A collection of inspirational thoughts and stories from bestselling author of The Alchemist, Paulo Coelho.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.11.2001Nur keine Reue
Paulo Coelho verteilt Lebensweisheiten · Von Elmar Schenkel
Wir haben immer mehr Informationen, doch geht uns das Wissen abhanden, diese sinnvoll zu verbinden. Paradoxerweise entnetzt das Internet global die Traditionen, um sie dann neu zu verschmelzen zu einem Ich-weiß-nicht-was-soll-es-bedeuten. So entsteht ein Schwebezustand zwischen Ignoranz und Sinnbedürfnis, eine Lücke. Lücken sind potentiell kreative Momente. Sie rufen nach Weisheit. Die vornehmste Aufgabe der Zeit jedoch besteht darin, aus Lücken Marktlücken zu machen. Diese Erkenntnis hat seit einigen Jahren der Brasilianer Paulo Coelho auf bemerkenswerte Weise umgesetzt, vor allem in seinem Bestseller "Der Alchimist", einem geschickt aufbereiteten Sammelsurium an Weisheitstraditionen. Ein Buch, das sicher manchen Strandurlaub erhöht und manche Seele vertieft hat, so daß man sich nach der Lektüre verwundert fragte: Da war doch was?
Nun gibt uns der Meister also ein Handbuch fürs Leben. Vor einigen Jahren ließ eine süddeutsche Versicherung die Schadensfälle mit technischen Geräten untersuchen. Man kam zu dem Ergebnis, daß das Problem in gut der Hälfte der Fälle nicht auf die Geräte, sondern die Gebrauchsanleitungen zurückzuführen ist. Ob es sich um die Bedienung von Heizungen, Staubsaugern oder Möbelsystemen handelt, im allgemeinen liegt die wesentliche Funktion solcher Anleitungen und Handbücher darin, den Benutzer zu verwirren und zu täuschen. Wie erst, wenn es sich um eine Gebrauchsanweisung für das größte aller Systeme, das Leben, handelt? Wie bei solchen Anleitungen üblich, besticht immer die Sprache, in diesem Fall der doppelte Genitiv des Titels. Doch wer ist eigentlich gemeint mit dem Krieger des Lichts? Nun, der Krieger weiß es selbst nicht so genau, wer er ist und was er will. Das beruhigt uns, denn eigentlich geht es uns nicht anders.
Der Krieger lächelt und schweigt oft bedeutungsvoll, manchmal wiederum redet er gern und viel und weiß nicht, warum. Er mag die kurzen, man hätte beinah gesagt, aphoristisch verkürzten Wahrheiten, wäre da nicht jener andere Lichtkrieger namens Lichtenberg, der die Welt und sich auf ganz andere, nämlich ehrlichere Art bekriegte. Unser Krieger jedoch weiß, daß er für eine gute Sache kämpft, das Licht, doch bevor er weiß, wo und was es ist, nimmt er erst mal einen Fototermin wahr: niederknien am Strand bei Sonnenuntergang. Während ihn die Strahlen des untergehenden Himmelskörpers in ein versöhnliches Licht senken - ähnlich den Heiligenbildern, die der Autor Coelho zur Meditation auf seiner Website anbietet -, beginnt er zu wissen. In Demut und Dankbarkeit geht er seinen Weg, denn er weiß, was er will. Oder vielleicht doch nicht, aber er weiß zumindest dies: Ein Krieger des Lichts "braucht keine Erklärungen abzugeben". Er scheint das chinesische Weisheitsbuch "I Ging" zu kennen, zumindest behauptet er, daß dessen wichtigste Wahrheit laute: Beharrlichkeit.
So einfach geht es nun doch nicht, denn das "I Ging" kennt viele Zustände und Bewegungen, und es kann vorkommen, daß es gerade von Beharrlichkeit abrät. Aber der Krieger des Lichts kennt auch seinen Gandhi und seinen Saint-Exupéry, der die Sterne, den Wind und den Sand in die bürgerliche Wohnstube streute. Der Krieger des Lichts kämpft und leidet, doch weiß er nicht so recht, für was. Will er ein besserer Mensch werden? Auf keinen Fall will er bereuen, denn Reue zerstört. Er ist umweltbewußt, denn er weiß, welche Welt er seiner fünften Generation hinterläßt. Wüßte er doch mehr über die nächste oder auch das nächste, zum Beispiel sich selbst. Einst muß er nämlich verletzt worden sein, doch auf das Recht der Rache verzichtet er großmütig. Statt dessen sinnt er auf Heldentaten, die denen zu Ohren kommen sollen, die ihn einst verletzt haben.
Hätte der Krieger sich hingesetzt und einen kitschigen Roman geschrieben, es wäre ihm allemal verziehen worden, ja, man hätte ihn darum geliebt. Doch er hat die Aufplusterungen seines Ego zu einer Gebrauchsanweisung für das richtige Leben im falschen mißbraucht. Es sind ja viele richtige Intuitionen in diesem Buch, aber sie werden vermurkst, weil sie nach Anerkennung streben. Er will zuviel auf einmal, er will sich finden, er will gehört werden, und dazu glaubt er, pathetisch sprechen zu müssen. So füllen sich die Seiten mit Erbaulichkeiten, die man sich getrost als Bildschirmschoner auf den Monitor des Ich aufziehen kann. Soft- und Hardware bleiben unverändert. Das Problem ist nämlich: Dieser Krieger ist gar kein Krieger, sondern nur ein Intellektueller, der gern ein solcher wäre. Und der, so schrieb Max Frisch, ist "der arme Mann, der nicht tut, was er redet, und der daran leidet, daß ihm seine Tatunfähigkeit stets bewußt ist".
Paulo Coelho: "Handbuch des Kriegers des Lichts". Aus dem Portugiesischen übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 152 S., geb., 24,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Paulo Coelho verteilt Lebensweisheiten · Von Elmar Schenkel
Wir haben immer mehr Informationen, doch geht uns das Wissen abhanden, diese sinnvoll zu verbinden. Paradoxerweise entnetzt das Internet global die Traditionen, um sie dann neu zu verschmelzen zu einem Ich-weiß-nicht-was-soll-es-bedeuten. So entsteht ein Schwebezustand zwischen Ignoranz und Sinnbedürfnis, eine Lücke. Lücken sind potentiell kreative Momente. Sie rufen nach Weisheit. Die vornehmste Aufgabe der Zeit jedoch besteht darin, aus Lücken Marktlücken zu machen. Diese Erkenntnis hat seit einigen Jahren der Brasilianer Paulo Coelho auf bemerkenswerte Weise umgesetzt, vor allem in seinem Bestseller "Der Alchimist", einem geschickt aufbereiteten Sammelsurium an Weisheitstraditionen. Ein Buch, das sicher manchen Strandurlaub erhöht und manche Seele vertieft hat, so daß man sich nach der Lektüre verwundert fragte: Da war doch was?
Nun gibt uns der Meister also ein Handbuch fürs Leben. Vor einigen Jahren ließ eine süddeutsche Versicherung die Schadensfälle mit technischen Geräten untersuchen. Man kam zu dem Ergebnis, daß das Problem in gut der Hälfte der Fälle nicht auf die Geräte, sondern die Gebrauchsanleitungen zurückzuführen ist. Ob es sich um die Bedienung von Heizungen, Staubsaugern oder Möbelsystemen handelt, im allgemeinen liegt die wesentliche Funktion solcher Anleitungen und Handbücher darin, den Benutzer zu verwirren und zu täuschen. Wie erst, wenn es sich um eine Gebrauchsanweisung für das größte aller Systeme, das Leben, handelt? Wie bei solchen Anleitungen üblich, besticht immer die Sprache, in diesem Fall der doppelte Genitiv des Titels. Doch wer ist eigentlich gemeint mit dem Krieger des Lichts? Nun, der Krieger weiß es selbst nicht so genau, wer er ist und was er will. Das beruhigt uns, denn eigentlich geht es uns nicht anders.
Der Krieger lächelt und schweigt oft bedeutungsvoll, manchmal wiederum redet er gern und viel und weiß nicht, warum. Er mag die kurzen, man hätte beinah gesagt, aphoristisch verkürzten Wahrheiten, wäre da nicht jener andere Lichtkrieger namens Lichtenberg, der die Welt und sich auf ganz andere, nämlich ehrlichere Art bekriegte. Unser Krieger jedoch weiß, daß er für eine gute Sache kämpft, das Licht, doch bevor er weiß, wo und was es ist, nimmt er erst mal einen Fototermin wahr: niederknien am Strand bei Sonnenuntergang. Während ihn die Strahlen des untergehenden Himmelskörpers in ein versöhnliches Licht senken - ähnlich den Heiligenbildern, die der Autor Coelho zur Meditation auf seiner Website anbietet -, beginnt er zu wissen. In Demut und Dankbarkeit geht er seinen Weg, denn er weiß, was er will. Oder vielleicht doch nicht, aber er weiß zumindest dies: Ein Krieger des Lichts "braucht keine Erklärungen abzugeben". Er scheint das chinesische Weisheitsbuch "I Ging" zu kennen, zumindest behauptet er, daß dessen wichtigste Wahrheit laute: Beharrlichkeit.
So einfach geht es nun doch nicht, denn das "I Ging" kennt viele Zustände und Bewegungen, und es kann vorkommen, daß es gerade von Beharrlichkeit abrät. Aber der Krieger des Lichts kennt auch seinen Gandhi und seinen Saint-Exupéry, der die Sterne, den Wind und den Sand in die bürgerliche Wohnstube streute. Der Krieger des Lichts kämpft und leidet, doch weiß er nicht so recht, für was. Will er ein besserer Mensch werden? Auf keinen Fall will er bereuen, denn Reue zerstört. Er ist umweltbewußt, denn er weiß, welche Welt er seiner fünften Generation hinterläßt. Wüßte er doch mehr über die nächste oder auch das nächste, zum Beispiel sich selbst. Einst muß er nämlich verletzt worden sein, doch auf das Recht der Rache verzichtet er großmütig. Statt dessen sinnt er auf Heldentaten, die denen zu Ohren kommen sollen, die ihn einst verletzt haben.
Hätte der Krieger sich hingesetzt und einen kitschigen Roman geschrieben, es wäre ihm allemal verziehen worden, ja, man hätte ihn darum geliebt. Doch er hat die Aufplusterungen seines Ego zu einer Gebrauchsanweisung für das richtige Leben im falschen mißbraucht. Es sind ja viele richtige Intuitionen in diesem Buch, aber sie werden vermurkst, weil sie nach Anerkennung streben. Er will zuviel auf einmal, er will sich finden, er will gehört werden, und dazu glaubt er, pathetisch sprechen zu müssen. So füllen sich die Seiten mit Erbaulichkeiten, die man sich getrost als Bildschirmschoner auf den Monitor des Ich aufziehen kann. Soft- und Hardware bleiben unverändert. Das Problem ist nämlich: Dieser Krieger ist gar kein Krieger, sondern nur ein Intellektueller, der gern ein solcher wäre. Und der, so schrieb Max Frisch, ist "der arme Mann, der nicht tut, was er redet, und der daran leidet, daß ihm seine Tatunfähigkeit stets bewußt ist".
Paulo Coelho: "Handbuch des Kriegers des Lichts". Aus dem Portugiesischen übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 152 S., geb., 24,90 DM.
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'Coelho's writing is beautifully poetic but his message is what counts... he gives me hope and puts a smile on my face'
DAILY EXPRESS
'His books have had a life-enhancing impact on millions of people'
THE TIMES
'One of the few to deserve the term "Publishing Phenomenon"'
THE INDEPENDENT ON SUNDAY
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'His books have had a life-enhancing impact on millions of people'
THE TIMES
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