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Aus dem Editorial von Schriftleiter Christian Neddens: »Morgen Kirche sein.« Was heißt das für uns? Ist das beängstigend oder verlockend? Welchen Herausforderungen werden wir uns stellen müssen, aber auch: Welche Chancen könnten sich auftun? Die Diskussionen, die die Vorträge der beiden Referentinnen und der drei Referenten beim Dies academicus 2021 zu diesem Thema anregten, möchten wir mit dem Druck dieses Heftes fortsetzen. Dr. Christoph Barnbrock, Professor für Praktische Theologie an der LThH eröffnet das Thema mit »Grundsätzlichen Überlegungen«. Er erinnert zunächst an die vielfältigen…mehr

Produktbeschreibung
Aus dem Editorial von Schriftleiter Christian Neddens: »Morgen Kirche sein.« Was heißt das für uns? Ist das beängstigend oder verlockend? Welchen Herausforderungen werden wir uns stellen müssen, aber auch: Welche Chancen könnten sich auftun? Die Diskussionen, die die Vorträge der beiden Referentinnen und der drei Referenten beim Dies academicus 2021 zu diesem Thema anregten, möchten wir mit dem Druck dieses Heftes fortsetzen. Dr. Christoph Barnbrock, Professor für Praktische Theologie an der LThH eröffnet das Thema mit »Grundsätzlichen Überlegungen«. Er erinnert zunächst an die vielfältigen Veränderungen, denen sich Kirche durch die Zeiten hindurch zu stellen hatte, und beschreibt vier gängige, aber auch nicht unproblematische Weisen, wie in den Kirchen Zukunft in den Blick genommen wird. Als Antwort darauf entwickelt er sieben Impulse für eine »Kirche morgen«, in denen er Mut zur Veränderung und zur Kreativität macht, gleichzeitig aber auch für eine Konzentration auf das Wesentliche wirbt. Mit Dr. Peter Zimmerling, Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig, folgen »Überlegungen zur Zukunft von Kirche und Gemeinde aus landeskirchlicher Perspektive«. In Anknüpfung an Dietrich Bonhoeffer entwickelt er zehn Thesen, mit denen er insbesondere die Situation der Kirchen im Osten Deutschlands in den Blick nimmt. An erster und zweiter Stelle steht für ihn dabei die »Selbstzwecklichkeit« der Kirche, also die Wahrnehmung der unersetzlichen Eigentümlichkeit von Kirche und ihrer Differenz zu allen anderen sozialen Gestalten. Verkündigung des Evangeliums und gesellschaftliche Mitverantwortung bilden dabei die beiden Brennpunkte des künftigen kirchlichen Handelns. Konkret fordert Zimmerling angesichts des dramatischen religiösen Wissensverlusts eine breit aufgestellte religiöse Bildungsinitiative und angesichts der nach wie vor bestehenden Sehnsucht vieler Menschen nach spiritueller Erfahrung eine verstärkte Bemühung um die Vermittlung evangelischer Spiritualität. »Eine kirchenleitende Perspektive« nimmt Dr. Silja Joneleit-Oesch ein mit Überlegungen zur künftigen Relevanz von Kirche. Sie fragt zunächst, wo die Christinnen und Christen zu finden sind, die die Kirche zukunftsrelevant gestalten können. Kritisch gegenüber einem Kulturchristentum einerseits und weltabgewandten Zirkeln andererseits sieht sie die größte Gestaltungskraft dort, wo Christinnen und Christen im Sozialraum aktiv sind, wo Kirche die Einzelnen und die Gemeinschaft zugleich im Blick hat und wo auch - ganz im Sinne der Apostelgeschichte - die Verteilung der materiellen Güter und der Umgang mit ihnen neu in den Blick genommen wird. Joneleit-Oesch untersucht unterschiedliche Zukunftsinitiativen der Kirchen und befragte die Mitglieder der Kirchenleitung der SELK nach ihren Leitfragen zur Gestaltung von »Kirche morgen«. Sie erinnert an unterschiedliche Prozesse und Initiativen innerhalb der SELK zur Zukunftsgestaltung und stößt zum Schluss an, diese Ansätze stärker institutionell zu verfestigen und damit beständige Instrumente zu implementieren, um die notwendige ständige Wandlung der Kirche konstruktiv-kritisch zu begleiten. Markus Nietzke, Pastor und Superintendent in Norddeutschland und ehemaliger Missionsdirektor, nimmt schließlich die »gemeindliche Perspektive« ein und beschreibt das Bleibende und das sich Wandelnde in seiner Spannung. Stand die Corona-Pandemie unmissverständlich im Hintergrund aller Beiträge, so kommt sie bei Nietzke in besonderer Weise in den Blick. Denn die Pandemie offenbare, wie es um die Kirche im Jahr 2021 wirklich stehe - und ein solch realistischer Blick, der wehtun kann, sei hilfreich und mache wieder handlungsfähig. »Gesundbleiben in Veränderungsprozessen« - so könnte man seine Überlegungen betiteln, in denen er Herausforderungen benennt und Impulse für die »Kirche morgen« entwickelt. Einen besonderen Fokus legt Nietzke dabei auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, auf die Möglichkeiten der Digitalisierung aber auch der Öffnung von kirchlichen Räumen und auf die Gestaltung erlebbarer Gemeinschaft angesichts zunehmender Vereinsamung. Die Beiträge nennen manchmal erfrischend schonungslos die Probleme beim Namen, denen sich die Kirche in Zukunft zu stellen hat. Sie geben aber auch Impulse und eröffnen einen Horizont, wie diesen Problemen begegnet werden kann. Und in all dem kommen sie darin überein, dass es letztlich dem Handeln Gottes anheimgestellt ist, wohin er seine Kirche führen wird. Denn der Mensch denkt und Gott lenkt Und das ist mehr als ein Trost, sondern der Grund, den Wandel mutig anzugehen und zu gestalten.

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