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Ein lustvolles Spiel um Eros, Macht und Geld. Gisela Stern hat es geschafft. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, hat sie in eine wohlhabende Familie eingeheiratet, sich eine Karriere in einer Bank erarbeitet und verkehrt in der sogenannten besseren Gesellschaft. Trotzdem bleibt eine ungewisse Sehnsucht, ein Gefühl der Deplatziertheit ... Als ein gut aussehender, ehrgeiziger Mann in ihr Leben tritt, beginnt sich das Karussell der Macht zu drehen, die Verknüpfung von Politik und Begehren nimmt ihren Lauf ... Meisterlich inszeniert Peter Rosei mit den Mitteln seines lakonischen Stils den…mehr

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Produktbeschreibung
Ein lustvolles Spiel um Eros, Macht und Geld. Gisela Stern hat es geschafft. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, hat sie in eine wohlhabende Familie eingeheiratet, sich eine Karriere in einer Bank erarbeitet und verkehrt in der sogenannten besseren Gesellschaft. Trotzdem bleibt eine ungewisse Sehnsucht, ein Gefühl der Deplatziertheit ... Als ein gut aussehender, ehrgeiziger Mann in ihr Leben tritt, beginnt sich das Karussell der Macht zu drehen, die Verknüpfung von Politik und Begehren nimmt ihren Lauf ... Meisterlich inszeniert Peter Rosei mit den Mitteln seines lakonischen Stils den Aufstieg und Fall einer Frau vor dem Hintergrund einer höchst korrupten Gesellschaft. Ein scharfsinniger und facettenreicher Roman.

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Autorenporträt
Peter Rosei, geboren 1946 in Wien. 1968 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften. Seit 1972 lebt er als freier Schriftsteller in Wien. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. Franz-Kafka- Preis 1993, Anton-Wildgans-Preis 1999 und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 2007. Zuletzt erschienen: "Wien Metropolis" (2005), "Österreichs Größe, Österreichs Stolz" (2008), "Das große Töten" (2009) und "Geld! " (2011), "Madame Stern" (2013), "Die Globalisten" (2014).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.07.2013

Blaue Donau, schwarzes Geld
Peter Roseis Wiener Korruptionsroman „Madame Stern“
Je älter Peter Rosei wird, umso kürzer werden seine Romane. Für seinen jüngsten braucht der 66-jährige Erzähler und Essayist aus Wien nur 150 konzentrierte Seiten, und doch bietet er mit „Madame Stern“ ein Sittengemälde unserer Zeit. In dieser sind erstaunliche Karrieren möglich, und erstaunliche Abstürze, die aus den Helden von gestern über Nacht entlarvte Plagiatoren, überführte Steuerhinterzieher, verurteilte Korruptionisten machen.
  Rosei interessiert sich wie wenige andere Autoren für das Schmiermittel jener großen Maschinerie, die seit einigen Jahren unablässig rattert, gewaltige Reichtümer und enorme Schulden erschafft und die Gesellschaft nach ihrem Rhythmus zu tanzen zwingt. Kurz, in seinen bisherigen Büchern geht es um Macht und Geld. Und, natürlich, um die Frage, wie die Gier den Einzelnen und die Gesellschaft zerstört.
Gisela Stern ist eine Aufsteigerin, die es mit Fleiß, Intelligenz und Bedenkenlosigkeit weit gebracht hat. Wer nach oben will, dem hilft, zumindest in Wien, immer noch so etwas wie eine Anmutung von Kultur. Von ihrer Mutter hat sie gelernt, dass es die Oper ist, bei der man jene Menschen trifft, auf die es ankommt; im Foyer der Wiener Staatsoper, „einer Geschäftsstelle für vielerlei Dinge“, wird gemauschelt und intrigiert, werden private Affären lanciert und geschäftliche Verbindungen geknüpft, und mitten unter den Schönen und Reichen der Hauptstadt steht die kleine, nicht gerade attraktive Gisela Stern, die sich die Oper anfangs eigentlich gar nicht leisten kann und ihre Abendrobe auf Pump ersteht.
  In Kärnten reift inzwischen ein Mann vor einem ganz anderen familiären Hintergrund heran. Der Aufstieg liegt schon eine Generation zurück, hat sich doch der alte Maiernigg vom Handelsvertreter zum Immobilienkrösus entwickelt. So wie der Vater in der Provinz soll es jetzt Kurt, der fesche Sohn mit dem ondulierten Haar, in der Hauptstadt schaffen, und sein schier unaufhaltsamer Aufstieg spült ihn tatsächlich bis auf den Posten des Finanzministers hinauf. Österreichischen Lesern ist er mitsamt seiner windigen Entourage, mit diesen ewigen Jünglingen, die ein paar Jahre lang aus allen Zeitschriften des Landes grinsten, fatal gut bekannt. Da „Madame Stern“ das Genre des Schlüsselromans nur streift, ist es nicht entscheidend, dass hier der einstige Finanzminister Grasser satirisch kenntlich wird. Wichtiger ist der Mechanismus, den Rosei bloßlegt.
  Madame Stern und Kurt Maiernigg treffen einander im richtigen Augenblick. Sie ist schon ziemlich hoch oben in verantwortlicher Position einer Bank angelangt und nutzt ihre Befugnisse denkbar verantwortungslos aus. Er ist bereits der Liebling des Boulevards, aber so viel kann er gar nicht verdienen, dass er je genug hätte. Bei einem gemeinsamen Geschäftsessen bittet er sie, ihm doch in einer lästigen Causa von Geldverschiebung mit einer „Transferbescheinigung“ behilflich zu sein. Der ganze Deal, sexuelle Vertiefung der geschäftlichen Beziehung inklusive, ist so plump und primitiv, dass man versucht ist, ihn für reichlich übertrieben zu halten.
  Aber erstens ist Rosei ein ausgesprochen zurückhaltender Autor, und zweitens geht es bei den zahllosen Korruptionsprozessen, deren Angeklagte sich derzeit in Österreich nicht mehr nur aus den mittleren, sondern aus den allerhöchsten Kreisen rekrutieren, um genau solche Sachen: um unfassbar simple Gemüter, die sich ohne jedes Unrechtsbewusstsein unter den Nagel reißen, was immer sie kriegen können, um hochgestellte Persönlichkeiten, die Schwarzgeld aus dem einen Tresor in der Plastiktüte des Supermarkts zu einem anderen Tresor transportieren.
Rosei erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Sturz der Madame Stern meist aus personaler, auf die einzelnen Figuren konzentrierter Perspektive. Gelegentlich aber schaltet sich der Erzähler mit launigen Bemerkungen ein, etwa wenn es über einen Unglücklichen heißt: „Was träumte er denn so, der Nikolaus Schestak?“ Dieser Verleger, der mit Kochbüchern und Weinführern eine Zeit lang große Erfolge hatte, dann aber geschäftlich ins Trudeln geriet, war gewissermaßen Gisela Sterns erster großer Übungsfall. Sie ist mit ihm private Beziehungen eingegangen, hat sein gesellschaftliches Renommee genutzt, um ihm dann doch den Kredit ihrer Bank fällig zu stellen und ihm so nur den Tod in der Donau übrig zu lassen. Zwischen dem jüngeren, mächtigeren Maiernigg und ihr aber sind die Verhältnisse umgekehrt. Gegen den Medienstar und noch weit besser als sie vernetzten Finanzjongleur kommt sie, als es hart auf hart geht, nicht an. Was folgt, sind Skandale, Prozesse, das unrühmliche Ende einer schillernden Karriere, die dort endet, wo sie begonnen hatte: in der kleinbürgerlichen Vorstadt.
  Rosei schildert den Untergang der Madame Stern mit unerbittlicher Konsequenz. Fast könnte man sie bemitleiden, so schlimm, wie es mit ihr kommt. Aber wie ihr vom Kompagnon und Geliebten zum Todfeind gewordener Finanzminister und all die anderen Schwindler und Gambler ist auch sie selbst ein in seiner Banalität geradezu monströser Charakter. Als wäre sie eine vors Tribunal gezerrte Widerstandskämpferin, verlangt sie vor Gericht in einem hysterischen Ausbruch nichts für sich als „Gerechtigkeit“. Das ist auch etwas, das die Gesellschaft bestimmt, wie sie Rosei uns in seinem Roman vor Augen führt: die Identifizierung von Fortschritt und Recht mit den eigenen Interessen. Gut ist, was mir nützt.
KARL-MARKUS GAUSS
Peter Rosei: Madame Stern. Roman. Residenz Verlag, St. Pölten, Salzburg und Wien 2013. 153 Seiten, 19,90 Euro.
So viel kann dieser Kurt gar nicht
verdienen, dass er je genug hätte
Der Wolf des Austro-Kapitalismus in Elfriede Jelineks Theaterstück „Die Kontrakte des Kaufmanns“.
FOTO: DAVID BALTZER
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Keine Reinigung von, kein Mitleid mit dem Elend des Menschseins der österreichischen Spielart erfährt der Rezensent bei Peter Rosei und dessen von Anbeginn bis Ende verlorenen Helden. Was nur scheinbar wie ein Märchen anhebt, hat laut Samuel Moser dank Roseis Boshaftigkeit, dank seines von Anfang an quälend langsamen Gestaltens des Würdeverlustes zwar keine Tragik, doch als Studie zur gesellschaftlichen Mechanik taugt es gut. Derart, dass sich Moser an Roseis narrative Meisterschaft halten muss und seine Ironie, um nicht an der deprimierenden Trostlosigkeit des Erzählten zu ersticken.

© Perlentaucher Medien GmbH