Nur gelegentlich schaffen es Kontroversen der Theologie in die Feuilletons der großen deutschen Tageszeitungen. Im Jahr 2015 war das der Fall. Notger Slenczkas These, das Alte Testament sei nicht dazu geeignet, ein christliches Selbstbewusstsein zu begründen, da von Jesus Christus darin in keiner denkbaren Weise die Rede sei, und daher könne dieser Teil der Bibel für Christen auch nicht mehr >kanonisch< im Sinne von >normativ< sein, erregte die Gemüter. Insbesondere der Vorwurf, mit der vermeintlichen >Abschaffung< des Alten Testaments sei ein latenter Antijudaismus verbunden, führte dann zu einer breiten Debatte weit über die engen theologischen Fachkreise hinaus. Diese Debatte dauert noch an. Dabei hatte der Berliner Systematiker seine Thesen, die er selbst eine >Provokation< nennt, bereits 2013 in die Welt entlassen als Beitrag eines Marburger Jahrbuchs für Theologie zum Thema >Das Alte Testament in der Theologie<. Aber erst jetzt haben sich Kollegen offenbar provozieren lassen ... Auch Jürgen Kegler setzt sich in seinem Beitrag mit Notger Slenc-zka auseinander und fragt nach der Bedeutung des Alten Testa¬ments für den christlichen Glauben. Er erinnert dabei in Thesen an vermeintliche Selbstverständlichkeiten. Aber auch eine solche Erin-nerung gehört zu dem Prozess einer hermeneutischen Neubesinnung. Sein Text geht auf einen Vortrag in Walldorf zurück und der Vor-tragsstil wurde weitgehend beibehalten ... Schließlich sind wir dankbar für den Beitrag von Karl Böhmer über den sog. Hardelandkonflikt. August Hardeland gilt einerseits als eine der prägenden Gestalten der Arbeit der Hermannsburger Mission im südlichen Afrika im 19. Jahrhundert. Böhmers auf Englisch soeben erschienene gründliche Dissertation zeichnet andererseits ei-nen Menschen voller Herrschsucht, Rassismus und zuweilen auch zügelloser Brutalität. Das ist auch nicht aus den vermeintlich ande¬ren Mentalitäten des 19. Jahrhunderts zu erklären, sondern stellt Fragen. Etwa die, wie sich das alles in der Person Hardelands mit dem erwecklichen Hermannsburger Kontext vertrug, oder auch die, warum Louis Harms doch wohl recht lange den Charakter seines Missionssuperintendenten vollkommen verkannte. Eine spannende und in mancher Hinsicht aufregende Lektüre. (Aus dem Vorwort von Achim Behrens)
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