Die Schriftstellerin Lydia Davis beschäftigt sich in ihren Kurzgeschichten mit Phänomenen des Alltags. In ihrem Prosatext »Zwei ehemalige Studenten« wird das Studium an einer Universität oder Akademie mit der Ausbildung durch das Leben gleichgesetzt. Aus Sicht der Erzählerin werden ein junger und ein älterer Mann beschrieben, die nachts »unter einer Laterne auf und ab« gehen. Der Junge sei in Europa gewesen und der Ältere sei ein Kriegsveteran, auf einem Ohr taub. Eine weibliche Person sieht ihnen vom Fenster aus dabei zu. Beide rechnen damit, dass sie von dieser Frau gesehen werden und der ältere Herr befiehlt dem jüngeren Herrn, er möge sich entfernen und »hinaus in den nächtlichen Schnee« gehen. Er befürchtet, die Dame könnte sie gemeinsam als »ehemalige Studenten« abstempeln. Gen Ende stellt die Stimme der Erzählerin klar, dass die Frau sich tatsächlich vorstellt, dass es sich bei beiden Männern um zwei ehemalige Studenten handelt, anstatt jeder von ihnen ganz er selbst. Lydia Davis (*1947) ist Schriftstellerin und Übersetzerin; sie lebt bei Albany, New York. Sprache: Deutsch/Englisch