Mit Mitte fünfzig zieht der Erzähler zu seiner Mitte achtzigjährigen Mutter aufs Land, um dort an einem Roman über das Theater mit dem Titel »Scham und Bühne« zu schreiben. Es werden unvergleichliche, ereignisreiche Wochen, in denen er durch die Hilfe seiner Mutter aus einer tiefen Lebenskrise findet. Nachdem er in Wien von einem Schlaganfall aus der Bahn geworfen wurde, hofft Joachim Meyerhoff, durch einen Neuanfang in Berlin wieder Fuß zu fassen. Doch alles kommt anders als gedacht. Die neue Stadt zerrt an den Nerven und die künstlerische Arbeit als Schriftsteller und Schauspieler fällt ihm von Tag zu Tag schwerer. Auf der Geburtstagsfeier seines kleinen Sohnes ereignet sich ein Zwischenfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass es so nicht weitergehen kann. Der Erzähler verlässt Berlin und zieht zu seiner Mutter aufs Land, die auf einem herrlichen Grundstück unweit vom Meer ein sehr selbstbestimmtes Leben führt. Mutter und Sohn sind sich immer schon sehr nah gewesen, aber diese gemeinsamen Wochen werden zu einer besonderen Zeit. Der Sohn klinkt sich ein in den Tagesablauf der Mutter, beginnt seinen Theaterroman und andere Geschichten zu schreiben und findet allmählich heraus aus Zorn und Nervosität, die ihn sein ganzes Leben begleitet haben.
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Dass der Schauspieler Joachim Meyerhoff sich vom "Postbotendienst" des Theaterspielens irgendwann dem Schreiben zugewendet hat, ist für den Rezensenten Adam Soboczynski ein echter Glücksfall und dieser sechste Roman ist die Kirsche auf der Torte. Bedingt durch eine Schaffenskrise am Theater begibt sich der autobiografische Ich-Erzähler ins Haus seiner betagten Mutter, die aber eigentlich viel fitter ist als ihr Mittfünfziger-Sohn, was Soboczynski zufolge für Komik sorgt. Ihm gefällt zudem, wie Meyerhoff die Rahmenhandlung zwischen künstlicher Hüfte und Currywurst-Konsum mit Anekdoten und Erinnerungen aus Kindheit und Jugend anreichert und so eine erzählerische Spannung schafft. Lachen musste der Kritiker auch, wenn der Protagonist über die dauernd den Kopf schüttelnden Berliner sinniert und ihnen "Empörungsparkinson" attestiert. Aber die größte Offenbarung des Romans ist für Soboczynski die "Menschenfreundlichkeit", die er in jeder Zeile dieses unterhaltsamen Buches stecken sieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein Buch für die Insel, jubelt Rezensent Oliver Jungen, aber nicht für die einsame, sondern für eine gut bevölkerte, auf der Meyerhoffs Prosa eine ganze gestrandete Gesellschaft unterhält. Meyerhoff schreibt auch in diesem sechsten Band seines "Alle Toten fliegen hoch" Romanprojekts über das eigene Leben, wobei es, findet Jungen, letztlich völlig egal ist, was an den zahlreichen Bühnenanekdoten, die hier ausgebreitet werden, erfunden ist und was nicht. Neben Theaterleuten wie Claus Peymann kommt auch das Kino gelegentlich vor, etwa ein Dreh für die "Bibi und Tina"-Reihe, deren Hauptdarstellerinnen bei Meyerhoff schlecht wegkommen. Zentrales Thema ist diesmal jedoch die Mutter Meyerhoffs, der hier in einer geschickten temporalen Struktur, die eine kontinuierliche Erzählung in der Gegenwart mit Flashbacks verbindet, ein Denkmal gesetzt wird. Trinkfest, künstlerisch fast noch begabter als der Sohn und lebenslustig ist diese Idealmutter in Meyerhoffs Buch, beschreibt Jungen, der sich außerdem am selbstironischen, tragikomischen Stil des Autors erfreut. Tatsächlich bekommt der Autor diesmal die Romanform besser denn je in den Griff, findet ein rundum glücklicher Rezensent.
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