"Child's best for some time...with detective-story and romcom elements (even sly humour) on top of the psychological duels and set-piece violence." (Sunday Times)
Jack Reacher has no place to go, and all the time in the world to get there.
A remote railroad stop on the prairie with the curious name of Mother's Rest seems perfect for an aimless one-day stopover. He expects to find a lonely pioneer tombstone in a sea of nearly-ripe wheat.
Instead there is a woman waiting for a missing colleague, a cryptic note about two hundred deaths, and a small town full of silent, watchful people.
Reacher's one-day stopover turns into an open-ended quest leading to the most hidden reaches of the internet, and right into the nightmare heart of darkness.
_________
Although the Jack Reacher novels can be read in any order, Make Me is 20th in the series.
And be sure not to miss Reacher's newest adventure, no.27, No Plan B! ***OUT NOW***
Jack Reacher has no place to go, and all the time in the world to get there.
A remote railroad stop on the prairie with the curious name of Mother's Rest seems perfect for an aimless one-day stopover. He expects to find a lonely pioneer tombstone in a sea of nearly-ripe wheat.
Instead there is a woman waiting for a missing colleague, a cryptic note about two hundred deaths, and a small town full of silent, watchful people.
Reacher's one-day stopover turns into an open-ended quest leading to the most hidden reaches of the internet, and right into the nightmare heart of darkness.
_________
Although the Jack Reacher novels can be read in any order, Make Me is 20th in the series.
And be sure not to miss Reacher's newest adventure, no.27, No Plan B! ***OUT NOW***
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2016Goliath mochte er schon immer lieber als David
So schreibt man einen Weltbestseller: Der Brite Andy Martin schaut in "Reacher Said Nothing" dem Thriller-Autor Lee Child sieben Monate beim Schreiben zu.
Es muss schnell gehen: Am 22. August 2014 fragt der britische Literaturwissenschaftler Andy Martin per Mail bei Lee Child an, was er davon hielte, wenn er den Entstehungsprozess des nächsten Jack-Reacher-Romans beobachten und beschreiben würde? Martin hatte Child ein paar Mal interviewt und Besprechungen geschrieben, ihn einen glühenden Fan zu nennen wäre untertrieben. Anbetung trifft es besser. Und siehe, sein Gebet wird erhört: Wenig später sitzt Martin in einer Nobelwohnung am Central Park, wo Lee Child wie jedes Jahr am 1. September mit der Niederschrift eines Romans beginnt, der ein Jahr später erscheinen wird.
Der 1954 in Coventry geborene Jim Grant hat sich unter dem Pseudonym Lee Child zu einer Speerspitze der Unterhaltungsindustrie entwickelt, Reacher ist jeden Herbst auf Spitzenplätze in Amerika und Großbritannien abonniert, die Weltauflage lieg derzeit bei rund siebzig Millionen Exemplaren. Erfunden hat Child seinen Helden, weil er seinen Job beim Fernsehen verlor. Reacher ist ein ehemaliger Major der amerikanischen Militärpolizei, ein Hüne in Gestalt, Scharfschütze, Nahkämpfer, scharfsinniger Analytiker, der, nur mit Zahnbürste und Bargeld bewaffnet, ziellos durch Amerika wandert und auf seinen Wegen mittlerweile Schurken im dreistelligen Bereich eliminiert hat - immer auf der Seite der Guten, versteht sich. Einen solchen Kerl liebt auch der wichtigste Teil der Leserschaft - Frauen.
Der Zaungast wird Zeuge eines sehr ungewöhnlichen Schreibprozesses: Denn Lee Child hat weder Plot noch Plan, er fängt mit dem Titel an, dann schreibt er den ersten Satz und wartet ab, wohin ihn der führt. Am Ende muss er die magische Grenze von 100 000 Wörtern erreicht haben, das steht im Vertrag. Er macht also das Gegenteil dessen, was man in dem Gewerbe sonst tut, nämlich möglichst sorgsam einen Plot zu entwickeln. Seine einzige Maxime bezieht er aus der Erfahrung beim Fernsehen: "You should write the fast stuff slow and the slow stuff fast." Getippt wird am Computer, Schriftart Arial, einzeiliger Abstand, zehn Punkt, der Bildschirm auf hundertfünfzig Prozent vergrößert. Umschreiben oder gar neu anfangen ist nicht vorgesehen. Und so beginnt "Make Me", die zwanzigste Fortsetzung der Reihe, mit dem Satz "Moving a guy as big as Keever wasn't easy." In einem Kaff namens Mother's Rest, irgendwo im Maisgürtel, steigt Reacher aus dem Zug.
Andy Martin, im Hauptberuf Französisch-Dozent an der Universität von Cambridge, hängt in "Reacher Said Nothing" erst wie ein schwärmerischer Backfisch an den Lippen seines Heiligen, um dann alles aufzuschreiben, was ihm in den Sinn kommt. Dabei geht er nach der Methode "To Mock a Killingbird" vor, weil er naturgemäß auch noch die gekärcherte Syntax seines Vorbilds zu imitieren pflegt. In seiner Mischung aus Hagiographie, literarischem Essay und Meta-Roman lässt er die sprichwörtliche britische Distanziertheit schmerzlich vermissen.
Wir erfahren, dass Lee Child Kette raucht, ab und an kifft, dünnen schwarzen Kaffee eimerweise trinkt und sich während des Schreibens von Junkfood ernährt. Dass er ein Fan von "Warten auf Godot" ist, gerne Fußball im Fernsehen verfolgt, dass seine Frau einen Master im Fach Angelsächsisch hat und dass er nie Strafzettel zahlt und sich vor Gericht stets erfolgreich selbst verteidigt. Sein Weltbild stark von der Vorstellung geprägt ist, in uns agiere hauptsächlich der Mensch der Steinzeit. Außerdem ist Child für Sterbehilfe, spendet Geld für Tierschutz und hält von den Kollegen aus der Abteilung Literatur - namentlich Martin Amis und Julian Barnes - nichts ("all diese dumme Sehnsucht nach der Schulzeit"). Wir erfahren selbstredend nichts Konkretes über Geld und auch nicht, was der Autor von Tom Cruise hält, der Reacher in der bislang einzigen Verfilmung spielte.
Andy Martin sieht in Lee Child einen Wiedergänger Camus', darunter tut er es nicht. Gleichzeitig sei er Nachfahre der antiken Sänger, weil er seine Bücher auf mündliche Erzählbarkeit hin schreibt, Wörter wendend, ihren Klang prüfend, die Rhythmik der Sätze abhorchend, Satzzeichen zur Phrasierung einsetzend. Seine Thesen stützt der akademische Beobachter mit der üblichen Angeberei, für die Barthes, Derrida, Nietzsche, Sartre, Wittgenstein, Rousseau und andere herhalten müssen. Ein Register hätte dem Band schon deswegen gut angestanden, um die vielen Kommentare Childs über seine Konkurrenz aus der Thrillerzunft (Connelly, Coben, Baldacci, Deaver, King, Clancy, Slaughter, Kerr, Grisham etc.) ausfindig zu machen. Dass Lee Child selbst mittlerweile der Überblick verlorenging, wie es sich mit seiner Figur verhält, entgeht Martin: Einmal behauptet Child, Reacher sei eine fiktionale Figur, die er erfunden hat, dann wieder, Reacher sei eine reale Figur ("He exists.").
Das mag daran liegen, dass man bei Bantam Books gespart hat; jeder vernünftige Lektor hätte das selbstreferentielle Blabla gestrichen und aus einer Zumutung ein fundiertes Buch gemacht. Bei Lee Child ist das Nichtlektorat dagegen Bedingung und Privileg: Seine Bücher verlassen die Druckerei so, wie er sie abgibt.
Andy Martin hat eine Chance in den Sand gesetzt, wenn nicht Schlimmeres angerichtet. Als bekannt wurde, dass er die Entstehung von "Make Me" begleitet, kursierte in den sozialen Medien die Befürchtung, er lenke Child nur ab, sei "toxic" - Gift für den Schreibprozess. Und tatsächlich ist der Roman, der nach 222 Tagen mit 111 730 Wörtern an sein Ende kam, einer der uninspiriertesten der Serie. Wird Lee Child mit Nummer einundzwanzig den Geist Andy Martins wieder abschütteln können? "Night School" erscheint am 8. November.
HANNES HINTERMEIER.
Andy Martin: "Reacher Said Nothing". Lee Child and The Making of ,Make Me'.
Bantam Books, New York 2015. 354 S., br., 14,95 [Euro].
Lee Child: "Make Me".
Thriller.
Bantam Press, London 2015. 427 S., br., 13,59 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So schreibt man einen Weltbestseller: Der Brite Andy Martin schaut in "Reacher Said Nothing" dem Thriller-Autor Lee Child sieben Monate beim Schreiben zu.
Es muss schnell gehen: Am 22. August 2014 fragt der britische Literaturwissenschaftler Andy Martin per Mail bei Lee Child an, was er davon hielte, wenn er den Entstehungsprozess des nächsten Jack-Reacher-Romans beobachten und beschreiben würde? Martin hatte Child ein paar Mal interviewt und Besprechungen geschrieben, ihn einen glühenden Fan zu nennen wäre untertrieben. Anbetung trifft es besser. Und siehe, sein Gebet wird erhört: Wenig später sitzt Martin in einer Nobelwohnung am Central Park, wo Lee Child wie jedes Jahr am 1. September mit der Niederschrift eines Romans beginnt, der ein Jahr später erscheinen wird.
Der 1954 in Coventry geborene Jim Grant hat sich unter dem Pseudonym Lee Child zu einer Speerspitze der Unterhaltungsindustrie entwickelt, Reacher ist jeden Herbst auf Spitzenplätze in Amerika und Großbritannien abonniert, die Weltauflage lieg derzeit bei rund siebzig Millionen Exemplaren. Erfunden hat Child seinen Helden, weil er seinen Job beim Fernsehen verlor. Reacher ist ein ehemaliger Major der amerikanischen Militärpolizei, ein Hüne in Gestalt, Scharfschütze, Nahkämpfer, scharfsinniger Analytiker, der, nur mit Zahnbürste und Bargeld bewaffnet, ziellos durch Amerika wandert und auf seinen Wegen mittlerweile Schurken im dreistelligen Bereich eliminiert hat - immer auf der Seite der Guten, versteht sich. Einen solchen Kerl liebt auch der wichtigste Teil der Leserschaft - Frauen.
Der Zaungast wird Zeuge eines sehr ungewöhnlichen Schreibprozesses: Denn Lee Child hat weder Plot noch Plan, er fängt mit dem Titel an, dann schreibt er den ersten Satz und wartet ab, wohin ihn der führt. Am Ende muss er die magische Grenze von 100 000 Wörtern erreicht haben, das steht im Vertrag. Er macht also das Gegenteil dessen, was man in dem Gewerbe sonst tut, nämlich möglichst sorgsam einen Plot zu entwickeln. Seine einzige Maxime bezieht er aus der Erfahrung beim Fernsehen: "You should write the fast stuff slow and the slow stuff fast." Getippt wird am Computer, Schriftart Arial, einzeiliger Abstand, zehn Punkt, der Bildschirm auf hundertfünfzig Prozent vergrößert. Umschreiben oder gar neu anfangen ist nicht vorgesehen. Und so beginnt "Make Me", die zwanzigste Fortsetzung der Reihe, mit dem Satz "Moving a guy as big as Keever wasn't easy." In einem Kaff namens Mother's Rest, irgendwo im Maisgürtel, steigt Reacher aus dem Zug.
Andy Martin, im Hauptberuf Französisch-Dozent an der Universität von Cambridge, hängt in "Reacher Said Nothing" erst wie ein schwärmerischer Backfisch an den Lippen seines Heiligen, um dann alles aufzuschreiben, was ihm in den Sinn kommt. Dabei geht er nach der Methode "To Mock a Killingbird" vor, weil er naturgemäß auch noch die gekärcherte Syntax seines Vorbilds zu imitieren pflegt. In seiner Mischung aus Hagiographie, literarischem Essay und Meta-Roman lässt er die sprichwörtliche britische Distanziertheit schmerzlich vermissen.
Wir erfahren, dass Lee Child Kette raucht, ab und an kifft, dünnen schwarzen Kaffee eimerweise trinkt und sich während des Schreibens von Junkfood ernährt. Dass er ein Fan von "Warten auf Godot" ist, gerne Fußball im Fernsehen verfolgt, dass seine Frau einen Master im Fach Angelsächsisch hat und dass er nie Strafzettel zahlt und sich vor Gericht stets erfolgreich selbst verteidigt. Sein Weltbild stark von der Vorstellung geprägt ist, in uns agiere hauptsächlich der Mensch der Steinzeit. Außerdem ist Child für Sterbehilfe, spendet Geld für Tierschutz und hält von den Kollegen aus der Abteilung Literatur - namentlich Martin Amis und Julian Barnes - nichts ("all diese dumme Sehnsucht nach der Schulzeit"). Wir erfahren selbstredend nichts Konkretes über Geld und auch nicht, was der Autor von Tom Cruise hält, der Reacher in der bislang einzigen Verfilmung spielte.
Andy Martin sieht in Lee Child einen Wiedergänger Camus', darunter tut er es nicht. Gleichzeitig sei er Nachfahre der antiken Sänger, weil er seine Bücher auf mündliche Erzählbarkeit hin schreibt, Wörter wendend, ihren Klang prüfend, die Rhythmik der Sätze abhorchend, Satzzeichen zur Phrasierung einsetzend. Seine Thesen stützt der akademische Beobachter mit der üblichen Angeberei, für die Barthes, Derrida, Nietzsche, Sartre, Wittgenstein, Rousseau und andere herhalten müssen. Ein Register hätte dem Band schon deswegen gut angestanden, um die vielen Kommentare Childs über seine Konkurrenz aus der Thrillerzunft (Connelly, Coben, Baldacci, Deaver, King, Clancy, Slaughter, Kerr, Grisham etc.) ausfindig zu machen. Dass Lee Child selbst mittlerweile der Überblick verlorenging, wie es sich mit seiner Figur verhält, entgeht Martin: Einmal behauptet Child, Reacher sei eine fiktionale Figur, die er erfunden hat, dann wieder, Reacher sei eine reale Figur ("He exists.").
Das mag daran liegen, dass man bei Bantam Books gespart hat; jeder vernünftige Lektor hätte das selbstreferentielle Blabla gestrichen und aus einer Zumutung ein fundiertes Buch gemacht. Bei Lee Child ist das Nichtlektorat dagegen Bedingung und Privileg: Seine Bücher verlassen die Druckerei so, wie er sie abgibt.
Andy Martin hat eine Chance in den Sand gesetzt, wenn nicht Schlimmeres angerichtet. Als bekannt wurde, dass er die Entstehung von "Make Me" begleitet, kursierte in den sozialen Medien die Befürchtung, er lenke Child nur ab, sei "toxic" - Gift für den Schreibprozess. Und tatsächlich ist der Roman, der nach 222 Tagen mit 111 730 Wörtern an sein Ende kam, einer der uninspiriertesten der Serie. Wird Lee Child mit Nummer einundzwanzig den Geist Andy Martins wieder abschütteln können? "Night School" erscheint am 8. November.
HANNES HINTERMEIER.
Andy Martin: "Reacher Said Nothing". Lee Child and The Making of ,Make Me'.
Bantam Books, New York 2015. 354 S., br., 14,95 [Euro].
Lee Child: "Make Me".
Thriller.
Bantam Press, London 2015. 427 S., br., 13,59 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main