Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Technische Universität Berlin (Germanistik), Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Don Juan Max Frischs hat eine neue Grundkondition: „Ich liebe. Aber wen?“. Er liebt sich zunächst einmal selbst, ist ein Narziss wie Tirso de Molinas oder Molières Don Juan. Der Don Juan Frischs erlebt allerdings eine Art Identitätskrise, die er bewusst auslebt. Seine Liebe ist ziellos auf jeden gerichtet, sie macht auch vor seinem Freund Roderigo nicht Halt, nur weiß er nicht, was er mit ihr anfangen soll. Ein pubertierender Don Juan demnach, denn der zerstörerische Trieb, den seine literarischen Vorgänger hatten, fehlt ihm. Tirsos und Molières Don Juan konnten ihre Lebensgrundlage aus der Triebbefriedigung ziehen. Sören Kierkegaard zufolge ließe sich noch differenzieren, ob sie je nach Reflexionsvermögen als Betrüger oder als Verführer agierten: „Von Don Juan muss man den Ausdruck Verführer mit großer Vorsicht gebrauchen, (…) weil er überhaupt nicht unter ethische Bestimmungen fällt. Ich möchte ihn aber lieber einen Betrüger nennen (…). Um Verführer zu sein, bedarf es stets einer gewissen Reflexion und Bewusstheit (…). An dieser Bewusstheit fehlt es Don Juan. Er begehrt, und diese Begierde wirkt verführend; insofern verführt er.“ Ihr Lebensprinzip infrage zu stellen, war ihnen unmöglich: „Ich fühle in mir die Kraft, die ganze Welt zu lieben, und wie Alexander wünschte ich, es gäbe noch eine andere Welt, auf der ich meine Liebeseroberungen ausdehnen könnte.“