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"Ich habe diese Frauen geliebt, gefürchtet, gehasst. Sie haben Fragen in mir geweckt über Familien, Töchter, Mütter und über mich selbst." (Lena Gorelik) In einem prachtvollen Anwesen am See leben sie zusammen, die Frauen einer Familie, denen die Männer nach und nach abhandengekommen sind. Wie zahlreich die dunklen Flecken ihrer Geschichte sind, weiß nur eine von ihnen, die enigmatische Großmutter, die immer den Schein zu wahren wusste. Als Leni sich weigert, genau das zu tun, wird sie still und heimlich verstoßen. Zurück bleibt ihre Schwester, die nun allein gegen eine verhängnisvo...
"Ich habe diese Frauen geliebt, gefürchtet, gehasst. Sie haben Fragen in mir geweckt über Familien, Töchter, Mütter und über mich selbst." (Lena Gorelik) In einem prachtvollen Anwesen am See leben sie zusammen, die Frauen einer Familie, denen die Männer nach und nach abhandengekommen sind. Wie zahlreich die dunklen Flecken ihrer Geschichte sind, weiß nur eine von ihnen, die enigmatische Großmutter, die immer den Schein zu wahren wusste. Als Leni sich weigert, genau das zu tun, wird sie still und heimlich verstoßen. Zurück bleibt ihre Schwester, die nun allein gegen eine verhängnisvolle Tradition ankämpfen muss. Annika Reich erzählt von Schwestern, Müttern, Töchtern und Großmüttern, die der trügerischen Anziehungskraft weiblichen Verrats erliegen, auch wenn sie sich nichts mehr als gegenseitigen Beistand wünschen. Bis die Großmutter stirbt und die Geister der Vergangenheit sich nicht länger verstecken lassen.
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Annika Reich, 1973 in München geboren, lebt in Berlin, ist Schriftstellerin und Künstlerische Leiterin des Aktionsbündnisses WIR MACHEN DAS und WEITER SCHREIBEN, des preisgekrönten Portals für Autor:innen aus Kriegs- und Krisengebieten. Sie ist Teil der Zeit-Online-Kolumne »10 nach 8«. Bei Hanser erschienen die Romane Durch den Wind (2010), 34 Meter über dem Meer (2012), Die Nächte auf ihrer Seite (2015) und ihre Kinderbücher Lotto macht, was sie will! (2016) und Lotto will was werden (2018). Ihr neuester Roman Männer sterben bei uns nicht erschien 2023 bei Hanser Berlin.
Produktdetails
- Verlag: Hanser Berlin
- Seitenzahl: 208
- Erscheinungstermin: 20. Februar 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446277366
- Artikelnr.: 66829486
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Bei Rezensentin Cornelia Geißler hallt Annika Reichs vierter Roman lange nach. Das Mehrgenerationenporträt fokussiert, anders als der Titel vermuten lässt, laut Geißler auf die Ich-Erzählerin und ihr Verhältnis zur Mutter und zur übermächtigen Großmutter. Dass Aufmerksamkeit für die Erzählerin eher Mangelware ist, was sich hinter der Internatsverschickung der Schwester verbirgt und wieso die Großmutter wirkt wie die Schwarze Königin aus Lewis Carrolls Roman, erschließt sich für die Leserin laut Rezensentin nur langsam oder überhaupt nicht. Eine Schwebe, mit der Geißler gut leben kann und die dem Text eine aufregende Rätselhaftigkeit verleiht, wie sie findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Annika Reich zieht einen sofort in den Bann mit ihrem rätselhaft dekadenten Märchen von Macht und Ignoranz, das ohne männliche Protagonisten auskommt." Katja Schönherr, Brigitte, 13.06.23 "Die Autorin positioniert und bewegt ihre Figuren wie auf einem Schachbrett. Die Atmosphäre ist zuweilen ähnlich rätselhaft und aufregend wie in Lewis Carrolls Roman 'Alice hinter den Spiegeln' ... Dabei bleibt manches auch beim zweiten Lesen noch in der Schwebe. In diesem Buch wird einfach nicht alles gesagt, auch deshalb klingt es nach." Cornelia Geißler, Berliner Zeitung, 27.06.23 "Annika Reich zieht einen sofort in den Bann mit ihrem rätselhaft dekadenten Märchen von Macht und Ignoranz, das ohne männliche Protagonisten auskommt." Meike Schnitzler,
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Brigitte, 07.06.23 "Annika Reich erzählt auf wunderbar poetische Weise von gewachsenen Machtstrukturen zwischen den Generationen, geheimen Wünschen, vergebenen Chancen und späten Erkenntnissen." Linda Stift, Die Presse am Sonntag, 21.05.23 "Ich habe ganz viel gelernt in diesem Buch." Maria-Christina Piwowarski, rbb radioeins, 09.04.23 "Annika Reich erzählt hochkomisch und mit einer großen Leichtigkeit. ... Aber dass es in allen anderen Figuren ungemein brodelt, schwingt zwischen den Zeilen subtil mit." Christel Wester, WDR 5, 08.04.23 "Das innerste Thema ihres Roman, das Patriarchat und seine zersetzende, Frauengemeinschaften spaltende Kraft, hat Annika Reich klug versteckt in den Winkeln ihrer überraschenden, spannend erzählten Geschichte." Bernadette Conrad Reichs, SRF2 Kultur, 04.04.23 "Ein Roman, der ins heiße Herz der Gegenwart führt." Denis Scheck, SWR lesenswert, 30.03.23 "Die Geschichte ist voll epischen, surrealen Glanzes und spricht sehr laut: darüber, was passiert, wenn Frauen für das Patriarchat keine Männer mehr brauchen." Marie-Sofia Trautmann, die tageszeitung, 30.03.23
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»Ich habe diese Frauen geliebt, gefürchtet, gehasst. Sie haben Fragen in mir geweckt über Familien, Töchter, Mütter und über mich selbst.« Lena Gorelik
Großmutters Erbe
Mich hat der Titel des Buches neugierig gemacht. Was hat es damit auf sich?
Drei Generationen, sieben Frauen einer Familie, leben zusammen auf einem prachtvollem Anwesen am See. Alles Frauen, deren Leben von der rätselhaften Großmutter gelenkt werden. Jede hat …
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Großmutters Erbe
Mich hat der Titel des Buches neugierig gemacht. Was hat es damit auf sich?
Drei Generationen, sieben Frauen einer Familie, leben zusammen auf einem prachtvollem Anwesen am See. Alles Frauen, deren Leben von der rätselhaften Großmutter gelenkt werden. Jede hat ihren zugewiesenen Platz und hat zu funktionieren, immer schön den Schein wahren nach außen.
Gefühle, Emotionen, Liebe existieren nicht.
Und Männer ebenso wenig.
Der Wohnort verströmt schon eine undefinierbare Aura, geheimnisvoll und düster. Obwohl alle in enger Nähe zueinander wohnen, lebt doch jeder für sich alleine, einsam und traurig.
Am merkwürdigsten ist das leere, das fünfte Haus, welches die "Andenken" an die verlorengegangenen Männer beherbergt.
Eine eher tragische Geschichte, bei der alle auf der Strecke geblieben sind. Bei der Beerdigung der Großmutter treffen sie aufeinander und man erfährt durch Rückblenden, aus Luisas Sicht erzählt, was sich all die Jahre zugetragen hat.
Nach und nach werden die vergangenen Zeiten beleuchtet, die Frauen bekommen ein Gesicht und verborgene Gefühle treiben an die Oberfläche.
Eine Geschichte, die durch die Erzählweise der Autorin, zum Leben erweckt wird, den Frauen ein Gesicht gibt. Ohne große Geheimnisse, spannungsgeladene Momente oder Überraschungen auskommt. Sie bekommt auch so eine Sogwirkung und ist sehr unterhaltsam.
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Großmutter ist tot
Es geht in diesem Roman um eine Familie, mehrere Generationen, die fast nur aus Frauen besteht und bei der die Großmutter als Anführerin prägend war.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von der Enkelin Louise, die gleich am Anfang des Buches, …
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Großmutter ist tot
Es geht in diesem Roman um eine Familie, mehrere Generationen, die fast nur aus Frauen besteht und bei der die Großmutter als Anführerin prägend war.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von der Enkelin Louise, die gleich am Anfang des Buches, als sie noch ein Kind war, eine Tote im Wasser findet.
Als sie 30 Jahre alt ist, stirbt ihre Großmutter und Luise fühlt sich wie ohnmächtig. Auf der Beerdigung erinnert sie sich zurück an die Kindheit, auch daran, wie wie ihre ältere Schwester Leni verschwand.
Männer sterben bei uns nicht, ist ein für mich ein streckenweise rätselhafter Roman. Aber schlecht ist er nicht. Im Gegenteil ist er sehr stimmungsvoll, manchmal etwas melancholisch.
Das Buch ist sprachlich etwas besonderes. Annika Reich kann schreiben.
Einen ungewöhnlichen Abschnitt möchte ich mal zitieren, um einen Eindruck zu vermitteln.
„Die fünf Häuser schwiegen, und sie schwiegen auf ihre eigene Art. Das Haus von Großmutter schwieg wie eine Königin, die man nicht ansprechen durfte, unser Haus schwieg wie jemand, der etwas verbrochen hatte, das Schweigen von Großmutter Veras Haus war zentnerschwer...“
Diese Sprache empfinde ich als so reichhaltig.
Es ist eine außergewöhnliche Art, die Geschichte der Frauen einer Familie zu erzählen.
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Männer sterben bei uns nicht ist die Geschichte von Frauen, deren Männer irgendwie abhanden gekommen sind. Es klingt nach einem gemütlichen Zusammenleben auf einem großzügigen Anwesen direkt am See. Fünf Häuser gibt es auf diesem Anwesen. Alle diese Häuser …
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Männer sterben bei uns nicht ist die Geschichte von Frauen, deren Männer irgendwie abhanden gekommen sind. Es klingt nach einem gemütlichen Zusammenleben auf einem großzügigen Anwesen direkt am See. Fünf Häuser gibt es auf diesem Anwesen. Alle diese Häuser gehören Luises Großmutter. In einem davon lebt Luise mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Leni. Die Hoffnung, das Anwesen einmal weiter zu führen, liegt auf der jungen Luise. Luise, die immer bemüht ist, zu sein, wie es am besten in Großmutters Bild passt. - Alles andere wird einfach ausgeblendet. Gilt als nicht existent.
Und genau so verschwindet eines Tages Luises ältere Schwester Leni. Leni, die ihrer kleinen Schwester Halt gibt. Leni, die alle Sorgen und Nöte versteht und immer für Luise da ist. Leni, die plötzlich nicht mehr da ist. Weil es Luise gibt. Luise, die scheinbar genau die Richtige ist.
"Ich war das Lieblingskind, aber eben nur in einer ganz bestimmten Version, nur wenn ich genau den Platz einnahm, den Großmutter für mich vorgesehen hatte." - Seite 196
Männer sterben bei uns nicht zeigt mir bereits auf den ersten Seiten, dass die Wohnlage noch so idyllisch sein kann, wenn das Zwischenmenschliche fehlt. Wenn eine familiäre Verbundenheit keine Verbundenheit garantiert. Wenn Mitgefühl aufgrund eigener Interessen gar durch Animositäten ersetzt wird. Was bleibt, ist ein verkrustetes Herz bis über den Tod hinaus.
Annika Reich erzählt die Geschichte in einem nüchternen Tonfall. Gleichzeitig lässt sie keinen Zweifel daran, dass ihre Charaktere unter der Familiengeschichte leiden. Durch diese Erzählweise fehlt mir die emotionale Nähe zu den Charakteren. Damit ist es mir möglich, die Frauen aus der Ferne zu betrachten. Diese Frauen, deren Männer irgendwie abhanden gekommen sind und die sich selbst so wenig emotionale Nähe geben können.
"Eure Großmutter wollte es nie wahrhaben, aber auch wir gehören dazu, wir zerrupften Rosen." "Ich gehörte nie dazu, zerrupft oder unzerrupft", sagte Olga. "Ich durfte nicht einmal ihre Stifte benutzen. Weißt du das noch, Luise? Sie räumte sie weg, wenn ich kam, sie machte die Schränke zu." - Seite 183
Männer sterben bei uns nicht ist für mich ein ruhiges, zum Nachdenken anregendes Leseerlebnis.
Fazit
Männer sterben bei uns nicht ist für alle, die sich nicht scheuen, verbildlicht an Luises Seite das durch die Großmutter gelebte Patriachat zu erleben.
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Luise lebt auf einem herrschaftlichen Anwesen, zusammen mit ihren nahen Verwandten, alles nur Frauen. Männer kommen in dem Roman nicht vor. Ausgangspunkt der Erzählung ist immer wieder die Beerdigung der Großmutter. An diesem Tag kommen viele verborgene Gefühle zutage. Von dort …
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Luise lebt auf einem herrschaftlichen Anwesen, zusammen mit ihren nahen Verwandten, alles nur Frauen. Männer kommen in dem Roman nicht vor. Ausgangspunkt der Erzählung ist immer wieder die Beerdigung der Großmutter. An diesem Tag kommen viele verborgene Gefühle zutage. Von dort schweift Luise in die Vergangenheit und erzählt aus ihrer Kindheit. Die Großmutter hat die Fäden in der Hand und nun bricht mit ihrem Tod das Kartenhaus zusammen. Zu Beginn fand ich die Geschichte noch fesselnd, doch von Seite zu Seite verlor ich immer mehr den Faden. Vieles bleibt ungesagt. Man spürt den Neid der Verwandten auf Luise, da sie immer schon die Lieblingsenkelin war und nun auch alles erben soll. Die Protagonistin kam mir aber ständig so vor, wie wenn sie ein Kind geblieben wäre und von nichts eine Ahnung hatte. Mich hat der Roman leider überhaupt nicht gefesselt, das war mir alles zu tiefenpsychologisch und unrealistisch.
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Gebundenes Buch
Ich war hin und weg von der Leseprobe, dem Cover und dem Titel. Alles zauberte beinahe schon eine Atmosphäre wie aus einem gotischen Roman. Die fragmentierte Erzählweise und die Mysterien, die das Anwesen der Familie umgaben, sorgten dafür dass ich unbedingt weiterlesen …
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Ich war hin und weg von der Leseprobe, dem Cover und dem Titel. Alles zauberte beinahe schon eine Atmosphäre wie aus einem gotischen Roman. Die fragmentierte Erzählweise und die Mysterien, die das Anwesen der Familie umgaben, sorgten dafür dass ich unbedingt weiterlesen wollte.
Leider blieb der Roman genau das: Bruchstückhaft. Erzählungen aus der Kindheit der Protagonistin und von der Beerdigung ihrer herrischen Großmutter kommen die Frauen aus der Familie zusammen, wobei deren schwierige Beziehung offensichtlich wird. Im Grunde ist das sehr interessant, aber es sorgt auch dafür, dass wir keinerlei Charakterentwicklungen haben. Eine Geschichte muss nicht linear aufgebaut sein, aber was sie dennoch braucht, ist ein Höhepunkt und eine Auflösung. Beides blieb der Roman den Leser:innen schuldig. Dass die Vergangenheit der Großmutter und des Vermögens im Dunkeln bleiben, passt wohl gut, aber dass auch alles andere niemals aufgelöst wird, lässt einen leer zurück. Wirklich schade.
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Gebundenes Buch
Männer sterben bei uns nicht
In "Männer sterben bei uns nicht" wird die Geschichte von Frauen aus drei aufeinanderfolgenden Generationen beschrieben, die auf einem prächtigen Anwesen am Wannsee wohnen. Männer glänzen in dieser Familie vor allem durch …
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Männer sterben bei uns nicht
In "Männer sterben bei uns nicht" wird die Geschichte von Frauen aus drei aufeinanderfolgenden Generationen beschrieben, die auf einem prächtigen Anwesen am Wannsee wohnen. Männer glänzen in dieser Familie vor allem durch Abwesenheit.
Besonders die allgegenwärtige Macht der Großmutter steht in diesem Werk im Vordergrund. Auch die Charaktere und die Beziehung der Frauen zueinander werden durch wechselnde Passagen aus Vergangenheit und Gegenwart intelligent herausgearbeitet. Jetzt kommt jedoch das Aber: Die Handlung des Buches ist aus meiner Sicht etwas verwirrend und durcheinander, mir fehlt der rote Faden. Dadurch hat mich das Buch etwas unbefriedigt und mit einigen offenen Fragen zurückgelassen.
Trotzdem ist das Buch ein solides Werk, das einen Blick wert ist. Insbesondere der eingängige und intelligente Schreibstil kann hier punkten. Die Themen wie Familie, Liebe und Verlust werden auf eine einfühlsame Art und Weise erzählt.
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Gebundenes Buch
Ein bedrückendes Erbe
"Für meine Großmutter war Nähe keine relevante Kategorie. Sie hatte kein emotionales Verständnis von Familie, sondern eher ein dynastisches, auch wenn das Wort zu pompös war für den Haufen, den wir darstellten. Sie wies jeder von uns …
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Ein bedrückendes Erbe
"Für meine Großmutter war Nähe keine relevante Kategorie. Sie hatte kein emotionales Verständnis von Familie, sondern eher ein dynastisches, auch wenn das Wort zu pompös war für den Haufen, den wir darstellten. Sie wies jeder von uns einen Platz und eine Aufgabe zu, und wenn wir den Platz einnahmen und die damit verbundene Aufgabe erfüllten, lief alles glatt, wenn nicht, wurden wir aussortiert wie verschlossene Muscheln."
Annika Reich schafft in ihrem Roman "Männer sterben bei uns nicht" ein interessantes Familienporträt, in welchem der Anschein über allem steht; Gefühle dürfen nicht ausgelebt oder gar gezeigt werden, wichtig ist nur die Form zu wahren - und zwar jene, die Großmutter für das jeweilige Familienmitglied gewählt hat. Männer gibt es hier keine.
Erzählt wird die Geschichte aus Luisas Sicht, der vorgesehenen Erbin des Anwesens und spielt am Tag von Großmutters Beerdigung. Dabei erfahren wir durch Rückblenden nach und nach mehr über die Geschichte der "Dynastie", über die einzelnen Familienmitglieder und ihre Rollen. Nach und nach wird ersichtlich, wie jeder jedem misstraut und die jeweilige Position missgönnt.
Im Laufe des Buches dringen wir immer tiefer in die Gefühlswelten ein, die zu Lebzeiten des Familienoberhauptes nie offenbart werden durften, und erfahren, dass jeder auf seine eigene Art einsam und unzufrieden ist.
Luisa stellt sich die Frage, ob sie die Familientradition überhaupt wahren möchte.
Die Autorin hat einen wunderschönen Schreibstil, klar und doch irgendwie poetisch. Die Geschichte ist kurzweilig und zieht einen immer tiefer in ihren Sog. So kann man die etwa 200 Seiten gut an einem Stück durchlesen.
Ich empfehle das Buch jedem, der gerne Familiengeschichten liest und sich dabei besonders für die jeweiligen Personenkonstellationen interessiert. Es gibt keinen großen Plot oder ein überraschendes Geheimnis, doch die Geschichte kommt sehr gut ohne aus, weil die einzelnen Figuren und ihre Beziehungen zu Großmutter und zueinander so gut gezeichnet sind.
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Gebundenes Buch
Annika Reich lässt uns hier tief in die Machtstrukturen und Erwartungen einer matriachalischen Familiengeschichte blicken.
Der fulminante Anfang als prägendes Erlebnis in der Kindheit der Erzählerin führt aber zunächst einmal auf völlig falsche Spuren. Denn die wahren …
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Annika Reich lässt uns hier tief in die Machtstrukturen und Erwartungen einer matriachalischen Familiengeschichte blicken.
Der fulminante Anfang als prägendes Erlebnis in der Kindheit der Erzählerin führt aber zunächst einmal auf völlig falsche Spuren. Denn die wahren Ereignisse dieses Buches geschehen im Inneren der Protagonistinnen, durchwegs Frauen. Die wenigen Männer, die vorkommen, werden nur durch die Augen der Frauen betrachtet und sind eher "Zubehör" als eigenständig handelnde Wesen. Der Umgang mit familiärem Erwartungsdruck, der wohl auf jeder Familie lastet, sowie die verschiedenen Möglichkeiten damit um- oder unterzugehen oder daran zu wachsen, ist der wahre Kern des Romans.
Die Autorin versteht es, diese Thematik in eine derart faszinierende Sprache zu verpacken, dass es schwerfällt, den Roman zur Seite zu legen und gerne möchte man das Leben der Hauptfiguren noch etwas länger begleiten.
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Gebundenes Buch
Bei diesem Buch müssen wir natürlich über das Cover reden.
Ein so wunderschönes Stillleben zieht mich auf jeden Fall sofort in den Bann und als ich dann den Titel gelesen habe, wollte ich so unbedingt wissen um was in dem Buch geht.
Die Leseprobe hat mich dann schon so …
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Bei diesem Buch müssen wir natürlich über das Cover reden.
Ein so wunderschönes Stillleben zieht mich auf jeden Fall sofort in den Bann und als ich dann den Titel gelesen habe, wollte ich so unbedingt wissen um was in dem Buch geht.
Die Leseprobe hat mich dann schon so gepackt, da war es klar: Ich musste dieses Buch einfach unbedingt lesen. Und es hat sich gelohnt. Es geht hier weniger um den Tod als zu Anfang vermutet, sondern um das Leben der Frauen des Anwesens. Warum sterben Männer dort nicht? Wel sie gar nicht anwesend sind.
Somit erhalten wir einen spannenden Einblick in viele imposante Frauenleben.
Mich hat das Buch gut unterhalten, auch wenn ich hier und da noch etwas mehr Tiefgang erwartet und gewünscht hätte.
Da ich aber Bücher mit interessanten weiblichen Protas liebe, war das hier genau das richtige Buch für mich. Ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn ich zu Anfang was ganz anderes erwartet habe.
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Gebundenes Buch
Männer sterben bei uns nicht …
aber Frauen. Und die, die nicht sterben, verschwinden. Physisch, psychisch, emotional. Annika Reich baut ihre Geschichte auf wie ein Versuchslabor. Ein Anwesen am See, nicht verortet, mit fünf Häusern und sogar dem obligaten …
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Männer sterben bei uns nicht …
aber Frauen. Und die, die nicht sterben, verschwinden. Physisch, psychisch, emotional. Annika Reich baut ihre Geschichte auf wie ein Versuchslabor. Ein Anwesen am See, nicht verortet, mit fünf Häusern und sogar dem obligaten Garagenhäuschen, in dessen erstem Obergeschoss die Hauswirtschafterin lebt. Dazu die Personnage der Gegenwart: Großmutter, die Matriarchin und Großmutter Vera, Luise, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, Enkelin der Matriarchin und deren Mutter. Marianna, Tochter der Matriarchin und deren Tochter Olga. Und die offensichtlich Unsichtbaren: Leni, Schwester von Luise, wegen unbotmäßigen Verhaltens Knall auf Fall vom Anwesen in ein englisches Eliteinternat verbannt. Alice, Schwester der Patriarchin, die als Kind vor den Augen ihrer Schwester in das Eis des Sees einbrach und starb.
Zu guter Letzt: zwei anonyme tote Frauen, die eines Sommers kurz hintereinander am Seeufer angeschwemmt werden. Luise findet sie beide. Was es nicht gibt, sind Männer. Sie scheinen da gewesen zu sein, sind den Frauen aber nach und nach abhanden gekommen. Und so spinnt die Autorin unter ihrem Mikroskop ein Netz von Schuld und Abhängigkeit, Neugier und Spannung, Demut und Demütigung, dass Großmutter seit Jahrzehnten fein, aber beinhart dirigiert.
Luise ist die Lieblingsenkelin. Die von Großmutter auserkorene. Sie wird das alles hier erben. Keine andere, die auf dem Anwesen lebt, scheint Großmutters Ansprüchen zu genügen. Auch gegen sich selbst ist die alte Dame unerbittlich. Immer im Kostüm, immer im Schnallenschuh, frisiert und parfümiert. Stundenlang sitzt die kleine Luise an Großmutters (nie Omas) Mahagonitisch und paust historische Baudenkmale aus großen Bildbänden ab. Die Stifte sind immer gespitzt.
Annika Reich lässt uns nach und nach in die Seelen dieser Frauen. Großmutter überrascht alle, als sie verfügt, in einem kargen Sarg im kleinsten Kreis ohne Zeremonie beerdigt zu werden. Nur die ewige Hauswirtschafterin und scheinbar Vertraute war eingeweiht. Haben wir bisher die Geschichte aus der kindlichen Sicht Luises erzählt bekommen, tritt nun ein Strang in der Gegenwart hinzu. Nach und nach trudeln alle Protagonistinnen auf dem Friedhof ein. Und auch unerwartete Gäste stellen sich ein. Und wieder stellt sich heraus: jede von Ihnen trägt intimste Geheimnisse, Verletzungen und Annahmen über die anderen mit sich herum. Und was nun?
Die Autorin hat bereits eine Reihe von Romanen geschrieben, hat aber auch Kinderbücher verfasst und arbeitet journalistisch. Und das kommt uns als Leser:innen in diesem Buch nun zugute. Die ganze Schwere dieser Geschichte schildert Reich in einer unauffälligen, teilweise leichten Sprache. Es gibt es fast kabarettistische Wortspiele, die keinen Sarkasmus fehlen lassen, und kindliche Szenen, zum Beispiel als Luise und ihre Freundin Ruth in das geheimnisvolle fünfte Haus auf dem Anwesen einbrechen.
Dazu geistert eine Reihe von emotional aufgeladenen Gegenständen durch die Geschichte: ein paar Perlenohrringe, eine Brosche in Form eines Panthers, ein großes Motorrad. Und auch der See könnte einiges erzählen, wenn er nur könnte.
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