Luise Büchner war die jüngere Schwester von Georg Büchner, mit dem sie offenbar die literarische Begabung gemein hatte. Als "Hauspoet(in)" der Familie, erwarb sie sich autodidaktisch umfangreiches Wissen über Literatur, Mythologie und Geschichte. Was an ihren Gedichten auffällt, ist insbesondere die große formale Begabung. Büchners Gedichte sind stilistisch so perfekt und klassisch gebildet, dass viele davon auch einem Goethe Ehre gemacht hätten. Dass das Privatleben der Autorin, wohl einer früh erlittenen Gehbehinderung geschuldet, nicht allzu glücklich war, strahlt auch in ihre Dichtung aus. Vielen Frühlingsgedichten steht eine Vielzahl erstaunlich pessimistischer und Todes-beeinflusster Lyrik gegenüber. Dass Luise Büchner in späteren Jahren sich feministisch engagierte, deutet dieser Lyrikband nicht an, auch wenn der Titel "Frauenherz" es vermuten lassen könnte. Auch ist dankenswerterweise keine religiöse Vereinnahmung festzustellen. Selbst wenn das Buch thematisch nicht gerade Neuland betritt, beeindrucken der virtuose Sprachgebrauch und die teils tiefe Emotionalität dieses Werks dennoch. Luise Büchner muss man angesichts dieses Bandes zu den großen lyrischen Begabungen des 19. Jahrhunderts zählen.