Als Philipp Deininger in St. Johann auf dem Gelände der Deininger Bräu Baustelle erscheint, ist Jürgen Deininger erfreut, denn Philipp war immer sein Lieblingsneffe. Aber angesichts der Zwistigkeiten mit dem anderen Zweig der Deininger-Brauerei, befürchtet Jürgen, dass Philipp ihn nur ausspionieren soll. Der Bergpfarrer >begutachtet< den jungen Mann auf einer Wanderung und gibt Entwarnung, er hält ihn für ehrlich. Und so soll Philipp den Job als Braumeister bekommen. Dazu passt auch, dass der junge Mann sich in Nicole verliebt hat. Philipps Zukunft in St. Johann sieht rosig aus. Doch ausgerechnet Nicole ertappt ihn bei einem verdächtigen Gespräch ... Als die sechsundzwanzigjährige Marion Winter an diesem Abend auf dem Bahnhof in Rosenheim in den Zug stieg, war sie fest entschlossen, sämtliche Brücken hinter sich abzubrechen und irgendwo in den Bergen ein neues Leben zu beginnen. Ihr Verlobter, mit dem sie seit mehr als drei Jahren zusammen gewesen war, hatte sie betrogen. Nicht mit irgendwem. Es war ihre beste Freundin, mit der er sich eingelassen hatte. Marion wusste nicht, wie lange das schon gegangen war mit den beiden. Zunächst war sie zutiefst enttäuscht gewesen, sie hatte sich gedemütigt gefühlt, war bis in ihr Innerstes verletzt. Jetzt war sie drüber hinweg, es interessierte sie nicht mehr. Sie hatte die beiden in flagranti ertappt, die Situation war eindeutig gewesen, und für sie hatte es nur eine Konsequenz gegeben. Im ersten Moment war sie natürlich am Boden zerstört gewesen. Sie war verzweifelt, hatte geweint, und für kurze Zeit hatte das Leben für sie jeden Sinn verloren. Nach der Trauer aber war der Zorn gekommen, doch auch diese Phase hatte Marion überwunden, und sie war zu kühler Sachlichkeit zurückgekehrt. Drei Wochen waren seitdem vergangen. In dieser Zeit hörte sie weder etwas von Rolf, dem Mann, in den sie verliebt gewesen war, noch von Ines, der sie blind vertraut hatte. Sie war, als sie die beiden ertappte, unverzüglich aus der Wohnung, in der sie mit Rolf lebte, ausgezogen, hatte sich in einer Pension ein Zimmer genommen und sich dort regelrecht verkrochen. Marion hatte niemand auf dieser Welt. Ihren Vater hatte sie niemals kennengelernt, ihre Mutter war vor drei Jahren dem Krebs zum Opfer gefallen, ohne dass sie ihr, Marion, verraten hätte, wer ihr Erzeuger war. Ihre Großeltern lebten auch nicht mehr, Geschwister hatte sie nicht. Hier hielt sie also nichts und sie wollte nur noch weg und Rosenheim aus ihrer Erinnerung löschen. Als der Zug anfuhr, atmete Marion wie erlöst auf. Der letzte Rest von Anspannung fiel von ihr ab.
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