Bjarne Jacobsen diskutiert die Frage, in welcher Denktradition der junge Max Weber steht. Anhand direkter Quellenbezüge sowie auf der Basis der vergleichenden Betrachtungsweise zentraler Argumentationsstrukturen Webers mit dem Werk des "frühen Neukantianers" Friedrich Albert Lange wird deutlich, daß sich dessen philosophische und sozialwissenschaftliche Anstöße als grundlegend erweisen. Die Zuordnung Webers zur Wertphilosophie H. Rickerts rückt dadurch in den Hintergrund. Erst im Licht der Reflexionen F. A. Langes gewinnen Max Webers Studien zur Antike, seine Definition des Idealtypus, aber auch sein Kausalitätsverständis besondere Klarheit und Tiefenschärfe. Es wird demonstriert, daß die weit geteilte Auffassung, daß wir mit Weber nie fertig sein werden, dem Erlangen einer privilegierten Position zuzuschreiben ist: oberhalb der sterilen Alternative "Hermeneutik oder Positivismus". Schon Lange bestand auf der Gleichrangigkeit der Wertsphäre mit der naturwissen-schaftlich beschriebenen "Welt". Aber erst Weber durchleuchtete, die Konsequenzen der nie zu ver-söhnenden Spannung zwischen diesen Sphären, in der Wissenschaft wie in der Ethik. Dabei ist er zu Einsichten vorgestoßen, die an Aktualität kaum eingebüßt haben bzw. von modischen Theorieentwürfen einfach ignoriert werden.
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