Der griechisch-deutsche Philosophie- und Sozialhistoriker Panajotis Kondylis hat sich in seiner Frühschrift von 1971 mit dem berühmten Klassiker des politischen Denkens am Beginn der Neuzeit befasst. Seit über 500 Jahren werden Debatten zu Leben und Werk Machiavellis geführt, die fast immer Reprisen von bereits Veröffentlichtem sind, was ein Kenner so interpretierte, dass das Werk "selbst arbeitet" und so zu einem Steinbruch für verschiedenartigste, oft einander feindliche Kräfte wurde und wird. Kondylis, dessen Text die deutsche Übersetzung der umfangreichen Einleitung in die erste griechische Machiavelli-Edition ist, seziert Werk und Leben des Florentiners als wertfreier distanzierter Beobachter mit seinem Instrumentarium des "deskriptiven Dezisionismus". Er destilliert weder eine politische Formel für die Tagespolitik noch ein ideologisches Konzept aus der Analyse der sozioökonomischen und politisch-kulturellen Verflechtungen, die Machiavellis Traktate ebenso durchziehen wie deren Prägung durch die Rezeption antiker Autoren und die Philosophie und Geschichtsauffassung des italienischen Humanismus. Nach Kondylis hatte bis heute oft "die Legende Machiavelli die Kenntnis Machiavellis" ersetzt; mit seinem Buch liegt ein Schlüssel für das Verständnis Machiavellis als eines die Jahrhunderte überdauernden Denkers vor, politisches und allgemein-menschliches Handeln im Werden der Geschichte zu begreifen.
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"Kondylis [ist] nach wie vor ein Geheimtipp. [...] Mit unbestechlicher Kälte fragt sein deskriptiver Nihilismus, welche lebensstützenden Funktionen ein Weltbild oder eine Ideologie jeweils erfüllen. [...] Im letzten, dem zugleich faszinierendsten Kapitel seines Buches [...] kommt Kondylis zu dem Ergebnis, das noch jedes Lages seine Gegner des Machiavellismus beschuldigt hat und somit alle zugleich Machiavellisten und Antimachiavellisten sind. Das reicht bis in die Gegenwart." Andreas Krause Landt in: Deutschlandradio Kultur, 17.August 2007 " Er ist für all die interessant, die an der Denkentwicklung von Kondylis interessiert sind. Die können hier erfahren, von wem der griechische Philosoph seinen nüchternen Blick, die kalte Leidenschaft für die veritá effectuale gelernt hat. [...] Kondylis bietet eine zuverlässige Darstellung dieser machiavellischen Emanzipation der Politik." Wolfgang Kersting in: Das Historisch-Politische Buch, 55 (2007), Heft 6