In diesem Band sind Max Webers öffentliche Stellungnahmen in der Revolutionsperiode 1918/19, insbesondere zur Frage der Gestaltung der künftigen Reichsverfassung, zur Revolution selbst und schließlich zur Kriegsschuldfrage auf einer historisch-kritisch gesicherten Textgrundlage veröffentlicht. Der Band enthält mehrere Beiträge, die bisher der Forschung unbekannt waren, wie z.B. den Artikel Unitarismus, Partikularismus und Föderalismus in der Reichsverfassung. Darüber hinaus wird erstmals Max Webers Rolle im Rahmen der Friedensdelegation in Versailles dokumentiert. Die Texte zeigen, daß Weber in sehr viel weitgehenderem Umfang an den Beratungen der deutschen Friedensdelegation in Versailles mitgewirkt hat, als bisher bekannt war. Ebenso wird durch die Edition Max Webers Anteil an den zeitgenössischen Auseinandersetzungen über die Kriegsschuldfrage deutlich. Diese Texte werden ergänzt durch Berichte über die zahlreichen Wahlreden, die Max Weber insbesondere während des Wahlkampfes für die Wahlen zur Nationalversammlung für die Deutsche Demokratische Partei gehalten hat. Insgesamt entsteht ein dichtes und präzises Bild des großen politischen Engagements Max Webers in der Gründungsphase der demokratischen Republik von Weimar. Es zeigt sich, daß Weber, ungeachtet der Tatsache, daß er sich am Ende, in tiefer Enttäuschung über die politischen Verhältnisse, resigniert auf rein wissenschaftliche Tätigkeit zurückzog, zeitlebens ein 'politischer Bürger' im tiefsten Sinne des Wortes geblieben ist, der das Schicksal der deutschen Nation mit kaum gebändigter Leidenschaft verfolgt hat. Geboren 1864 in Erfurt; Studium der Jurisprudenz, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen; 1889 Promotion über die Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter; 1891 Habilitationsschrift über Römische Agrargeschichte; Ordinarius für Nationalökonomie in Freiburg (ab 1894) und Heidelberg (ab 1897); Mitherausgeber des Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik und Redakteur des Grundriß der Sozialökonomik; umfassende Beiträge zur Methodologie der Sozialwissenschaften, zur Politik des deutschen Kaiserreichs, zu Wirtschaft, Politik, Religion, Recht und Kunst in universalgeschichtlicher Perspektive; nach langem, krankheitsbedingtem Interim schließlich Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie in München (ab 1919); gestorben 1920 in München.
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