Wray, Jahrgang 1971, ist Amerikaner. Seine Mutter ist Österreicherin, er ist zweisprachig aufgewachsen, verbringt seine Sommer noch immer im Kärntner Haus seiner Großeltern in Friesach - und seinen neuen Band «Madrigal» hat er auf Deutsch geschrieben. In der titelgebenden Erzählung geht es um Bruder und Schwester. Er ist ein erfolgreicher Schriftsteller mit Profilneurose, sie - Madrigal - eine erfolglose Schriftstellerin mit psychischen Problemen. Nach ein paar Absätzen entführt Wray seine Leser aus der realistischen Anfangssituation in die irrlichternden Welten im Kopf von Madrigal: filmreife Horrorszenen, Vorstadtdepression und Reisebeschreibungen aus dem 19. Jahrhundert wechseln in schneller Folge. Sogar Donald Trump hat am Ende noch einen Cameo-Aufritt. Von der ersten Seite an ist man gefangen in und von diesen Welten, deren Achse und Horizont stets verschoben erscheinen, ins Metaphysische, ins Abwegige. Daraus entwickeln die Texte eine eigene Logik, die Logik der Paranoia, die sich bekanntermaßen stets aus sich selbst begründet und fortschreibt. Nach seinem gefeierten Auftritt während der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt legt John Wray nun seinen lange erwarteten, auf Deutsch geschriebenen ersten Erzählband vor.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensentin Katharina Granzin freut sich, dass John Wray, der halb Amerikaner, halb Österreicher ist und bisher nur auf Englisch geschrieben hat, nun erstmals ein Buch auf Deutsch veröffentlicht. Denn die Sprache Kafkas passe perfekt zu diesen Kurzgeschichten, in denen sich surreale und metatextuelle Elemente mischen, findet Granzin. Noch am realistischsten scheinen ihr zwei düstere Geschichten um einen Pädophilen und einen Amokläufer, am "kunstvollsten" die erste und letzte, die beide von der "Macht der Literatur" handeln - wobei diese Beschreibung der Komplexität der Geschichten im Grunde nicht gerecht würde. Auch Wrays zuweilen eigentlich dick aufgetragene Metatextualität tut der "überlegenen Leichtigkeit" seines Schreibens keinen Abbruch, lobt Granzin. Dass es sich aber trotzdem nicht um eine leichte, sondern um eine fordernde, darin aber sehr "kostbare" Lektüre handelt, betont die Kritikerin abschließend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Madrigal" ist ein Panorama der Ängste und der Wunder - und der gefährlichen, gefährdeten Männlichkeit. Ein Buch voller Schachtelträume. Elmar Krekeler welt.de 20210515
Rezensent Elmar Krekeler empfiehlt die Erzählungen von John Wray, für Krekeler ein Panoptikum der Gescheiterten. Es geht um Ängste, Überväter und männliche Ausbrüche in den Texten, die der Autor laut Krekeler geschickt durch Motive und Metaphern miteinander verknüpft. Krekeler begegnet einem hypersensiblen Bauern im Gras, dem Hirn eines Amokläufers und sich verirrenden Schriftstellern - und Wrays den Rezensenten an Calvino erinnernden kunstvollen, bogenförmigen, metafiktionalen Erzählkonstrukten.
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