Udo Braun kam mit einem riesigen Strauß roter Rosen und einer Flasche Champagner. Er trug einen weißen Anzug mit passendem dunklen Hemd und wirkte darin richtig elegant. Selbst Gudrun Eschenbach, die ihn seit Jahren kannte und wußte, welchen Wert er auf gutes Aussehen legte, war überrascht. »Hallo, so förmlich?« fragte sie amüsiert. Als sie ihren Geschäftsführer am Vormittag auf ein Glas Wein eingeladen hatte, dachte sie nur an eine zwanglose Unterhaltung. »Das hat seinen Grund«, versicherte Udo lächelnd. Mit großzügiger Geste überreichte er Gudrun den Strauß. »Für die schönste Frau, der ich je begegnet bin«, meinte er charmant. Dabei versuchte er, seiner Chefin in die Augen zu sehen, doch sie wich seinem Blick aus. »Du übertreibst«, murmelte sie und roch an den fast noch geschlossenen Blütenknospen. Sie dufteten nicht, aber sie waren zweifellos von der teuersten Sorte. »Nein, ich sage die Wahrheit. Aber du bist viel zu bescheiden. Eine Frau, schön, intelligent und vermögend wie du...« Udos dunk-le Augen strahlten Gudrun an. Wenn sie etwas an Udo nicht mochte, dann waren es seine übertriebenen Schmeicheleien. Deshalb wandte sie sich ab, um die Blumen zu versorgen. »Geh' schon hinüber. Ich komme gleich«, sagte sie lebhafter, als dies sonst ihre Art war. Das selbstsichere Lächeln verschwand aus Udos markantem Gesicht. Enttäuscht strich er sich die dauergewellten dunkelblonden Haare zurück und fuhr mit dem Finger über das gepflegte Oberlippenbärtchen, das ihm Ähnlichkeit mit einem bekannten Filmschauspieler gab. »Bekomme ich denn keinen Kuß?« erkundigte er sich mit leichtem Vorwurf in der Stimme. »Doch, selbstverständlich.«
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