Das im heutigen Berufsalltag so wichtige und allgegenwärtige "treffsichere Umgehen" mit mathematischen Methoden und Modellen setzt voraus, dass Studierende die relevanten Werkzeuge kennen und verstehen, sie auswählen und anwenden sowie erzielte Ergebnis (auf Plausibilität) prüfen, bewerten und je nach Bedarf auf andere Fragestellungen transferieren bzw. zum Problemlösen einsetzen können. Ausgehend von der Schulmathematik vermitteln die Autoren dem Leser diese berufsrelevanten Fertigkeiten didaktisch hervorragend und gut zugänglich. Dabei ist jedes Kapitel neben vielen Aufgaben mit Lösungen mit einem Eingangs- und einem Ausgangstest versehen, um eine effiziente Lernkontrolle zu ermöglichen.
Prof. Dr. phil. Bertil Haack, Technische Hochschule Wildau, Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht
Prof. Dr. rer. nat. Ulrike Tippe, Technische Hochschule Wildau, Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht
Prof. Dr. rer. oec. Michael Stobernack, Technische Hochschule Brandenburg, Fachbereich Wirtschaft
Prof. Dr. rer. nat. Tilo Wendler, Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften
Die Autoren:
Prof. Dr. phil. Bertil Haack, Technische Hochschule Wildau, Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht
Prof. Dr. rer. nat. Ulrike Tippe, Technische Hochschule Wildau, Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht
Prof. Dr. rer. nat. Tilo Wendler, Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2017Messen statt Packpapier
Die Praxis hat es schwer in Lehrbüchern
In diesen Monaten sind einige Einführungen in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre in neuer Auflage erschienen. Die jüngste ist die "Allgemeine Betriebswirtschaftslehre" des Autorenteams um Jean-Paul Thommen (EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Wiesbaden, sowie Universität Zürich) und Ann-Kristin Achleitner (TU München).
Sie haben ihr Buch für diese achte Auflage stark überarbeitet. Man kann der Arbeit, eine Allgemeine BWL zu schreiben, kaum genug Respekt zollen. Den Überblick über ein Fach zu behalten, von dem man selbst nur einen kleinen Teil forschend und lehrend betreut, ist sehr aufwendig. Thommen und Achleitner bedienen sich daher einer Reihe von Kollegen, um die ganze Breite des Faches abzudecken.
Das Buch dient in erster Linie als Lehrbuch, wendet sich aber auch an Praktiker, soll es doch laut Untertitel eine "umfassende Einführung aus managementorientierter Sicht" sein. Es ist schwer, beiden Zielgruppen gerecht zu werden. Bei allen unterschiedlichen Anforderungen sollten die Autoren aber bemüht sein, ihre Themen nach deren Praxisrelevanz auszuwählen. Das würde Studenten wie Praktikern entgegenkommen.
Eine Auswahl bringt es aber zwangsläufig mit sich, dass man sich für das eine entscheidet und damit anderes weglässt. Lücken kann man immer finden. Insgesamt sollte es aber ein vollständiges Bild ergeben. Da tut sich das Buch aber schwer. Bei den Rechtsformen eines Unternehmens fehlt die jüngste, die Unternehmergesellschaft. Sie wurde eingerichtet, um auch Menschen mit einer guten Idee, aber wenig Geld eine Firmengründung zu ermöglichen, und inzwischen etwa 100 000 Mal gewählt. Ihre Nachteile, vor allem ihre Insolvenzanfälligkeit, sollten auch nicht verschwiegen werden, ohne sie ist ein Überblick aber unvollständig.
Für Unternehmen geht es immer wieder um ihre Rentabilität. Diese aber allein auf die Rentabilität des eingesetzten Kapitals zu verkürzen verkennt den Ansatz von Familienunternehmen - darunter eben auch der nicht erwähnten Unternehmergesellschaft, denen es in erster Linie auf Umsatzrentabilität ankommt. Wie überhaupt das inhabergeführte Familienunternehmen in der Betriebswirtschaftslehre unterbelichtet ist. In den vergangenen Jahrzehnten drehte sich die wissenschaftliche Betriebswirtschaftslehre überwiegend um kapitalmarktorientierte Unternehmen. Erst in jüngerer Zeit haben verhaltenswissenschaftliche Ansätze (vor allem im Marketing) oder Forschungen zur "Entrepreneurship" oder zu "Leadership" auch den Menschen und vor allem den Unternehmer berücksichtigt. Das findet in den Allgemeinen Betriebswirtschaftslehren leider noch zu wenig Niederschlag.
Das setzt sich bei so personalnahen Themen wie der betrieblichen Altersvorsorge oder der Ausbildung fort. Die ganze Welt beneidet uns um die duale Ausbildung; doch in der Betriebswirtschaftslehre kommt sie kaum vor. Konsequent ignoriert wird von der Wissenschaft auch die Bedeutung von Messen. Erst jüngst hat der Baumaschinenhersteller Caterpillar darauf verwiesen, dass er auf der letzten Baumaschinenmesse "bauma" in München 2500 Baumaschinen für 300 Millionen Euro verkauft habe.
Die Zigzehntausenden ausstellenden Unternehmen geben im Durchschnitt fast 300 000 Euro für ihren Messeauftritt aus. Thommen und Achleitner weisen in ihrem Buch auf Tragetüten und Packpapier als Werbeträger hin - Messen sind ihnen jedoch kein einziges Wort wert. Messen fehlen allerdings auch in dem von dem verstorbenen Saarbrücker Betriebswirtschaftsprofessor Günter Wöhe begründeten und seit Jahrzehnten auf dem Markt befindlichen Lehrbuch, der nach wie vor stärksten, besten und preiswürdigsten Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre (26. Auflage, Verlag Vahlen, 990 Seiten, 32 Euro).
Dafür wird im "Wöhe" die internationale Rechnungslegung IFRS übersichtlicher dargestellt als bei Thommen und Achleitner. Gut sind im "Wöhe" auch die praktischen Beispiele zu den entsprechenden theoretischen Aussagen. Thommen und Achleitner beschreiben dagegen Formen der Innenfinanzierung (einschließlich Pensionsrückstellungen) ausführlicher oder nehmen das gesellschaftliche Umfeld der Unternehmen ernster und weisen ausführlicher auf Themen wie Stakeholder oder auch Moral in der Wirtschaft hin. Sehr formal und theoretisch kommt die Preispolitik daher, die in der Praxis sehr viel mehr Emotionen weckt als im vorliegenden Lehrbuch.
Wie schwer es ist, Theorie und Praxis zu verzahnen, zeigt auch ein zweites Buch. Fast gleichzeitig mit der Neuauflage der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre legt Springer eine "Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler" vor, die der Verlag selbst als "intuitiv und praxisnah" bewirbt. Wie praxisnah ist aber ein Buch, das im Jahr 2017 die Methode der Abzinsung gut erklärt, aber auf das Problem negativer Zinsen mit keinem Wort eingeht? Da ist auch die übliche Ausrede keine Entschuldigung, dass in Lehrbücher nur gesichertes Wissen Eingang finde und sich derzeit selbst die Gelehrten über die Auswirkung negativer Zinsen und die Interpretation entsprechender Abzinsungsprozesse streiten.
Ein Thema, das so im Fokus der öffentlichen Diskussion steht, muss wenigstens angesprochen werden, wenn man Praxisrelevanz für sich in Anspruch nimmt. Dieser Mangel soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich insgesamt um ein erfreulich frisches und ansprechendes Buch handelt, das geeignet ist, auch mathematischen Laien die Schönheit und Faszination des Fachs zu vermitteln.
GEORG GIERSBERG
Jean-Paul Thommen, Ann-Kristin Achleitner, Dirk Ulrich Gilbert, Dirk Hachmeister, Gernot Kaiser: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Umfassende Einführung aus managementorientierter Sicht. 8. Auflage, Springer-Fachmedien, Wiesbaden 2017, 586 Seiten, 60 Euro.
Bertil Haack, Ulrike Tippe, Michael Stobernack, Tilo Wendler: Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler. Springer, Berlin, Heidelberg 2017, 560 Seiten, 60 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Praxis hat es schwer in Lehrbüchern
In diesen Monaten sind einige Einführungen in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre in neuer Auflage erschienen. Die jüngste ist die "Allgemeine Betriebswirtschaftslehre" des Autorenteams um Jean-Paul Thommen (EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Wiesbaden, sowie Universität Zürich) und Ann-Kristin Achleitner (TU München).
Sie haben ihr Buch für diese achte Auflage stark überarbeitet. Man kann der Arbeit, eine Allgemeine BWL zu schreiben, kaum genug Respekt zollen. Den Überblick über ein Fach zu behalten, von dem man selbst nur einen kleinen Teil forschend und lehrend betreut, ist sehr aufwendig. Thommen und Achleitner bedienen sich daher einer Reihe von Kollegen, um die ganze Breite des Faches abzudecken.
Das Buch dient in erster Linie als Lehrbuch, wendet sich aber auch an Praktiker, soll es doch laut Untertitel eine "umfassende Einführung aus managementorientierter Sicht" sein. Es ist schwer, beiden Zielgruppen gerecht zu werden. Bei allen unterschiedlichen Anforderungen sollten die Autoren aber bemüht sein, ihre Themen nach deren Praxisrelevanz auszuwählen. Das würde Studenten wie Praktikern entgegenkommen.
Eine Auswahl bringt es aber zwangsläufig mit sich, dass man sich für das eine entscheidet und damit anderes weglässt. Lücken kann man immer finden. Insgesamt sollte es aber ein vollständiges Bild ergeben. Da tut sich das Buch aber schwer. Bei den Rechtsformen eines Unternehmens fehlt die jüngste, die Unternehmergesellschaft. Sie wurde eingerichtet, um auch Menschen mit einer guten Idee, aber wenig Geld eine Firmengründung zu ermöglichen, und inzwischen etwa 100 000 Mal gewählt. Ihre Nachteile, vor allem ihre Insolvenzanfälligkeit, sollten auch nicht verschwiegen werden, ohne sie ist ein Überblick aber unvollständig.
Für Unternehmen geht es immer wieder um ihre Rentabilität. Diese aber allein auf die Rentabilität des eingesetzten Kapitals zu verkürzen verkennt den Ansatz von Familienunternehmen - darunter eben auch der nicht erwähnten Unternehmergesellschaft, denen es in erster Linie auf Umsatzrentabilität ankommt. Wie überhaupt das inhabergeführte Familienunternehmen in der Betriebswirtschaftslehre unterbelichtet ist. In den vergangenen Jahrzehnten drehte sich die wissenschaftliche Betriebswirtschaftslehre überwiegend um kapitalmarktorientierte Unternehmen. Erst in jüngerer Zeit haben verhaltenswissenschaftliche Ansätze (vor allem im Marketing) oder Forschungen zur "Entrepreneurship" oder zu "Leadership" auch den Menschen und vor allem den Unternehmer berücksichtigt. Das findet in den Allgemeinen Betriebswirtschaftslehren leider noch zu wenig Niederschlag.
Das setzt sich bei so personalnahen Themen wie der betrieblichen Altersvorsorge oder der Ausbildung fort. Die ganze Welt beneidet uns um die duale Ausbildung; doch in der Betriebswirtschaftslehre kommt sie kaum vor. Konsequent ignoriert wird von der Wissenschaft auch die Bedeutung von Messen. Erst jüngst hat der Baumaschinenhersteller Caterpillar darauf verwiesen, dass er auf der letzten Baumaschinenmesse "bauma" in München 2500 Baumaschinen für 300 Millionen Euro verkauft habe.
Die Zigzehntausenden ausstellenden Unternehmen geben im Durchschnitt fast 300 000 Euro für ihren Messeauftritt aus. Thommen und Achleitner weisen in ihrem Buch auf Tragetüten und Packpapier als Werbeträger hin - Messen sind ihnen jedoch kein einziges Wort wert. Messen fehlen allerdings auch in dem von dem verstorbenen Saarbrücker Betriebswirtschaftsprofessor Günter Wöhe begründeten und seit Jahrzehnten auf dem Markt befindlichen Lehrbuch, der nach wie vor stärksten, besten und preiswürdigsten Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre (26. Auflage, Verlag Vahlen, 990 Seiten, 32 Euro).
Dafür wird im "Wöhe" die internationale Rechnungslegung IFRS übersichtlicher dargestellt als bei Thommen und Achleitner. Gut sind im "Wöhe" auch die praktischen Beispiele zu den entsprechenden theoretischen Aussagen. Thommen und Achleitner beschreiben dagegen Formen der Innenfinanzierung (einschließlich Pensionsrückstellungen) ausführlicher oder nehmen das gesellschaftliche Umfeld der Unternehmen ernster und weisen ausführlicher auf Themen wie Stakeholder oder auch Moral in der Wirtschaft hin. Sehr formal und theoretisch kommt die Preispolitik daher, die in der Praxis sehr viel mehr Emotionen weckt als im vorliegenden Lehrbuch.
Wie schwer es ist, Theorie und Praxis zu verzahnen, zeigt auch ein zweites Buch. Fast gleichzeitig mit der Neuauflage der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre legt Springer eine "Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler" vor, die der Verlag selbst als "intuitiv und praxisnah" bewirbt. Wie praxisnah ist aber ein Buch, das im Jahr 2017 die Methode der Abzinsung gut erklärt, aber auf das Problem negativer Zinsen mit keinem Wort eingeht? Da ist auch die übliche Ausrede keine Entschuldigung, dass in Lehrbücher nur gesichertes Wissen Eingang finde und sich derzeit selbst die Gelehrten über die Auswirkung negativer Zinsen und die Interpretation entsprechender Abzinsungsprozesse streiten.
Ein Thema, das so im Fokus der öffentlichen Diskussion steht, muss wenigstens angesprochen werden, wenn man Praxisrelevanz für sich in Anspruch nimmt. Dieser Mangel soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich insgesamt um ein erfreulich frisches und ansprechendes Buch handelt, das geeignet ist, auch mathematischen Laien die Schönheit und Faszination des Fachs zu vermitteln.
GEORG GIERSBERG
Jean-Paul Thommen, Ann-Kristin Achleitner, Dirk Ulrich Gilbert, Dirk Hachmeister, Gernot Kaiser: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Umfassende Einführung aus managementorientierter Sicht. 8. Auflage, Springer-Fachmedien, Wiesbaden 2017, 586 Seiten, 60 Euro.
Bertil Haack, Ulrike Tippe, Michael Stobernack, Tilo Wendler: Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler. Springer, Berlin, Heidelberg 2017, 560 Seiten, 60 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"... Das Buch erklärt Mathematik verständlich und eröffnet durch die besondere Art der Darstellung und Vermittlung einen leichteren Zugang ... Umfangreiches Online-Zusatzmaterial erweitert die Möglichkeiten des Wissenserwerbs und der vertiefenden Übungen ..." (Controller Magazin, Jg. 43, Heft 2, März 2018)
"... Ob Gleichungen und Funktionen, lineare Algebra, Differenzial- und Integralrechnung, Finanzmathematik, Statistik oder Wahrscheinlichkeitsrechnung: Alles wird gut verstandlich und mit Blick auf die ökonomische Praxis erklärt ..." (STUDIUM buchmagazin für studierende, 2017)
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