Jakob ist eben von seiner Frau verlassen worden und muss sich mit einem sprechenden Fisch herumschlagen, der gerne ins Meer zurück möchte.
Alfred wird von seiner gestressten Tochter zum weit entfernten Betreuten Wohnheim gefahren.
Sonja und Richard, Anfang sechzig, brechen zu einem Urlaub auf dem
Campingplatz auf und merken, dass sie sich in den letzten Jahren entfremdet haben.
Jen hat sich…mehrJakob ist eben von seiner Frau verlassen worden und muss sich mit einem sprechenden Fisch herumschlagen, der gerne ins Meer zurück möchte.
Alfred wird von seiner gestressten Tochter zum weit entfernten Betreuten Wohnheim gefahren.
Sonja und Richard, Anfang sechzig, brechen zu einem Urlaub auf dem Campingplatz auf und merken, dass sie sich in den letzten Jahren entfremdet haben.
Jen hat sich mit ihrem Liebhaber, einem verheirateten Familienvater, in einem Hotel verabredet.
Wir lernen sie alle unabhängig voneinander kennen, wohlgeordnet in die entsprechenden Unterkapitel aufgeteilt.
Sie lassen uns in ihren Alltag, ihre Vergangenheit und ihre Gedankenwelt eintauchen. „Alfred fühlte, wie die Dinge näher rückten, wenn er nicht hinsah, wie bei diesem Kinderspiel, bei dem sich die Kinder nur dann bewegen durften, wenn das Kind, das vorne stand, sich wegdrehte und die Augen zuhielt.“ (32)
Sie alle leben das, was allgemeingültig als normal gilt; sie haben gewöhnliche Berufe gelernt, machen mittelmäßige Karrieren und gehen unscheinbaren Hobbys nach.
Trotzdem spürt die Autorin auch den kleinen Besonderheiten nach – und gerade das entwickelt seinen eigenen Reiz, mindestens für alle, die ebenso gerne über diese „kleinen Dinge“ sinnieren, die unsere durchschnittlichen Leben liebenswert machen. „… durch Jens Blick durch die Kamera bekamen diese alltäglichen Dinge plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Der Schatten einer Gabel auf eine weiße, glatte Fläche, ein Graffiti auf einer Mauer genau in dem Moment, in dem ein Sonnenstrahl durch die Lücke einer Häuserfront darauf scheint und das Wort Peace erhellt.“ (439)
Und so unterschiedlich sie mit ihren jeweiligen Lebenssituationen auch scheinen: Sie alle haben mit geplatzten Träumen, mit nicht verwirklichten Wünschen und geheimen Sehnsüchten zu kämpfen. „Sonja schien ihm schon seit Jahren unzufrieden zu sein. Es war ein schleichender Prozess gewesen, und oft war diese Unzufriedenheit von irgendeinem Aktionismus überlagert worden. Er hätte gerne gewusst, über welche Dinge sie nachdachte, während sie den Stau betrachtete, der vor ihnen entstanden war.“ (122)
Ihre Leben kreuzen sich im gleichen Hotel an einer Autobahnraststätte. Charmant und warmherzig bekommen wir erzählt, wie sie sich einander annähern. Und schließlich, wie aus mehreren gescheiterten Plänen ein neuer, gemeinsamer entsteht...
Diese Geschichte „Roadtrip“ zu nennen, finde ich leider eine unglückliche Wahl, denn die Weiterreise unserer fünf Hauptprotagonisten mitsamt ihren tierischen Begleitern nimmt nur einen kleinen und relativ unbedeutenden Teil davon ein.
Alles andere an diesem kurzen Roman ist jedoch sehr gelungen.
Die Autorin versteht es, jede einzelne Figur ernst zu nehmen und ihr Tiefe zu verleihen. Der Humor kommt trotzdem nicht zu kurz und findet sich insbesondere in den Dialogen mit dem Fisch wieder, dem eine ganz wichtige Bedeutung zukommt. Sie baut Wendungen auf, die im ersten Moment klischeehaft wirken und dann doch in letzter Sekunde eine andere Richtung einnehmen. Zu guter Letzt schenkt sie uns ein bewegendes Happy End – ach nein, sogar gleich mehrere Happy Enden! Und das ohne Klamauk, ohne Zuckerguss und ohne Kitsch.
Einfach das Leben.