Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Ludwig-Maximilians-Universität München, Veranstaltung: Nach der Romantik: Nachromantik - Entromantisierung - Antiromantik? Perspektiven auf das 19. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: "Waldeinsamkeit" ist die letzte Novelle eines bedeutenden Romantikers, die philosophische Standpunkte von Erkenntnismöglichkeit und Subjektivismus genauso verhandelt, wie sie im Grunde die Erzählung eines Verbrechens ist. Dieser Vielschichtigkeit des Textes will diese Arbeit, gerade im Gegensatz zu frühen Darstellungen Rechnung tragen. Mühl führt in ihrer Untersuchung zur Romantiktradition und Frührealismus auf, dass in der früheren Forschung die letzte Novelle Tiecks nicht sehr viel Beachtung fand und wenn, meist als ironisierte Auseinandersetzung mit seinem Frühwerk und eine Absage an die Epoche der Romantik. Mühl macht als erstes auch den nicht zu unterschätzenden gesellschaftskritischen Aspekt der Novelle deutlich. Auch in der neuen Literatur wird vornehmlich die Novelle als "Abschied von der Romantik" beziehungsweise ihr Verhältnis und ihre Positionierung zu und zwischen Realismus und Romantik verhandelt. Und auch dieser Frage soll ein Kapitel der Untersuchung gewidmet werden, genauso wie auch beleuchtet werden soll, dass die Novelle ebenso mit den "unromantisch" gewordenen Zeitumständen kritisch abrechnet. Besonders interessant ist der Umstand, dass das Konzept von Jugend durchaus von der Forschung schon als wichtiger Gegenstand der Novelle identifiziert wurde, etwa von Brüggemann , aber auch Lukas beschäftigt sich damit und auch Brecht sieht am Ende der Novelle Ferdinand in der typischen Position eines Romantikers im Alter angekommen. Diese Arbeit will nun einen Schritt weitergehen und fragen, ob man die Novelle nicht auch als Geschichte einer Initiation, den Bericht eines Erwachsenwerdens, also eben eine Coming-of-Age-Story lesen kann? Zuletzt soll der spannende Punkt behandelt werden, inwiefern die Erzählung auch für den Leser in pädagogischer Absicht eine "Kur" darstellt, beziehungsweise wie sie versucht auch den Leser durch die Lektüre zu neuen Einsichten zu bringen, genauso wie Ferdinand sie in der Waldeinsamkeit gewinnt. Waldeinsamkeit erscheint so als Raum der Entwicklung für Ferdinand und den Leser, kommentiert zudem kritisch gesellschaftliche Entwicklungen und verweist auch auf eine entwickelte Form der Romantik.