Inhaltsangabe:Einleitung: Es mag im letzten Jahrhundert begonnen haben, vielleicht aber auch schon viel eher, daß man sich fragte, wo die Frauen sind. Mit der Industrialisierung wurde die Rolle der Frau als Haus-Mutter aufgehoben, sie war berufstätig wie die Männer und forderte ab einem gewissen Zeitpunkt dieselben Rechte. Dieser Kampf dauert bekanntlich heute noch an. Weiterhin stellte man Fragen nach der Präsenz der Frau/ der Frauen in Kultur und Gesellschaft, Literatur, Musik, Malerei, Politik. Die Ergebnisse waren schockierend. Einer Vielzahl von männlichen Akteuren und im Kanon Anerkannten stand eine schwindend geringe Anzahl weiblicher Personen gegenüber. Während nun eine Richtung der Forschung versuchte, dieses Manko aufzuarbeiten und verschüttete Arbeiten weiblicher Künstler ans Tageslicht zu befördern oder vergessene Heroinnen der Weltgeschichte in die Chroniken aufzunehmen, richteten sich die philosophischen und psychologischen Diskussionen auf die Frage, wie der Unter- drückungsprozeß zustandekam und gerechtfertigt wurde. Michel Foucaults Analyse Macht und Sexualität stellt einen Apparat von Machtmechanismen vor, die bei der Kontrolle und Bevormundung des Menschen funktionieren - unabhängig von dessen Geschlecht, Alter oder sozialer Stellung. Deswegen bildet dieses Werk eine unerschütterliche Basis für den Feminismus und seine Nachfolger. Einführend in die Thematik dieser Arbeit werden Foucaults Positionen und ihre Rezeption in der feministischen Theorie erläuternd dargestellt. Ein weiterer wichtiger Stützpfeiler feministischer Theorienbildung ist Jaques Lacans Lehre der Ich-Bildung über das Spiegelstadium und seine Begrifflichkeiten ¿Imaginäres¿ und ¿Begehren¿. Der Darlegung dieser Problematik folgt die Untersuchung der Romane der beiden jungen lateinamerikanischen Schriftstellerinnen Reina Roffé (*1951) und Yanitzia Canetti (*1967). Dabei sollen sowohl die von Foucault erforschten Strukturen des Machtgewebes, als auch Lacans Begehrensdiskurs herausgearbeitet werden. Besonderes Augenmerk richtet sich im ersten Fall (Roffé 1996: El cielo dividido) auf die Tatsache, daß es sich bei den Hauptfiguren (größtenteils) um gleichgeschlechtlich Liebende handelt. Hier ist es von Interesse, inwiefern die Definitionen von Macht und Begehren noch greifen, wenn es sich nicht um männlich dominierte Zirkel handelt. Der zweite Roman (Canetti 1997: Al otro lado) berichtet von einem weiblichen Begehren, das frei zirkuliert. In diesem Fall wird auf [...]
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