Essay aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,3, Technische Universität Darmstadt (Philosophie), Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Vor einigen Tagen besuchte ich mit Freunden einen Faschingsball. Eine volle bis überfüllte Turnhalle, die Luft war warm und stickig, es roch nach Schweiß und Bier. Wild fremde Menschen unterhielten sich, lachten zusammen und tanzten ausgelassen. Eine Masse recht zügelloser Menschen. Die normalerweise uns hemmende Angst vor der Berührung mit fremden Personen sinkt wohl mit dem Genuss von Alkohol, lauter Musik und ausgelassener Stimmung. Dazu spielt eine Band und muntert gekonnt zum Mitsingen und Tanzen auf. Es funktioniert, die kollektiv gute Stimmung bleibt bis lange in die Nacht erhalten. Leben und Genuss während des Balls sind sicher gestellt, ganz ungewohnte Annäherungen und Kontakte sind erlaubt und sogar begünstigt, Berührungsängste gibt es scheinbar keine. Exakt an diesem Punkt beginnt Canettis Werk „Masse und Macht“. Alles beginnt mit der Angst, und diese schleicht sich auch durch sein gesamtes Werk. Der Ursprung der Masse wird in Angst, genauer gesagt in einer Überwindung von Angst manifestiert. Mit einer solchen Urangst eröffnet er sein Buch ganz ohne Schnörkel, ganz einleitungslos, mit dem Kapitel: „Umschlagen der Berührungsfurcht“ : Die „Berührung durch Unbekanntes“ sei das, was der Mensch man meisten fürchtet. „Man will sehen, was nach einem greift, man will es erkennen oder zumindest einreihen können. Überall weicht der Mensch der Berührung durch Fremdes aus. Nachts oder im Dunkel überhaupt kann der Schrecken über eine unerwartete Berührung sich ins Panische steigern.“ Der Griff aus der Dunkelheit steht hier für diese Urfurcht des Menschen. So beschreibt Elias Canetti in seinem Werk „Masse und Macht“ die Berührungsfurcht, die Urangst des Menschen. Doch bevor ich diesen Aspekt weiter untersuche, möchte ich mich kurz dem Autor selbst zuwenden und die Frage aufwerfen, was ihn dazu brachte, über 30 Jahre damit zuzubringen, die Phänomene von Masse und Macht zu beobachten und niederzuschreiben. Elias Canetti begibt sich in seinem Essay „Masse und Macht“ für seinen Leser auf die Suche nach den Hintergründen, Abgründen und Faszinationen der Massenbildung und findet Anziehendes und Abstoßendes an den verschiedensten Orten und zu den verschiedensten Zeitpunkten in der Geschichte