Rachel Carson, die legendäre Pionierin der Umweltbewegung, schrieb Menschheitsgeschichte. Dieses Buch ist ihr Vermächtnis: Einfühlsam und mit einem feinen Sinn für die uns umgebende Welt beschreibt sie, wie wir unser Verhältnis zur Natur heilen und unsere Entfremdung überwinden können. Wie finden wir wahrhaft zurück zur Natur? Indem wir auf unser Herz hören und das Staunen wieder lernen. In wunderbarer Sprache erzählt Rachel Carson, wie sie ihrem kleinen Neffen mit einfachsten Mitteln die Wunder der Natur nahe bringt - nicht mit enzyklopädischem Wissen, sondern durch intensives, gemeinsames Erleben. Was folgt, ist eines der schönsten Bekenntnisse zur Natur, das die Literatur zu bieten hat, und zugleich ein Ratgeber für Eltern und Kinder ohne modischen Firlefanz. »Magie des Staunens« zeigt beide Seiten der großen Rachel Carson: die praktische einer Wissenschaftlerin, die die Welt verändern wollte, und die künstlerische einer Autorin, die als Pionierin des »nature writing« noch zu entdecken ist.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2019Lesestoff für den Winter
Karin Wittstock stellt neue Gartenbücher vor
Sartre ekelte sich. "Er verabscheute das wimmelnde Leben der Insekten und das Erblühen der Pflanzen", schrieb Simone de Beauvoir über ihren Lebensgefährten. Nicht alle Philosophen aber ekelten sich vor Kastanien wie der Existenzialist, dem Bäume das Inbild der "absurden Existenz" waren: "Leben, das sich ohne Grund vermehrt." Platon und Aristoteles waren anderer Ansicht: Sie kultivierten ihre Akademie und ihren Peripatos in grünen Hainen. Epikurs Schule wurde sogar nach dem "Garten" benannt, in dem sich der Philosoph mit seinen Schülern traf. "Das Leben ist voller Dornen, und ich kenne kein besseres Heilmittel, als seinen Garten zu bestellen", schrieb Voltaire und legte dafür Sümpfe trocken.
"Was machen Gärtnerinnen und Gärtner im Winter"?, fragte sich Karin Wittstock, die frühere "Kulturdezernentin" des Palmengartens - und stellte deshalb jetzt vor einem überschaubaren und vor allem weiblichen Publikum im Siesmayersaal 16 "grüne" Neuerscheinungen vor, darunter auch das besonders zu empfehlende Buch "Vom Philosophieren im Garten" von Damon Youngs unter dem deutschen Titel "Warum Jane Austen ohne Flieder nicht leben konnte".
Wilder als bei dem Australier geht es bei dem Engländer Dave Goulson zu, der unter dem Titel "Wildlife Gardening. Die Kunst, im eigenen Garten die Welt zu retten" eine Lanze für den englischen Schrebergärtner bricht, der nach seinem Dafürhalten "zwischen 31 und 40 Tonnen Ertrag pro Hektar produzieren" kann.
Wie man einen Garten naturalistisch gestalten kann, weiß auch Sven Nürnberger, der im Freiland des Palmengartens sein Brot verdient. Unter dem Titel "Wild Garden" erklärt der weitgereiste Gärtner in seinem Buch, wie man Pflanzen aus aller Welt hierzulande ansiedeln kann. Gemeinsam mit seinen Kollegen Hilke Steinecke und Theodor C. H. Cole hat er zudem einen Band über die exotischen Schätze des Palmengartens publiziert.
Mit Rachel Carsons "Magie des Staunens" erinnert schließlich der Klett-Cotta Verlag an jene Klassikerin des "Nature Writing", die 1962 das Buch über den "stummen Frühling" veröffentlichte, das heute aktueller ist denn je. Die amerikanische Biologin trug damit zum Verbot von DDT im Jahr 1969 bei und löste die Ökobewegung der Siebziger aus. Das weitgehend unbekannte schmale Bändchen, das jetzt erschienen ist, lehrt dagegen das genaue Hinsehen im Grünen, das Staunen über die kleinen Wunder der Natur - den Beginn also jeder großen Philosophie.
CLAUDIA SCHÜLKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Karin Wittstock stellt neue Gartenbücher vor
Sartre ekelte sich. "Er verabscheute das wimmelnde Leben der Insekten und das Erblühen der Pflanzen", schrieb Simone de Beauvoir über ihren Lebensgefährten. Nicht alle Philosophen aber ekelten sich vor Kastanien wie der Existenzialist, dem Bäume das Inbild der "absurden Existenz" waren: "Leben, das sich ohne Grund vermehrt." Platon und Aristoteles waren anderer Ansicht: Sie kultivierten ihre Akademie und ihren Peripatos in grünen Hainen. Epikurs Schule wurde sogar nach dem "Garten" benannt, in dem sich der Philosoph mit seinen Schülern traf. "Das Leben ist voller Dornen, und ich kenne kein besseres Heilmittel, als seinen Garten zu bestellen", schrieb Voltaire und legte dafür Sümpfe trocken.
"Was machen Gärtnerinnen und Gärtner im Winter"?, fragte sich Karin Wittstock, die frühere "Kulturdezernentin" des Palmengartens - und stellte deshalb jetzt vor einem überschaubaren und vor allem weiblichen Publikum im Siesmayersaal 16 "grüne" Neuerscheinungen vor, darunter auch das besonders zu empfehlende Buch "Vom Philosophieren im Garten" von Damon Youngs unter dem deutschen Titel "Warum Jane Austen ohne Flieder nicht leben konnte".
Wilder als bei dem Australier geht es bei dem Engländer Dave Goulson zu, der unter dem Titel "Wildlife Gardening. Die Kunst, im eigenen Garten die Welt zu retten" eine Lanze für den englischen Schrebergärtner bricht, der nach seinem Dafürhalten "zwischen 31 und 40 Tonnen Ertrag pro Hektar produzieren" kann.
Wie man einen Garten naturalistisch gestalten kann, weiß auch Sven Nürnberger, der im Freiland des Palmengartens sein Brot verdient. Unter dem Titel "Wild Garden" erklärt der weitgereiste Gärtner in seinem Buch, wie man Pflanzen aus aller Welt hierzulande ansiedeln kann. Gemeinsam mit seinen Kollegen Hilke Steinecke und Theodor C. H. Cole hat er zudem einen Band über die exotischen Schätze des Palmengartens publiziert.
Mit Rachel Carsons "Magie des Staunens" erinnert schließlich der Klett-Cotta Verlag an jene Klassikerin des "Nature Writing", die 1962 das Buch über den "stummen Frühling" veröffentlichte, das heute aktueller ist denn je. Die amerikanische Biologin trug damit zum Verbot von DDT im Jahr 1969 bei und löste die Ökobewegung der Siebziger aus. Das weitgehend unbekannte schmale Bändchen, das jetzt erschienen ist, lehrt dagegen das genaue Hinsehen im Grünen, das Staunen über die kleinen Wunder der Natur - den Beginn also jeder großen Philosophie.
CLAUDIA SCHÜLKE
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[Rachel Carson] erinnert daran, wie wenig man braucht, um Kinder für die Natur zu begeistern. Bis auf ordentliche Kleidung nämlich gar nichts, nur sich selbst und seine fünf Sinne. Dann kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Mareike Nieberding, SZ-Magazin, 07. August 2023 Mareike Nieberding SZ-Magazin 20230807