Die von Max Weber als Wirklichkeitswissenschaft praktizierte Sozialwissenschaft ist durch die zentrale Achse der Sozialökonomie geprägt. Deren grundlegend historische Dimension analysiert der in Frankreich lehrende Historiker Hinnerk Bruhns in einer Reihe von deutschen und französischen Aufsätzen, die sich durch einen konsequent pragmatischen Zugang zu Max Webers Werk auszeichnen. Ausgangspunkt des Bandes ist Webers Behandlung der Stadt als historisches Phänomen, da diesem eine zentrale Rolle in seiner Analyse der Entstehung des modernen Betriebs- und Rentabilitätskapitalismus und damit auch in seiner Vergleichung zwischen den Wirtschaftsethiken okzidentaler und orientalischer Weltreligionen zukam. Das Verhältnis von Ökonomie und Geschichte in Webers Werk wird erhellt durch die kritische Prüfung der Begrifflichkeiten sowie durch eine konsequente Rekonstruktion der wissenschaftsgeschichtlichen und editorischen Zusammenhänge, insbesondere auch in Bezug auf Webers Arbeiten zur antiken Wirtschaft. Die zum Klischee gewordene Weber'sche Forderung nach Werturteilsfreiheit wird in den Kontext der zeitgenössischen wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen zurückverortet und mit Webers sozialpolitischem Engagement in Einklang gebracht. Kritische Auseinandersetzungen mit den Weberlektüren von Wilhelm Hennis und Christian Meier sowie eine Gegenüberstellung der wissenschaftlichen Projekte von Max Weber und Fernand Braudel und deren Umsetzung in die Konstruktion wissenschaftlicher Institutionen beschließen den Band.
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