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Ein spannendes Buch über Hedgefonds
Hedgefonds sind die großen Unbekannten an den Kapitalmärkten geblieben. Gerade in Deutschland ist das Wissen um die Anlegergruppe nicht weit verbreitet, wobei dieses mangelnde Wissen die Bildung von Verschwörungstheorien begünstigt. Insofern ist das im vergangenen Jahr im englischen Original vorgelegte und nun in deutscher Übersetzung erhältliche Buch von Sebastian Mallaby eine begrüßenswerte Lektüre. Der gebürtige Brite, der als Wirtschaftsjournalist und Wissenschaftler arbeitet, hat viele Stunden verbracht, um mit Managern von Hedgefonds zu sprechen und das Schrifttum über diese Anleger zu studieren.
Herausgekommen ist ein Wirtschaftssachbuch im angelsächsischen Stil, das die Materie in historischer Perspektive aufbaut und aus einer locker geschriebenen Kombination aus sachlicher Analyse und einem auf der Kenntnis der handelnden Personen beruhenden "Storytelling" besteht. So führt Mallaby den Leser durch die Geschichte der Hedgefonds und ihrer Macher, beginnend mit dem Pionier Alfred Winslow Jones, über frühe Titanen wie Michael Steinhardt, Julian Robertson und George Soros bis zu den modernen Meistern wie Jim Chanos und Ken Griffin.
Es sind Geschichten voller unerhörter Triumphe - man denke an die märchenhaften Renditen von Jim Simons' Fonds Medallion - bis hin zu fürchterlichen Fehlschlägen, unter denen bis heute der Untergang des einstmals gepriesenen Fonds LTCM steht. Deutlich wird auch, dass es "die" erfolgreiche Hedgefonds-Strategie nicht gibt. Robertsons Tiger-Fonds machte durch die Anwendung traditioneller Analysen von Aktienmärkten Milliarden. Medallion und viele andere auf Arbitrage ausgerichtete Fonds wollen mit hochgezüchteten Algorithmen kleine und kleinste Ineffizienzen an den Märkten für sich nutzen - und dies nicht selten in Sekundenschnelle. Soros' Quantum-Fonds suchte unter anderem durch die Politik bewirkte Verzerrungen von Marktpreisen, auf deren Korrektur er setzte.
Auch berühmte Marktteilnehmer kennen Berg-und-Tal-Fahrten. So wird in dem Buch detailliert beschrieben, wie Soros zusammen mit seinem Partner Stan Druckenmiller im Jahre 1992 die berühmte Spekulation auf eine Abwertung des britischen Pfund ins Werk setzte, wobei die Idee von Druckenmiller stammte, der damals den Quantum-Fonds von Soros mehr oder weniger führte. Dass Quantum alleine mit der Sterling-Spekulation eine Milliarde Dollar verdiente, ist seit langem bekannt. Weniger bekannt ist, dass Quantum mit einzelnen Währungsgeschäften sehr viel Geld verlor.
Immerhin machte die Sterling-Spekulation Soros auch außerhalb der Finanzwelt zu einer berühmten Person. In gewisser Weise dient er als Gesicht der Hedgefonds-Branche, auch wenn sich der gebürtige Ungar schon vor vielen Jahren aus dem aktiven Fondsmanagement zurückgezogen hat. Aber nicht nur Soros kommt in Mallabys Buch als eine Art Alphatier daher. Sehr erfolgreichen Hedgefonds-Managern ist Megalomanie häufig nicht ganz unbekannt, aber mindestens so häufig übersehen wird die unerbittliche Arbeitsdisziplin, die am Beginn nahezu jeder Erfolgsgeschichte steht. Und natürlich gehört auch Glück dazu.
Mallaby befasst sich auch mit der Rolle der Hedgefonds in der aktuellen Finanzkrise und mit ihrem politischen Einfluss. Den politischen Einfluss hält er für geringer als häufig vermutet, und auch für die Krise macht er Hedgefonds nicht verantwortlich. Vielmehr hat die Krise gerade viele Hedgefonds schwer getroffen, auch wenn sich die Branche insgesamt seit dem Frühjahr 2009 wieder erholt hat. Obgleich Regulierungen generell zögerlich gegenüberstehend, sieht er doch einen Regulierungsbedarf für sehr große Hedgefonds, weil der unkontrollierte Bankrott eines bedeutenden Marktteilnehmers durchaus systemische Folgen haben könne.
Wer vornehmlich an Verschwörungstheorien interessiert ist, wird an diesem Buch keine Freude haben. Wer dagegen ein ehrliches Interesse für die Welt der Hedgefonds besitzt und wissen will, wer diese Welt bevölkert, wird dieses Buch verschlingen wie einen spannenden Thriller.
GERALD BRAUNBERGER.
Sebastian Mallaby: Mehr Geld als Gott.
Finanzbuch Verlag. München 2011. 604 Seiten. 34,99 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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