Elisabeth Charlotte von der Pfalz selbst hat es leider nicht mehr geschafft ´bücher davohn zu schreiben´, doch ich denke Dirk van der Cruysse hat 300 Jahre später ganze Arbeit geleistet. Ich muss mich zwar der schon geäusserten Meinung anschliessen dass dieses Buch oft nicht leicht zu lesen ist, zu
oft wird vorgegriffen, und die Zeitsprünge sind auf Dauer anstrengend. Ausserdem enthält es viele…mehrElisabeth Charlotte von der Pfalz selbst hat es leider nicht mehr geschafft ´bücher davohn zu schreiben´, doch ich denke Dirk van der Cruysse hat 300 Jahre später ganze Arbeit geleistet. Ich muss mich zwar der schon geäusserten Meinung anschliessen dass dieses Buch oft nicht leicht zu lesen ist, zu oft wird vorgegriffen, und die Zeitsprünge sind auf Dauer anstrengend. Ausserdem enthält es viele lange und komplizierte Satzgebilde, und da meist von mehreren Leuten gleichzeitig die rede ist weiss man am Ende eines (durchgehenden) Absatzes oft nicht mehr, wer eigentlich gemeint war.Und ich dachte immer, meine Sätze wären schon zu lang. Doch das sollte niemanden abschrecken, der Stil ist ansonsten perfekt und die Erzählweise flüssig und stets mit einem Augenzwinkern aufgepeppt.
Man erfährt hier nicht nur eine Menge über Madame, es wird weit ausgeholt, bis zu ihren Grosseltern genauer gesagt. Als Elisabeth Charlotte 1671 nach Paris fährt - schon mit einem Stellvertreter rechtmässig verheiratet, ohne ihren Gatten je gesehen zu haben - beginnt für sie eine lange Zeit voller Leid. Ohne eigenes Vermögen, finanziell ganz der Gnade ihres Mannes und des Königs ausgeliefert, muss sie von der Verwüstung ihrer Heimat erfahren durch eben das Herrscherhaus dem sie nun selbst angehört, ohne etwas ausrichten oder Einfluss nehmen zu können. Sie wird Zeugin der unzähligen und unmöglichen Affären ihres Angetrauten und Opfer vieler Verschwörungen und Intrigen der ´Anhänger´ Monsieur´s (ich möchte hier soweit gehen dieses Gefolge als Tuntenpack zu bezeichnen, ich als schwuler Mann darf das ohne als diskriminierender Macho dazustehen; bekannterweise ist man ja am gehässigsten innerhalb einer Bevölkerungsgruppe oder Minderheit, was man auch schön an Lieselotte´s Bemerkungen über andere Frauen verfolgen kann :-)
Nachdem ihr rasanter Aufstieg in der Gunst Ludwigs XIV und damit auch bei Hofe von einem ebensolchen Abstieg gefolgt wurde zog Lieselotte sich zunehmend zurück. Tausende von Briefen schrieb sie des Abends und Nachts um mit der Aussenwelt, ihrer geliebten Heimat und zahlreichen Freunden und Bekannten Kontakt zu halten. Diese umfangreiche Korrespondenz wird grosszügig zitiert und von Dirk van der Cruysse mit einem Rahmen erweitert und in Perspektive gerückt. Es ergibt sich das Bild einer bemerkenswerten Frau, aussergewöhnlich und doch mit hohem Identifikationswert. Einzig ein paar Illustrationen hätte ich mir noch gewünscht um auch Liselotte´s äusseren Wandel im Laufe der Zeit nachvollziehen zu können.