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Alle zwei Jahre wird der Hermann-Sasse-Preis für lutherische theologische Literatur verliehen. Er hat laut Satzung die Bestimmung, »Autoren oder Herausgeber solcher Werke zu ehren, die mit ihrer Veröffentlichung einen Beitrag zur Verbreitung lutherischer Theologie leisten«. 2023 ging dieser Preis, der nach dem promovierten Neutestamentler und lutherischen Theologen und Ökumeniker Hermann Sasse (1895-1976) benannt ist, an die Kölner Professorin für Biblische Literatur Heidrun E. Mader. Damit ist - vielleicht doch erstaunlich - erst zum zweiten Mal in der fast dreißigjährigen Geschichte dieses…mehr

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Produktbeschreibung
Alle zwei Jahre wird der Hermann-Sasse-Preis für lutherische theologische Literatur verliehen. Er hat laut Satzung die Bestimmung, »Autoren oder Herausgeber solcher Werke zu ehren, die mit ihrer Veröffentlichung einen Beitrag zur Verbreitung lutherischer Theologie leisten«. 2023 ging dieser Preis, der nach dem promovierten Neutestamentler und lutherischen Theologen und Ökumeniker Hermann Sasse (1895-1976) benannt ist, an die Kölner Professorin für Biblische Literatur Heidrun E. Mader. Damit ist - vielleicht doch erstaunlich - erst zum zweiten Mal in der fast dreißigjährigen Geschichte dieses Preises ein exegetisches Werk gewürdigt worden. Jorg Salzmann, emeritierter Professor für Neues Testament an der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel, hat bei der Preisverleihung in Köln die Laudatio gehalten und dabei auch erläutert, was nicht nur den exegetischen Wert dieser Habilitationsschrift, sondern auch deren besonderen Er¬trag für die lutherische Theologie ausmacht. Eine Kostprobe ihrer theologischen Arbeit gibt Heidrun E. Mader im daran anschließenden Beitrag, mit dem sie sich gleichsam für diese Auszeichnung bedankt. Unter dem Titel »Von der Torheit der Kreuzesexistenz« zeigt sie beispielhaft auf, wie das Markusevangelium die Kreuzestheologie des Apostel Paulus aufgreift und erzählerisch umsetzt. In ihm verkündigt der markinische Jesus selbst das Wort vom Kreuz als Auftrag an die, die ihm nachfolgen, und durchlebt den Gehalt dieses Wortes in seiner Passion und seinem Kreuzestod. In der Erzählstruktur seines Evangeliums schildert Markus die möglichen Reaktionen auf das Gehörte in der Gemeinde am Beispiel der Zwölf ei¬nerseits und einzelner Frauen andererseits, die jeweils zugleich Israel und die Heidenvölker repräsentieren. Mader zeigt, wie jüdische und pagane Menschen, Männer und Frauen, hier als Identifikationsangebote für die eigene christusbezogene Existenz und für die angemes¬sene Antwort auf die Kreuzesbotschaft dienen. So befördert die Kreuzestheologie bei Markus wie bereits bei Paulus die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkünfte in die Christusgemeinschaft der Kirche und schafft eine integrative Ekklesiologie der Gleichheit kraft der Taufe als Neubeginn eines Lebens mit Christus. Hans-Jörg Voigt D.D., amtierender Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, skizziert in seinem Beitrag »Jesus in der evangelischen Kirche und Theologie« ein sakramental gefasstes Christusverständnis in Hl. Schrift und gottesdienstlicher Liturgie, indem er die Bedeutung Jesu Christi als »das größte Wunder zu Rettung der Menschheit« und als »vollendete Schönheit« zur Sprache bringt. Das Nachdenken über Jesus müsse - entsprechend dem Verständnis der lutherischen Bekenntnisschriften - bei seiner Menschwerdung einset¬zen. Diese Menschwerdung lasse sich nur in Paradoxien fassen und beschreiben - von Tod und Leben, von Gottheit und Menschheit, Ge¬rechtigkeit und Sünde. Die Schrift- und die Sakramentshermeneutik folgen diesem Christusgeheimnis, so dass dessen Paradoxalität ihrer Interpretation zugrunde zu legen ist. In seiner Ausführung dieser Überlegungen bezieht sich Voigt auf das Hermeneutikpapier der SELK sowie auf hermeneutische Erwägungen bei Hermann Sasse und Joseph Ratzinger. Der Soziologe Hartmut Rosa hat »Beschleunigung« als eines der Hauptkennzeichen »spätmoderner Zeitlichkeit« identifiziert und so¬wohl im Bereich der Technik, des Sozialen als auch des Lebenstempos generell ausgemacht. (1) Wie orientieren wir uns als Christinnen und Christen angesichts dieser beschleunigten Veränderungen? Christoph Barnbrock, Professor für Praktische Theologie an der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel, bietet in seinem Beitrag, den er als Vortrag für die Europäische Lutherische Konferenz im Juni 2023 konzipiert hat, Impulse solcher Orientierung in einer sich rasant wandelnden Welt. Als aktuelles Beispiel wählt er die polarisierte Genderdebatte. Barnbrock legt zunächst die Differenzierung von »Gender« und »Sex« dar und zeigt, was eine solche Sprachdifferenzierung leisten kann. Umsichtig schildert er, in welcher Hinsicht die Genderperspektive - auch theologisch - hilfreich sein kann, aber auch, welche Prob¬leme die gegenwärtige Genderdebatte mit sich bringt. Für das Christsein in einer sich rasch wandelnden Welt lässt sich daraus lernen, dass man gut daran tut, kühlen Kopf zu bewahren, die Probleme in ihrer tatsächlichen Komplexität wahrzunehmen und sich nicht von Polarisierungsdynamiken gefangen nehmen zu lassen. Ohne auf jeden Zug aufspringen zu müssen, könne eine veränderte Sensibilität für Fragen, die vorher nicht oder wenig präsent waren, auch zu veränderten Antworten führen, ohne dass damit die ordnende und fürsorgende Weltgestaltung Gottes infrage gestellt werde. Barnbrock plädiert deshalb für eine gelassene Debattenkultur gerade auch in kirchlichen Kreisen, für Respekt und Solidarität gegenüber Andersdenkenden und für die Einsicht, auch bei ethischen Unterschieden die Einheit des einen Leibes Christi als Leitbild zu wahren. Diese Position macht der Autor gerade von den biblisch-lutherischen Grundüberzeugungen her plausibel. (1) Hartmut Rosa, Beschleunigung und Entfremdung. Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit, Berlin (5)2016. (aus dem Editorial von Schriftleiter Christian Neddens)

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