Simon Jankowskis schwacher Punkt sind seine geliebten Magnolien. Um sie zu retten, lässt er sich auf einen gefährlichen Handel mit einem Erpresser ein. Denn Simon hat mehr als seinen Ruf und seinen Job zu verlieren. Der angesehene Wissenschaftler am Arboretum im polnischen Kórnik schmuggelt seltene und streng geschützte Pflanzen außer Landes.Als ihm ein Kollege auf die Schliche kommt und droht, ihn auffliegen zu lassen und die Magnolien im Arboretum zu vernichten, ist Simon bereit, als Kurier ein geheimnisvolles Päckchen nach Frankfurt mitzunehmen und es dort auf dem alten jüdischen Friedhof zu deponieren. Er nutzt einen Forschungsauftrag, um sich bei Elinor Sander einzumieten, von deren Garten er Zugang zum Friedhof hat. Doch die Übergabe scheitert; das Päckchen geht verloren. Als Elinor es findet, ist Simon dem Tod nah und Elinor wird zur Gejagten.In ihrem zweiten Gartenkrimi schreibt Elsemarie Maletzke spannend und mit gewohnt elegantem Schwung über einen höflichen Magnolienexperten und eine spröde Gärtnerin, die ein fremdes Verbrechen zusammenführt.
buecher-magazin.deElsemarie Maletzke schreibt mit Verve Krimis, in denen Gärten und Botanik eine große Rolle spielen. Elinor Sander, die weibliche Hauptfigur in ihrem neuen Roman, ist eine Frau, die lieber mit Pflanzen als mit Menschen redet. Nur ihr Untermieter, der polnische Wissenschaftler Simon Jankowski, kommt ihr etwas näher, da er als Botaniker mit Spezialgebiet Magnolien mit ihr auf Augenhöhe über Pflanzen plaudern kann. Doch so lupenrein, wie er zunächst wirkt, ist er nicht. Er schmuggelt seltene Pflanzen über die Landesgrenzen und wird daraufhin von einem Kollegen erpresst, ein mysteriöses Päckchen nach Frankfurt mitzunehmen und dort auf dem jüdischen Friedhof zu deponieren, fast direkt vor Elinors Haustür. Von da an geht alles den Bach runter. Simon entkommt knapp dem Tod, und nur zusammen mit der energischen Elinor gibt es noch eine Chance, sich aus dem Schlamassel zu retten. Der stille Wissenschaftler und die wunderliche Gärtnerin sind ein wunderbar ungleiches Paar. Es ist der Beginn einer seltsamen Freundschaft, in deren Verlauf Elinor selbst zu einer mit allen Wassern gewaschenen Schmugglerin wird. Weniger die bei Krimis übliche spannende Frage nach Motiv und Täter macht diesen Roman lesenswert als vielmehr diese Partnerschaft verwandter Seelen mit Leidenschaft für die Natur.
© BÜCHERmagazin, Margarete von Schwarzkopf (mvs)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2020Bäume, Gräber, Diamanten
FRANKFURT "Magnolienmord" heißt Elsemarie Maletzkes neuer Frankfurter Gartenkrimi, der heute erscheint.
Von Claudia Schülke
Diamanten mag sie nicht, aber: "Ich liebe Bäume", sagt Elsemarie Maletzke. Für Bäume würde sie auf die Straße gehen. Anketten würde sie sich aber nicht an einen Baum, um ihn vor der Säge zu retten, wie Baumaktivisten es tun. Die Autorin musste gerade mitansehen, wie die Eiben vor ihrer Wohnungstür gefällt wurden, dort, wo hinter dem Nibelungenplatz die Turnhalle der Fachhochschule abgerissen wird. Eiben gehören zwar nicht zu ihren Lieblingsbäumen, aber der Lärm der Kettensäge dröhnt ihr noch immer im Kopf. Wie ihrer Heldin Elinor, die die hohen Fichten in ihrem Schattengarten absägen lässt. "Fichten gehören ja auch nicht in einen Garten", sagt Maletzke. Sie hat einen robusten Staudengarten vor ihrem Haus nahe Bad Kreuznach gepflanzt: einen Garten, "der sich um sich selbst kümmert", denn die Gärtnerin wohnt ja unter der Woche im Frankfurter Nordend.
Dort, im Nordend, spielt auch ihr Gartenkrimi "Magnolienmord", der heute beim Frankfurter Verlag Schöffling & Co. erscheint, genauer: zwischen der Deutschen Nationalbibliothek im Westen, der Friedberger Landstraße im Osten und dem Israelitischen Friedhof am Nordrand der Rat-Beil-Straße. Hier steht das ererbte "Blauhaus", in dem ihre Heldin Elinor wohnt, die als fiktive Leiterin des - echten - Exilarchivs in der "Nabi" arbeitet und gern über den verwunschenen Friedhof streift, wo im März die Blausterne blühen. "Eine wunderbare Örtlichkeit", findet Maletzke und: "Da musste doch mal etwas Dramatisches passieren." Als ihr dann auch noch ein Fuchs über den Weg lief, war der Anfang ihres Frankfurter Gartenkrimis geboren: Elinor versorgt einen durstigen Fuchs mit Wasser, der Fuchs scharrt am Grabstein von Ruthchen Feibelmann und findet - Geheimnisvolles. Es gibt nämlich noch zwei weitere Koordinaten: das Diamantenviertel von Antwerpen und das Arboretum im polnischen Kórnik nahe Poznán.
Maletzke, die auch als Reisejournalistin arbeitet, war noch nie in Polen. In Antwerpen aber schon. Erst im November 2018 hat sie sich dort in der Hoveniersstraat zwischen lauter Betonkästen und Videokameras herumgetrieben: "Alles gepanzert." Das Arboretum in Kórnik hat sie nur im Internet besucht. Von dort kommt der Magnolienexperte Simon Jankowski und mietet sich bei ihrer Elinor ein. Allerdings hat er diesmal keine exotischen Stecklinge dabei, sondern etwas, das die Geschichte bis nach London ausdehnt. Die Hausherrin schickt ihn mit einer Kettensäge in ihre Fichtenwipfel, von wo er schneller als erwünscht wieder herabkommt. Als Elinor merkt, was sie da für ein Früchtchen beherbergt, erwacht auch in ihr die kriminelle Energie. Mit Simons Sohn Filip reist sie nach Antwerpen, um "ihr" Haus vor ihrer Schwester Bibi zu retten: mit Fuchsbeute. Ich liebe Elinor", sagt die Autorin über ihre Figur. "Sie ist eine Frau mit vielen Facetten, verletzlich, aber auch schroff." Das kann man wohl sagen. Und mutig ist sie auch. Waghalsig geradezu. "Sie traut sich." Beinahe geht das schief. Elinor liebt ihr Haus und ihren bislang noch weißen Garten. Simon dagegen liebt seine Bäume. Um seine Magnolien vor einem Erpresser zu retten, macht er sich auch die Hände schmutzig - nicht nur mit Gartenerde. Das macht ihn sympathisch. "Formschnitt ist ihm ein Graus", zitiert ihn die Autorin, die selbst allerdings einen in Tierform geschnittenen Buchs in ihrem Garten hegt. Buchs in Zeiten des gefräßigen Buchsbaumzünslers? "Ich muss ihn jetzt schneiden", gibt sie zu, "und im April behandele ich ihn mit Algenkalk."
Künftig will Maletzke im Mai und Juni nicht mehr verreisen. "Diese Monate gehören dann dem Garten." Im Frühsommer blühen bei ihr Päonien und Rosen, die englischen, die sie so liebt, und die ungefüllten Rugosa. Sie ist kein Fan des Baumverstehers Peter Wohlleben, sondern der englischen Hortikultur verfallen. Überhaupt: England, das viktorianische zumal, hat es ihr angetan. Immer wieder reist sie über den Kanal, hat etliche Biographien über Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts verfasst, über die Brontë-Schwestern und Jane Austen. In "Magnolienmord" kommt eine Frau Hensel vor, Mieterin im "Blauhaus", die ganz im viktorianischen Zeitalter aufgeht und all die Dichterinnen zitiert, die Maletzke gelesen oder beschrieben hat. Ein heimliches Selbstporträt? Diesen Verdacht weist die Autorin empört von sich: "Das ist Fiktion!" Autor und Figur sind nun mal zweierlei, alles andere wäre unprofessionell.
Und ein Profi, das ist sie. Vor zwei Jahren hat sie das Tagebuch der Charlotte Brontë übersetzt und herausgegeben, für den Spätsommer plant sie ein Reisebuch über England: Sie will den Great West Way zwischen London und Bristol erkunden und recherchiert bereits über den Eisenbahn-Ingenieur, der ihn erschlossen hat. Aber: "Der Krimi ist eine Form, die mir entgegenkommt, weil er Regeln hat", sagt sie. 2013 war ihr erster Gartenkrimi bei Schöffling erschienen: "Giftiges Grün" spielt mit den chemischen Substanzen von Pflanzen wie Eisenhut und Rizinus. Eisenhut blüht auch in Maletzkes Garten, Bäume dagegen machen sich bei ihr rar. Nur ein Weinbergpfirsich und eine kleine Birne im Kübel halten die Stellung. Ins Arboretum von Kórnik will Maletzke aber noch reisen. Vielleicht bringt sie dann eine Yulan-Magnolie für ihren Garten mit - Simons Lieblingsbaum.
ELSEMARIE MALETZKE,
"Magnolienmord", Gartenkrimi, Schöffling & Co., Frankfurt, 248 Seiten, 18 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
FRANKFURT "Magnolienmord" heißt Elsemarie Maletzkes neuer Frankfurter Gartenkrimi, der heute erscheint.
Von Claudia Schülke
Diamanten mag sie nicht, aber: "Ich liebe Bäume", sagt Elsemarie Maletzke. Für Bäume würde sie auf die Straße gehen. Anketten würde sie sich aber nicht an einen Baum, um ihn vor der Säge zu retten, wie Baumaktivisten es tun. Die Autorin musste gerade mitansehen, wie die Eiben vor ihrer Wohnungstür gefällt wurden, dort, wo hinter dem Nibelungenplatz die Turnhalle der Fachhochschule abgerissen wird. Eiben gehören zwar nicht zu ihren Lieblingsbäumen, aber der Lärm der Kettensäge dröhnt ihr noch immer im Kopf. Wie ihrer Heldin Elinor, die die hohen Fichten in ihrem Schattengarten absägen lässt. "Fichten gehören ja auch nicht in einen Garten", sagt Maletzke. Sie hat einen robusten Staudengarten vor ihrem Haus nahe Bad Kreuznach gepflanzt: einen Garten, "der sich um sich selbst kümmert", denn die Gärtnerin wohnt ja unter der Woche im Frankfurter Nordend.
Dort, im Nordend, spielt auch ihr Gartenkrimi "Magnolienmord", der heute beim Frankfurter Verlag Schöffling & Co. erscheint, genauer: zwischen der Deutschen Nationalbibliothek im Westen, der Friedberger Landstraße im Osten und dem Israelitischen Friedhof am Nordrand der Rat-Beil-Straße. Hier steht das ererbte "Blauhaus", in dem ihre Heldin Elinor wohnt, die als fiktive Leiterin des - echten - Exilarchivs in der "Nabi" arbeitet und gern über den verwunschenen Friedhof streift, wo im März die Blausterne blühen. "Eine wunderbare Örtlichkeit", findet Maletzke und: "Da musste doch mal etwas Dramatisches passieren." Als ihr dann auch noch ein Fuchs über den Weg lief, war der Anfang ihres Frankfurter Gartenkrimis geboren: Elinor versorgt einen durstigen Fuchs mit Wasser, der Fuchs scharrt am Grabstein von Ruthchen Feibelmann und findet - Geheimnisvolles. Es gibt nämlich noch zwei weitere Koordinaten: das Diamantenviertel von Antwerpen und das Arboretum im polnischen Kórnik nahe Poznán.
Maletzke, die auch als Reisejournalistin arbeitet, war noch nie in Polen. In Antwerpen aber schon. Erst im November 2018 hat sie sich dort in der Hoveniersstraat zwischen lauter Betonkästen und Videokameras herumgetrieben: "Alles gepanzert." Das Arboretum in Kórnik hat sie nur im Internet besucht. Von dort kommt der Magnolienexperte Simon Jankowski und mietet sich bei ihrer Elinor ein. Allerdings hat er diesmal keine exotischen Stecklinge dabei, sondern etwas, das die Geschichte bis nach London ausdehnt. Die Hausherrin schickt ihn mit einer Kettensäge in ihre Fichtenwipfel, von wo er schneller als erwünscht wieder herabkommt. Als Elinor merkt, was sie da für ein Früchtchen beherbergt, erwacht auch in ihr die kriminelle Energie. Mit Simons Sohn Filip reist sie nach Antwerpen, um "ihr" Haus vor ihrer Schwester Bibi zu retten: mit Fuchsbeute. Ich liebe Elinor", sagt die Autorin über ihre Figur. "Sie ist eine Frau mit vielen Facetten, verletzlich, aber auch schroff." Das kann man wohl sagen. Und mutig ist sie auch. Waghalsig geradezu. "Sie traut sich." Beinahe geht das schief. Elinor liebt ihr Haus und ihren bislang noch weißen Garten. Simon dagegen liebt seine Bäume. Um seine Magnolien vor einem Erpresser zu retten, macht er sich auch die Hände schmutzig - nicht nur mit Gartenerde. Das macht ihn sympathisch. "Formschnitt ist ihm ein Graus", zitiert ihn die Autorin, die selbst allerdings einen in Tierform geschnittenen Buchs in ihrem Garten hegt. Buchs in Zeiten des gefräßigen Buchsbaumzünslers? "Ich muss ihn jetzt schneiden", gibt sie zu, "und im April behandele ich ihn mit Algenkalk."
Künftig will Maletzke im Mai und Juni nicht mehr verreisen. "Diese Monate gehören dann dem Garten." Im Frühsommer blühen bei ihr Päonien und Rosen, die englischen, die sie so liebt, und die ungefüllten Rugosa. Sie ist kein Fan des Baumverstehers Peter Wohlleben, sondern der englischen Hortikultur verfallen. Überhaupt: England, das viktorianische zumal, hat es ihr angetan. Immer wieder reist sie über den Kanal, hat etliche Biographien über Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts verfasst, über die Brontë-Schwestern und Jane Austen. In "Magnolienmord" kommt eine Frau Hensel vor, Mieterin im "Blauhaus", die ganz im viktorianischen Zeitalter aufgeht und all die Dichterinnen zitiert, die Maletzke gelesen oder beschrieben hat. Ein heimliches Selbstporträt? Diesen Verdacht weist die Autorin empört von sich: "Das ist Fiktion!" Autor und Figur sind nun mal zweierlei, alles andere wäre unprofessionell.
Und ein Profi, das ist sie. Vor zwei Jahren hat sie das Tagebuch der Charlotte Brontë übersetzt und herausgegeben, für den Spätsommer plant sie ein Reisebuch über England: Sie will den Great West Way zwischen London und Bristol erkunden und recherchiert bereits über den Eisenbahn-Ingenieur, der ihn erschlossen hat. Aber: "Der Krimi ist eine Form, die mir entgegenkommt, weil er Regeln hat", sagt sie. 2013 war ihr erster Gartenkrimi bei Schöffling erschienen: "Giftiges Grün" spielt mit den chemischen Substanzen von Pflanzen wie Eisenhut und Rizinus. Eisenhut blüht auch in Maletzkes Garten, Bäume dagegen machen sich bei ihr rar. Nur ein Weinbergpfirsich und eine kleine Birne im Kübel halten die Stellung. Ins Arboretum von Kórnik will Maletzke aber noch reisen. Vielleicht bringt sie dann eine Yulan-Magnolie für ihren Garten mit - Simons Lieblingsbaum.
ELSEMARIE MALETZKE,
"Magnolienmord", Gartenkrimi, Schöffling & Co., Frankfurt, 248 Seiten, 18 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Maletzke schreibt außerordentlich gut, sehr anschaulich, mit viel Augenzwinkern, Schwung und Eleganz, mit Spaß an der Sprache und an ihren skurrilen Figuren.«Ursula May, hr2»Spannend zu lesen, nicht nur für Garten- und PflanzenliebhaberInnen.«Maria Mail-Brandt, garten-literatur.de»Ein spannender Krimi mit vielen Ecken und Kanten, spannend zu lesen.«Jürgen Kaiser, wodisoft»Maletzke beweist in den Dialogen ihren britisch-beeinflussten Sprachhumor.«Norbert Schreiber, Facesofbooks»Maletzkes Figuren werden durch ihre Sprache lebendig und fesseln den Leser bis zum Schluss. (...) Magnolienmord zu lesen, wird nicht nur Gartenliebhaber_innen begeistern.«Editha Weber, Ulrich-Travelguide»Das Buch ist leicht und locker geschrieben, und mit einer gehörigen Portion Ironie versehen. Bestens dafür geeignet, in einem Rutsch gelesen zu werden.«Ulla Foemer, GartenRadio»Liebenswerte, kauzige Protagonisten, Gärtnerlatein sowie eine originelle Story - alles atmosphärisch dicht geschrieben - sorgen für Lesevergnügen nicht nur für Gartenliebhaber.«Ute Ulrike Fauth, ekz.bibliotheksservice»Es braucht weder einen 'grünen Daumen' noch ausgeprägte Kenntnisse der bunten Pflanzenwelt, um diesen schwungvoll geschriebenen Krimi mit Vergnügen zu lesen.«Heidrun Helwig, Gießener Anzeiger»Hier schreibt jemand, für den der Umgang mit Sprache eine Lust ist - und das merkt man diesem kriminalistischen Kabinettstück auf jeder Seite an.«Petra Pluwatsch, Bücheratlas»Weniger die bei Krimis übliche spannende Frage nach Motiv und Täter macht diesen Roman lesenswert als vielmehr diese Partnerschaft verwandter Seelen mit Leidenschaft für die Natur.«Margarete von Schwarzkopf, BÜCHERMagazin