Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 2,3, Universität Münster (Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: In meiner Ausarbeitung beschäftige ich mich mit der Frage, inwieweit es zwischen Luther und der Hirnforschung (bei gemeinsamer Ablehnung der Willensfreiheit) methodische und inhaltliche Übereinstimmungen sowie Differenzen gibt. Neben einer vergleichenden Gegenüberstellung formuliere ich in meiner Ausarbeitung abschließend einen theologischen Ertrag für die Moderne, der sich aus der Erkenntnis der Unfreiheit des menschlichen Willens ergibt. "Gott weiß nichts zufällig voraus, sondern sieht alles voraus, nimmt es sich vor und tut es nach seinem unwandelbaren, ewigen und unfehlbaren Willen. Dieser Donnerschlag streckt den freien Willen nieder und zermalmt ihn ganz und gar." Mit diesen Worten begründete Martin Luther in seiner Schrift "Vom unfreien Willen" (1525) seine Position von der Unfreiheit des menschlichen Willens. Aufgrund der Voraussicht und Unwandelbarkeit des göttlichen Willens widerspreche die Vorstellung einer menschlichen Willensfreiheit sämtlichen glaubwürdigen Konzeptionen des Gott-Mensch-Verhältnisses. Luther macht in jener Schrift den Begriff der göttlichen Gnade stark und verknüpft ihn unmittelbar mit der menschlichen Ohnmacht, die aus der Erkenntnis der Unfreiheit des menschlichen Willens erwächst. In den letzten Jahren (und Jahrzehnten) bekommt Luthers Ablehnung des freien Willens dabei viel Zustimmung von überraschender Seite: auch die moderne Hirnforschung kommt auf der Grundlage experimenteller Befunde zu dem Schluss, dass der Mensch durch seine neurologische Konstitution determiniert sei. Auch die bedeutenden Neurowissenschaftler der letzten Jahre sehen daher keinen Raum für einen freien menschlichen Willen.