurana im Zeitraum 1464–1466 konzipiert wurde. Mit der Untersuchung der Zuschreibungsfrage ist auch eine Identifizierung der Architektenpersönlichkeit Lauranas verbunden. Dieser konnte bei der Realisierung des urbinatischen Bauprojektes auf bereits in der Grafschaft Mantua gemachte Erfahrungen zurückgreifen. Hier war Laurana in den 1450er Jahren an der Errichtung des Palastkomplexes von Gonzaga beteiligt, wo erstmalig ein vergleichbares Bauprogramm realisiert wurde. So konnte der Herzogspalast von Urbino zum Vorläufer neuzeitlicher Residenzarchitektur werden, da Lauranas Bedeutung als Architekt darin liegt, die Prinzipien der Florentiner Frührenaissance-Architektur mit seinen Erfahrungen im Festungs- und Ingenieurbau zu verbinden.