Unser Leben - eine Irrfahrt Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts macht Oberregierungsrat Neise in dem luxurösen Luftschiff >Berlin< eine Reise quer über den Atlantik nach Amerika. Bald zeigt sich, dass nichts an Bord mit rechten Dingen zugeht: Die >Berlin< fliegt auf rätselhaften Routen durch Nebel und über Meer, Dimensionen wie Zeit und Raum beginnen sich aufzulösen... Stefan aus dem Siepen erzählt wirklichkeitsgetreu von einer zwar unmöglichen, aber faszinierenden Irrfahrt.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.09.2016NEUE TASCHENBÜCHER
Alles Fake,
über den Wolken
Zur Blütezeit der Luftschifffahrt: Oberregierungsrat Hermann Neise reist nach Amerika. Er benötigt Urlaub, die Nerven! Er geht an Bord der Berlin, mondänes Interieur, aber gefakt. Selbst die Zierpalmen sind künstlich. Ein Gast, von des Gedankens Blässe angekränkelt, raunt kryptisch: „Alles ist Sperrholz. Alles ist Leinwand. Alles ist Gas.“ Dazu spielt die Bordkapelle Salut d’Amour musikalische „Bonbons“, das Zimmermädchen Erika legt Neise eine Praline aufs Kopfkissen (und sich daneben). Drei Tage soll die Reise dauern, es werden Wochen. Milchig-zäher Nebel umwabert den Zeppelin, und er scheint aus Raum und Zeit zu fallen. Das Leben beginnt für die geschlossene Gesellschaft zu zerfließen: „Sie fragen, wann wir ankommen? Nun, das ist noch einfach zu beantworten: Es hängt davon ab, wohin wir fliegen. Und wohin fliegen wir? Auch das ist keine schwierige Frage: Es hängt davon ab, welches Ziel wir haben. Und welches Ziel haben wir? Aha, sehen Sie, hier beginnen die Schwierigkeiten . . .“ Stefan aus dem Siepens luftiges Debüt von 2006 hat die Literaturgeschichte im Gepäck, die Décadence, die Fantastik, Kafka. Herrlich anachronistisch. FLORIAN WELLE
Stefan aus dem Siepen: Luftschiff. Roman. dtv, München 2016. 158 Seiten, 9,90 Euro.
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Alles Fake,
über den Wolken
Zur Blütezeit der Luftschifffahrt: Oberregierungsrat Hermann Neise reist nach Amerika. Er benötigt Urlaub, die Nerven! Er geht an Bord der Berlin, mondänes Interieur, aber gefakt. Selbst die Zierpalmen sind künstlich. Ein Gast, von des Gedankens Blässe angekränkelt, raunt kryptisch: „Alles ist Sperrholz. Alles ist Leinwand. Alles ist Gas.“ Dazu spielt die Bordkapelle Salut d’Amour musikalische „Bonbons“, das Zimmermädchen Erika legt Neise eine Praline aufs Kopfkissen (und sich daneben). Drei Tage soll die Reise dauern, es werden Wochen. Milchig-zäher Nebel umwabert den Zeppelin, und er scheint aus Raum und Zeit zu fallen. Das Leben beginnt für die geschlossene Gesellschaft zu zerfließen: „Sie fragen, wann wir ankommen? Nun, das ist noch einfach zu beantworten: Es hängt davon ab, wohin wir fliegen. Und wohin fliegen wir? Auch das ist keine schwierige Frage: Es hängt davon ab, welches Ziel wir haben. Und welches Ziel haben wir? Aha, sehen Sie, hier beginnen die Schwierigkeiten . . .“ Stefan aus dem Siepens luftiges Debüt von 2006 hat die Literaturgeschichte im Gepäck, die Décadence, die Fantastik, Kafka. Herrlich anachronistisch. FLORIAN WELLE
Stefan aus dem Siepen: Luftschiff. Roman. dtv, München 2016. 158 Seiten, 9,90 Euro.
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Stefan Siepens luftiges Debüt von 2006 hat die Literaturgeschichte im Gepäck, die Décadence, die Fantastik, Kafka. Herrlich anachronistisch. Florian Welle Süddeutsche Zeitung 20160907