Karla Senkrecht hat mich begeistert
„Maingrab“ von Franziska Franz ist der zweite Band der Reihe mit der außergewöhnlichen Privatermittlerin Karla Senkrecht.
Der Schreibstil ist flüssig, humorvolle Dialoge lockern auf, Emotionen sind gut spürbar. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und
sind mit Zeit- und Ortsangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil dies gut verdeutlicht, über…mehrKarla Senkrecht hat mich begeistert
„Maingrab“ von Franziska Franz ist der zweite Band der Reihe mit der außergewöhnlichen Privatermittlerin Karla Senkrecht.
Der Schreibstil ist flüssig, humorvolle Dialoge lockern auf, Emotionen sind gut spürbar. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind mit Zeit- und Ortsangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil dies gut verdeutlicht, über welchen Zeitraum sich die Ermittlungen hinziehen bzw. wo die Ereignisse sich abspielen. Das Buch erschien 2023; da die Handlung im Sommer 2019 spielt, ist Corona daher kein Thema. Das Cover mit der Teilansicht eines deutschen Notfall-Rettungswagens ist ein exzellenter Eye-Catcher und unterstreicht die Thematik des Falles. Band 1 dieser Reihe muss man im Übrigen nicht gelesen haben, jedes Buch steht für sich alleine.
Man befindet sich ab der ersten Seite mitten in einem faszinierenden Fall voller Rätsel. Am Tatort finden sich so gut wie keine Spuren, die Sanitäter sind wie vom Erdboden verschluckt. Auch die Befragungen der polizeilichen Ermittler im Umfeld des Toten bzw. der Vermissten bringen kaum Erkenntnisse. Schließlich schaltet sich die mit unkonventionellen Methoden agierende Privatdetektivin Karla Senkrecht in die Ermittlungen ein. Mit ihrer Unterstützung und aufgrund ihres Bauchgefühls gelingt es schließlich Schritt für Schritt, Licht ins Dunkel zu bringen, bis in einem dramatischen Showdown dieser spektakuläre Fall gelöst werden kann.
Die laufenden Perspektivenwechsel zwischen polizeilichen Befragungen, den Aktionen der Privatdetektivin sowie diversen Personen aus dem Umfeld des Ermordeten bzw. der vermissten Sanitäter gestalten nicht nur die Handlung tempo- und abwechslungsreich, sondern vermitteln dem Leser auch immer wieder einen gewissen Wissensvorsprung und bieten Gelegenheit zum MIträtseln. Die Spannung steigert sich quasi von Kapitel zu Kapitel, nicht nur Karlas Aktionen tragen zum Nervenkitzel bei, auch der eine oder andere Cliffhanger.
Die Charaktere fand ich gut gezeichnet, sie wirken authentisch, lebendig – der trauernde Lebensgefährte, die engstirnigen, spießbürgerlichen Eltern ebenso wie das polizeiliche Ermittler-Duo, der ältere, routinierte Kai und die junge, aufgeweckte Mia. Letztere wirken grundsätzlich sympathisch, sind jedoch noch nicht lange ein Team und müssen sich erst zusammenraufen. Kai erscheint mir zeitweise zu kritisch und zu barsch, Mia weiß sich zu wehren, ist nicht nachtragend und grundsätzlich ein humorvoller Mensch; sie verhält sich auch empathischer bei den Befragungen als der etwas ungeduldig und cholerisch wirkende Kai. Der hervorstechende Charakter ist jedoch Karla Senkrecht. Neben ihr verblassen die beiden Kommissare. Sie verfügt nicht nur über eine ausgezeichnete Beobachtungs- und Kombinationsgabe, sondern auch über Mut und Hartnäckigkeit. Ihre eigenwilligen Methoden, manchmal knapp an der Illegalität vorbeischrammend, machen die Würze dieses Krimis aus.
„Maingrab“ fesselt durch die vielen Fragezeichen, die diesen Fall durchziehen. Kaum klärt sich eines, tauchen neue auf. So entwickelt sich dieses Buch zum Pageturner. Mich begeisterte ganz besonders die Protagonistin Klara Senkrecht. Zunächst möchte ich Band 1 „Blutmain“ nachholen und ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit ihr.
Eine unbedingte Leseempfehlung.