Katja Kraus (K.K.) ist gelungen, wovon die Presse träumt: Prominente, die Bedeutung und Macht verloren haben, man könnte auch sagen, mehr oder weniger gescheitert sind, öffnen ihr Innerstes und erzählen über sich und ihr Leben danach. Und das Buch macht deutlich, daß sie sich der Richtigen
anvertraut haben. Die Ergebnisse der Gespräche enthüllen nichts Neues, enthalten keine Überraschungen, am…mehrKatja Kraus (K.K.) ist gelungen, wovon die Presse träumt: Prominente, die Bedeutung und Macht verloren haben, man könnte auch sagen, mehr oder weniger gescheitert sind, öffnen ihr Innerstes und erzählen über sich und ihr Leben danach. Und das Buch macht deutlich, daß sie sich der Richtigen anvertraut haben. Die Ergebnisse der Gespräche enthüllen nichts Neues, enthalten keine Überraschungen, am Ende des Buches wissen wir immer noch nicht, ob Engholm seinen einstigen Feind Barschel umgebracht hat oder ob dieser selbst Hand an sich gelegt hat. Aber sie haben zutage gefördert, was vielleicht nicht so bekannt war: die Gestrauchelten sind ein Leben lang Ministerpräsident, Chefredakteur, die bessere Bundespräsidentin etc., wie z.B. Helmut Schmidt Zeit seines Lebens Bundeskanzler geblieben ist. Alle glauben sie im Übrigen unverrückbar an ihre besondere Bedeutung, mit einer Ausnahme vielleicht: Andrea Ypsilanti. Folglich ist sie mir die Sympathischste in dieser (nicht übermäßig sympathischen) Reihe.
Was mich aber besonders angesprochen hat, ist die Art und Weise, wie K.K. die Verlautbarungen der diversen Personen zusammenfaßt, vergleicht und interpretiert. Das ist hohe Kunst! Was hat sie studiert, von wem hat sie gelernt, daß sie derart gute Analysen vorzulegen imstande ist?
Ich habe das Vorwort zu diesem Buch mehrmals gelesen. Weil im Vorwort mit wenigen Worten alles vorweggenommen wird, was im Anschluß mit vielen Worten übermittelt wird. Aber auch, weil ich viele Sätze nicht auf Anhieb verstanden habe. Weil sich der Sinn mancher Formulierungen nicht erschließen will. Was mag das bedeuten: „die Zuschreibung von außen jedoch kennt keine Schnörkel und Interpretationsformen. Macht ist eindeutig.“ Oder: was ist „Wesensgrundierung“? Oder: „[Es] ist dasselbe Spektrum, das die großen mit den kleinen Karrieren vergleichbar macht.“ Wie könnte dieses Spektrum aussehen? Und so manche Sätze sind schrecklich kompliziert konstruiert. Im Haupttext folgen weitere zahllose Unerklärlichkeiten, für deren Aufzählung hier kein Platz ist. Das ist schade. Die Bedeutung des Buches wird dadurch, so scheint mir, aber nur geringfügig verringert. Es ist und bleibt ein sehr gutes, ein sehr lesenswertes und ein sehr wichtiges Buch. Und davon gibt es, wie wir alle wissen, nicht viele.