Das erste Mal, als ich ihn sah oder hörte - ich erinnere mich nicht, in welcher Reihenfolge es geschah - war nicht das erste Mal für meine Mutter, die ihn an der Haustür begrüßte. Schon gar nicht war es für meinen Vater das erste Mal. Denn er hatte sich mit dem Gast vor vielen Jahren angefreundet, ohne zu ahnen, dass er ihn eines Tages voll Verachtung aus dem Haus weisen würde. Nur für mich war es das erste Mal, sozusagen eine echte Offenbarung . . . Mario Cremona, ein junger Lehrer aus Kalabrien, soll den Lehrstuhl für Romanistik einer angesehenen deutschen Universität übernehmen - so jedenfalls plant es ein Kölner Weinhändler, der sich zu Höherem berufen fühlt. Was er nicht ahnt: Sein zehnjähriger Sohn findet in dem neuen Hausgast all das, was er bei seinen Eltern schmerzlich vermisst. Selbst, als Mario nicht die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt und seinen Abschied nehmen muss, bleibt er eine Obsession, die sich Jahrzehnte später in einem dramatischen Finale erfüllen wird ... In "Mario, mein Freund" widmet sich Norbert Heinrich Holl dem Einfluss von Jugenderlebnissen und der Freundschaft zu einem Älteren auf das Erwachsenwerden. Einfühlsam und wortgewaltig schildert er den von Erinnerungen, Wünschen und Hoffnungen geprägten Weg in die Adoleszenz, an dessen Ende ein gereifter Mann steht.
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