Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 1,7, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (Kulturwissenschaftliche Fakultät), Veranstaltung: Hauptseminar Programmstrukturen im öffentl.-rechtl. und privaten Fernsehen, Sprache: Deutsch, Abstract: Im heutigen so genannten „Medienzeitalter“ wird die für den Einzelnen erfahrbare Welt ständig komplexer und vielfältiger. Die individuelle Aneignung von Welt, sprich das Sammeln von Erfahrungen, geschieht zunehmend indirekt über mediale Vermittlungsinstanzen, allen voran das Fernsehen. Dadurch entsteht bei regelmäßigen Mediennutzern ein zum größten Teil auf Sekundärwissen basierendes Weltbild. Man erlebt nicht mehr selbst hautnah, sondern holt sich via TV- oder PC-Screen die Welt nach Hause. Medienvermitteltes Weltwissen entsteht in zwei Etappen: Im ersten Schritt wird Realität in Medienrealität überführt und im zweiten Schritt fließt diese Medienrealität in das subjektive Weltwissen des Publikums ein, sodass Mediennutzern letztlich nur ein Abbild des Abbilds der Realität zugänglich ist. Aus sozial agierenden Interaktanten werden somit lediglich noch reagierende Rezipienten von bereits gefilterter, formatierter und in schmalhirngerechte Häppchen zerlegter Infotainmentmasse. Durch dieses Ausbleiben von Primärerfahrungen entsteht bei vielen Mediennutzern ein regelrechtes Authentizitätsloch, das sie, meist mangels besseren Wissens beziehungsweise fehlender Alternativen für die Lebensgestaltung, wiederum mit vermehrtem Medienkonsum zu füllen suchen. Das führt im Extremfall leicht nachvollziehbar unweigerlich in einen Kreislauf aus medialer Realitätsflucht und mehr oder weniger stark ausgeprägten Überforderungserscheinungen bei direkter Konfrontation mit der wirklichen Realität. Oft findet deshalb eine permanente Überflutung vieler Menschen mit Medienangeboten verschiedenster Art statt. Ständige Informationsselektion wird somit zum Muss im ′struggle for existence′; the ′survival of the fittest′ im Darwin′schen Sinne erfolgt mittlerweile nach der Devise: nur der im Mediendschungel Bestangepasste überlebt. Was also macht der homo sapiens zur Erhaltung seiner Art? Er passt sich an, was in diesem Fall konkret bedeutet, dass er die Wirklichkeitsentwürfe, die ihm die Medien aufdrängen, annimmt und damit die ′Medienwelten′ in seine eigene Wirklichkeitskonstruktion mit einfließen lässt. Im Rahmen dieser Seminararbeit soll auf der Basis des Trash-TV-Formats „Big Brother“ analysiert werden, welche Konsequenzen diese Form von Wahrnehmung aus zweiter Hand für den Umgang mit und die eigene Lebensgestaltung in der wirklichen Realität haben kann, die immer noch jeden Mediennutzer zusätzlich direkt umgibt.