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"Medaillons", das sind acht Begegnungen mit Opfern und Handlangern des Nationalsozialismus: Eine Frau befreit sich mühsam aus dem fahrenden Viehwaggon, stolpert über die Gleise und wird auf der Flucht angeschossen. Wie im Traum nimmt sie wahr, dass Menschen um sie herum sich zögerlich fragen, ob sie ihr helfen oder sich lieber in Sicherheit bringen sollen. Eine andere, die für die Ausrottung der Juden Verständnis hat, weil sie deren Hass auf die Polen mehr als die Nazis fürchtet, hört beim Blumengießen auf dem Warschauer Friedhof, wie die verzweifelten Stimmen der im Ghetto Eingeschlossenen zu…mehr

Produktbeschreibung
"Medaillons", das sind acht Begegnungen mit Opfern und Handlangern des Nationalsozialismus: Eine Frau befreit sich mühsam aus dem fahrenden Viehwaggon, stolpert über die Gleise und wird auf der Flucht angeschossen. Wie im Traum nimmt sie wahr, dass Menschen um sie herum sich zögerlich fragen, ob sie ihr helfen oder sich lieber in Sicherheit bringen sollen. Eine andere, die für die Ausrottung der Juden Verständnis hat, weil sie deren Hass auf die Polen mehr als die Nazis fürchtet, hört beim Blumengießen auf dem Warschauer Friedhof, wie die verzweifelten Stimmen der im Ghetto Eingeschlossenen zu ihr dringen. Mitarbeiter eines Labors finden nichts dabei, dass ihr deutscher Vorgesetzter aus Menschenknochen Seife herstellt. Es sind Geschichten des Grauens, die eine Beobachterin in einer zugleich glasklaren und poetisch dichten Sprache einfängt. Sie selbst hält sich im Hintergrund und verzichtet auf jegliche Wertung, wodurch sie die geschilderten Verbrechen und Leiden umso intensiver für sich sprechen lässt.Zofia Nałkowskas 1946 erschienene, von Marta Kijowska neu übersetzte und mit einem Nachwort versehene "Medaillons" gelten als ein Meisterwerk der Miniaturprosa und einer der wichtigsten Texte der polnischen Kriegsliteratur. "Dieses Schicksal haben Menschen den Menschen bereitet", lautet Nałkowskas Erkenntnis, die bis heute nichts an Gültigkeit verloren hat.
Autorenporträt
Zofia Nałkowska (1884−1954) war die Grande Dame der polnischen Literatur, die bedeutende psychologische Romane schrieb, in Warschau einen berühmten Salon führte und jüngere Schriftsteller wie Witold Gombrowicz und Bruno Schulz förderte. Aus einem gebildeten Elternhaus stammend, studierte sie mehrere Fächer an der sogenannten Fliegenden Universität. Die bekennende Feministin war die einzige Frau in der Polnischen Akademie für Literatur. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Abgeordnete des polnischen Parlaments und Mitglied einer Kommission zur Untersuchung deutscher Kriegsverbrechen. Marta Kijowska, geboren 1955 in Krakau, lebt in München. Sie arbeitet als Journalistin für Zeitungen und Hörfunk, vor allem zu Themen der polnischen Kultur, Literatur und Geschichte. Gleichzeitig ist sie als Sachbuchautorin und Übersetzerin aus dem Polnischen tätig. Zu den von ihr übertragenen Autoren gehören u. a. Stefan Chwin, Sławomir Mrożek, Maria Nurowska, Dominik W. Rettinger und Seweryna Szmaglewska.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Jörg Plath kennt kein vergleichbares schriftliches Zeugnis des Holocaust, das den Opfern so unbedingt eine Stimme gibt, als die acht Erzählungen in dieser Sammlung von Zofia Nalkowska. Glückliche Polen, die so eine Schullektüre haben, meint er. Der dokumentarische Gestus, der Verzicht auf Psychologie und Kommentar machen die Texte mit den Stimmen von Augenzeugen über die Toten im Warschauer Ghetto, in den Deportationszügen oder in den KZs für Plath so eindringlich, so schwer erträglich. Lakonie und Verdichtung sind hier weniger literarische Mittel als die den unfassbaren Tatsachen entspringenden notwendigen Formzutaten, ahnt Plath.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Mit ihrem Werk gehört Zofia Nalkowska, eine Zeitgenossin von Virginia Woolf, zu den großen europäischen Schriftstellern des zwanzigsten Jahrhunderts.« The Polish Review »Medaillons ist ein eindrückliches Dokument. Nalkowskas Miniaturen reihen sich in ihrer Prägnanz und ihrer Schärfe in die bedeutsamen Erzählungen von Holocaust-Überlebenden ein.« Christoph Schröder, Deutschlandfunk »Büchermarkt«