Martin Schongauer (um 1450-1491) gilt nicht nur als herausragender Maler und Zeichner sondern vor allem als Pionier des Kupferstichs. Der am Oberrhein tätige Künstler trug in mehrfacher Hinsicht dazu bei, die Frühphase der neuen Drucktechnik in feste Bahnen zu lenken. In seinem Werk bot er ein Resümee der beharrenden und innovativen Tendenzen an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit. Der Reichtum schöpferischer Gestaltungen Martin Schongauers liefert Stoff für vielfältige Annäherungen. Aus der Fülle möglicher Fragestellungen wurde deshalb eine kleine, aber breit gestreute Auswahl getroffen, die auf methodische und inhaltliche Anforderungen des Themas reagiert. Ein solches Anliegen ist die von "Künstlerlegenden" bereinigte Erörterung biographischer Quellen. Neue Entdeckungen bereichern die ergänzenden Betrachtungen zu den Druckzuständen der Kupferstiche. Schongauers Anteil an der Herstellung der unter seinem Namen verbreiteten Drucke wird unter verschiedenen Vorzeichen geprüft. Den historischen Eigenwert der Exemplare einer Graphik illustrieren einige Einzelschicksale der Kupferstiche Schongauers, um so das Spektrum unterschiedlicher Funktionen und Gebrauchssituationen zu erschließen. Die steigende Wertschätzung des Künstlers und seiner Werke im 16. Jahrhundert bekräftigt ein Blick in die Basler Sammlung Amerbach. Dem bedeutenden Graphikspezialisten Max Lehrs ist ein eigenes, forschungsgeschichtliches Kapitel gewidmet. Die verschiedenen Wege der Annäherung an Leben und Werk Martin Schongauers, wie sie in der vorliegenden Arbeit beschritten werden, stehen gleichzeitig exemplarisch für eine neue methodische Auseinandersetzung mit der frühen Druckgraphik.
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