Aus der großen dunklen Masse des Dirnentums tauchen einige Geschöpfe auf, die durch die Stellung ihrer Liebhaber in den Vordergrund gerückt werden: die Mätressen der Fürsten. Sie sind gewissermaßen die Solospieler auf der großen Bühne der Prostitution. Die andern sind der Chor, sind Statisterie, von deren einzelnen Teilen wir nur wenig erfahren. Die wenigen Individuen, die sich von diesem Hintergrund abheben, verdienen also wohl einige genauere Blicke. Umsomehr, als sie sich fast immer typisch gebärden, als ihr Schicksal immer ein typisches ist. Aus ihrem Leben schaut uns die Zeit, in der sie glänzten, ergötzten, beglückten und litten, offener an, als aus mancher Staatsaktion. Ihre Geschichte erläutert so manches in der Geschichte des Berliner Dirnentums. Ohne die laxe Stellung Friedrich II. in Sittenfragen – er sah es nicht gern, wenn seine Offiziere heirateten, und in manchen Regimentern gab es zu seiner Zeit denn auch nur Junggesellen als Offiziere, in anderen Regimentern wieder nur ganz wenige Offiziersehen – ohne seine Auffassung vom Verhältnis der Geschlechter zu einander und ohne das zerrüttende Beispiel seines Nachfolgers wäre die herrschende Schicht Preußens kaum so demoralisiert und geschwächt worden, wie es geschehen.