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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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Hans Flesch-Brunningens Roman "Maskerade"
Die Ausgangslage: Der Abessinienkrieg ist von Mussolini für beendet erklärt worden, doch die Gefechte, also die italienischen Kriegsverbrechen in Äthiopien, dauern noch fast ein Jahr an. Bald wird Kanzler Kurt Schuschnigg das sogenannte Juliabkommen zwischen dem austrofaschistischen Ständestaat und dem Deutschen Reich unterschreiben, sich also Hitler unterwerfen. Schuschnigg kann nur mehr begrenzt auf Mussolinis Unterstützung hoffen. Es ist Sommer 1936, in Italien herrscht extreme Hitze.
Knapp drei Jahre später erscheint in Großbritannien unter dem Titel "The Blond Spider" und in den Vereinigten Staaten als "Masquerade" unter dem Pseudonym "Vincent Brun" Hans Flesch-Brunningens erster auf Englisch verfasster Roman zur beschrieben Situation. Die Wiener Edition Atelier hat ihn als "Maskerade" nun erstmals auf Deutsch veröffentlicht. Der als Johannes Evangelista Luitpold Flesch Edler von Brunningen 1895 in Brünn, damals Österreich-Ungarn, geborene Autor begann früh zu schreiben. Sein Werk wurde, etwa auch von Heimito von Doderer, dem Expressionismus zugeordnet. Politisch stand er weit links, lebte um 1925 dennoch in Mussolinis Italien auf Capri, übersiedelte 1928 nach Berlin und emigrierte sofort nach Hitlers Machtergreifung nach London. Dort arbeitete er für die BBC. 1963 kehrte er nach Wien zurück. Von 1972 bis zum Tod 1981 war er mit der Schriftstellerin Hilde Spiel verheiratet.
Sein nun wiederentdecktes Buch ist schwer einzuordnen: Unterhaltungsroman, Agentenroman, Spionageroman, Thriller? Der Ich-Erzähler, Dr. Martin Boldt aus Wien, wohnt mit seiner Gattin Rosika in Rom und hat einen Freundeskreis aus seltsamen, eher linken Intellektuellen. Mussolini-Verehrer sind aber auch darunter. Alle trinken ständig, meist Wermut. Sie lernen den jungen, blendend aussehenden Deutschen Hesmert kennen, er ist "strammer Nationalsozialist" - und wohl die titelgebende blonde Spinne. Boldt schwankt zwischen Hass, Freundschaft und Liebe zu Hesmert, vermutet gleiche Gefühle bei Rosika. Sie reisen zu dritt ab, ins nördliche Italien, machen Station etwa in Siena. Ständig saufen sie, bekommen Fieber, ignorieren es oder kurieren sich mittels Alkohol. Erotische Eskapaden werden immer wieder angedeutet. Boldt verdächtigt Hesmert, ein Gestapomann zu sein, der ihn wegen seiner linken Vergangenheit verfolge. Alles endet abrupt und recht blutig. Zuletzt bereitet Boldt seine Rache vor.
Stilistisch ist "Maskerade" eher schlicht gehalten. Gespräche zwischen den Protagonisten enden oft in Zank - oder im Bett. Die Reiseabschnitte sind bisweilen verwirrend. Womit wir zum Schluss kommen: als Zeitdokument durchaus von Interesse, als gehobene Literatur aber nicht zu empfehlen. MARTIN LHOTZKY
Hans Flesch-
Brunningen:
"Maskerade". Roman.
Hrsg. von Wolfgang Straub. Aus dem Englischen von Alexander Pechmann. Edition Atelier, Wien 2023. 287 S., geb., 26,- Euro.
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