Essay aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,3, Universität zu Köln (Institut für Medien, Kultur und Theater), Veranstaltung: Seminar zum Thema Slapstick, Sprache: Deutsch, Abstract: „Diejenige Gattung des Komischen, welche dem Witze am nächsten steht, ist das Naive,“ so schreibt Freud in „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ 1905. Das Naive fände man zumeist am Kind, aber auch an Personen die sich offensichtlich und entgegen jedweder Vernunft einfältig, übertrieben sorglos oder gutgläubig verhalten. Man amüsiere sich zum Beispiel köstlich darüber, dass man eine in Naivität und Ahnungslosigkeit getroffene Antwort auf eine Frage von philosophischem Rang erhalte, jedoch nur dann, wenn der Lachende feststellt: Der Antwortende weiß es schlicht und ergreifend nicht besser. Auf diese Art und Weise funktioniert vielleicht auch Charlie Chaplins Figur des „Tramp“. Irgendwo zwischen dem gewollten Witz und der Komik der Situation steht die Naivität, die auch Charlie Chaplin in seinen Filmen verkörpert. Der allzeit sorglose, wenig vorausschauend denkende und niemals um eine Lösung verlegene Mann in dem zu knapp geratenem Anzug hat ein großartiges Talent dafür, ein Publikum zum Lachen zu bringen. Wenn Charlie Chaplin mit seinem Watschelgang ins Bild tapert, dann beginnen wir bereits zu schmunzeln. Wenn er dann noch ein „komisches“ Gesicht macht, ist es um uns geschehen: Wir lachen. Dieses Lachen ist für Siegmund Freud eine ganz eigene Physik. Er spricht von einer Art von Energie die sich in uns anstaut, wenn wir etwa einen Bewegungsablauf sehen, der uns in zu großer Geste und mit zu viel Anstrengung vollführt wird. Weil wir selbst viel weniger Aufwand für den gleichen Gang wie der Tramp aufbringen würden, spricht Freud hier von einer „Aufwanddifferenz“. Die angestaute Energie wird abgeführt, indem wir lachen.