Heldenverehrung
Die Biografie, die Zweig in seiner kunstvollen Art in den 30er Jahren schrieb, leidet unter einem seltsamen Mangel: Er, der seit Beginn stets Abstand vom Führer nahm, zeichnet Magellan als demokratischen Helden, der er nie war.
Mag ja sein, dass nach der Ankunft der „Victoria“,
des letzten Schiffes seiner Armada,Magellan nicht die verdienten Lorbeeren erntete, weil er bereits…mehrHeldenverehrung
Die Biografie, die Zweig in seiner kunstvollen Art in den 30er Jahren schrieb, leidet unter einem seltsamen Mangel: Er, der seit Beginn stets Abstand vom Führer nahm, zeichnet Magellan als demokratischen Helden, der er nie war.
Mag ja sein, dass nach der Ankunft der „Victoria“, des letzten Schiffes seiner Armada,Magellan nicht die verdienten Lorbeeren erntete, weil er bereits auf einer kleinen philippinischen Insel sein Leben in einer Strafexpedition verlor – ein Umstand, der wohl kaum zum Demokraten passt.
Dass letztlich ein erster Meuterer als Kapitän den Heimathafen erreicht und den Ruhm erntet, mag anfangs so gewesen sein, doch auch Zweig hat schon erkannt, dass die Ehre nur von kurzer Dauer ist, weil Pigafetta den wohl wichtigsten Reisebericht schrieb, der erst Ende des 18. Jahrhunderts in verkürzter Form in Mailand wieder entdeckt wurde. Er steht treu und fest auf Seiten Magellans.
Nichtsdestoweniger beschreibt der Autor alle Probleme der Reise treffend: Erst die Zeitverschwendung am Rio de Plata – wie wir ihn heute nennen, wo Magellan die Durchfahrt in den Pazifik vermutete, dann die Überwinterung weiter südlich in die Pampa, das Finden der Magellan mit dem Desertieren des wichtigsten Lebensmittelschiff. Auf dem Pazifik, dessen Breite er unterschätzte herrschte deswegen an Bord Hunger und Elend. Dann die Auseinandersetzungen mit den falsch verstandenen Sitten der Einheimischen, der Falle eines Königs, das Ende der „Trinidad“ – Magellans Schiff auf den Molukken und schließlich das heimsegeln der „Victoria“ an den Portugiesen vorbei mit der Flucht von den Kapverdischen Inseln.
So kommen im Heimathafen Sevilla letlich von ursprünglich etwa 250 Männern gerade einmal 18 zurück.
Gerade Stefan Zweigs sprachliches Können macht dieses Werk zu einem Genuss – 4 Sterne.