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Bis Seite 65 muss sich der Leser gedulden, ehe er über den tieferen Sinn dieses Buches aufgeklärt wird. Da steht grammatikalisch nicht ganz richtig: "Gibt es auch Antworten? Jede Menge, fast jede beliebige." Was der Autor hier für Schweinfurt feststellt, gilt gewissermaßen für alle mainfränkischen Ortsnamen, die in dem Buch nicht ohne mancherlei ironische Untertöne auf Ursprung und Bedeutung hin untersucht werden - mit einem Ergebnis, das nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss ist, denn bei dieser teils ernsthaften Wissenschaft, teils rechthaberischen Spielerei gibt es unter den Namensforschern erbitterte Auseinandersetzungen. Bernd Eusemann, seiner fränkischen Heimat offenbar eng verbunden, nennt Wolf-Armin von Reitzenstein, Peter Schneider, Eduard Herold, Ludwig Braunfels, Hans Bahlow und andere, die oft zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen kommen - auch ein wenig abhängig von den Zeitumständen, wurde doch während der nationalsozialistischen Herrschaft zwanghaft versucht, selbst bei den unbedeutendsten Orten germanische Wurzeln nachzuweisen. Hier nun versucht sich der Autor als Schiedsrichter, indem er die verschiedenen Deutungen - die begründeten ebenso wie die Spekulationen - nebeneinanderstellt und en passant allerlei Lokalkolorit einfließen läßt. Trotzdem klingt alles, was in diesem Buch steht - das Ortsregister hat immerhin zweihundertvierzig Positionen -, ein wenig wirr. Wenn es also, wie zu vermuten, das Anliegen Bernd Eusemanns ist, den archaischen Nebel, der über der Herkunft von Ortsnamen wabert, zu lichten, so ist das nicht erreicht, ja es scheint sogar, als sei dieser Nebel noch ein wenig dichter geworden.
tg
"Mainfränkische Ortsnamen erzählen Geschichte(n)" von Bernd Eusemann. Echter Verlag, Würzburg 2013. 148 Seiten. Gebunden, 14,95 Euro.
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