Gilberto da Silva wendet sich dem Thema ¿Freiheit bei Luther¿ zu. Im Gedenken an 500 Jahre Reformation spielte das Thema Freiheit 2017 eine zentrale Rolle. In der Tat mag es für Theologie und Kirche reizvoll erscheinen, den Wittenberger Reformator als Pionier eines modernen Freiheitsbegriffs zu illuminieren ? bietet sich so doch scheinbar eine Gelegenheit der Anknüpfung auch an säkular geprägte Zeitgenossen und damit ein Hinweis auf die Relevanz der Kirche und ihrer Traditionen. Da Silva gießt nun seinerseits zunächst Wasser in diesen Wein, indem er auf die Andersartigkeit des Luther¿schen Freiheitsbegriffs gegenüber einem modernen, nachaufklärerischen Verständnis hinweist. Ein Gewinn seines Beitrags und ein Anstoß zum Weiterdenken besteht nun in der Differenzierung. Weder ist Luthers Freiheitsbegriff, der durchaus gesellschaftliche Ungleichheiten, ja Ungerechtigkeiten bestehen lassen kann, von der Moderne her anachronistisch zu verurteilen; noch muss ein neuer individueller Freiheitsbegriff, der nach der Befreiung von Bevormundung und Unterdrückung strebt, von Luther her als irrelevant bezeichnet werden. Vielmehr käme es in Theologie und Kirche darauf an, Luthers Freiheitsverständnis in seiner entscheidenden Dimension des coram deo neu hervorzuheben. Die Gewissheit, dass die Freiheit von den ¿Mächten¿ Sünde, Tod und Teufel, gewonnen durch Christus, auch heute relevant, ja existenziell ist, sollten Theologie und Kirche getrost haben. Die Aufgabe der Vermittlung und Übersetzung des damit Gemeinten ist dann aber erst gestellt. (Aus dem Editorial von Prof. Dr. Achim Behrens)
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